Erneutes Expertengespräch zum Brandschutz im Nationalpark Harz

Die Nationalparkverwaltung hat Kreisbrandmeister und Vertreter der Landkreise erneut zu Gesprächen eingeladen.

Anlage von Brandschneisen im Nationalpark Harz während der akuten Brände im August 2022.
Anlage von Brandschneisen im Nationalpark Harz während der akuten Brände im August 2022. | Foto: Nationalpark Harz/ Dr. Roland Pietsch

Wernigerode. Auf welchen konkreten sachlichen und fachlichen Grundlagen ein mit allen drei, den Nationalpark Harz überlagernden Landkreisen abgestimmtes Waldbrandschutzkonzept für das Schutzgebiet aufbauen soll, war zentraler Punkt beim jüngsten Treffen des von der Nationalparkverwaltung koordinierten länderübergreifenden Arbeitskreises „Brandschutz im Nationalpark Harz“ in Wernigerode. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Nationalpark Harz hervor.



Nach den vielen bisherigen Gesprächen der letzten Monate gab es zu diesem Thema in unterschiedlichen Konstellationen nun abschließend Klarheit und Einigkeit herzustellen. An diesen Beratungen mit der Nationalparkverwaltung beteiligen sich die zuständigen Vertreter der Landkreise Göttingen, Goslar und Harz. In Rahmen dieser Treffen wird eine nationalparkweite Vorgehensweise im Bereich Waldbrandprävention angestrebt.

Brandschneisen nicht umsetzbar


Diesmal ging es zum einen um die Festlegung konkreter Ziele für den Brandschutz, zum anderen um die praktische Frage der Zuwegung zu möglichen Brandarealen. Bei diesem Punkt wurde übereinstimmend festgestellt, dass der Begriff „Brandschneisen“ in der öffentlichen Debatte vielfach falsch beziehungsweise missverständlich verwendet wird. Gemeinhin wird unter Brandschneise ein mehrere Meter breiter Streifen in Wäldern verstanden, wo die Menge des brennbaren Materials verringert wird, so dass diese Lücke ein für Feuer schwer überwindbares Hindernis bei der Ausbreitung eines Waldbrandes darstellt. Solche massiven Eingriffe ließen sich kaum mit dem strengen Schutzstatus in einem Nationalpark vereinbaren und seien in dem topografisch schwierigen Gelände mit technisch vertretbarem Aufwand überwiegend auch gar nicht umsetzbar. Zudem sei bekannt, dass solche Brände durch Funkenflug durchaus auch deutlich größere Distanzen überwinden können.

Nur im Bedarfsfall


Den Feuerwehren gehe es dagegen um etwas anders, erläuterte Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister im Landkreis Harz: „Wir müssen die Begrifflichkeiten entwirren. Was wir brauchen ist Zugänglichkeit im Einsatzfall, Bewegungsfläche für die Einsatzkräfte, verbunden mit der Vorhaltung von Löschwasser.“ Eine vorsorgliche Anlage von „Brandschneisen“ im Großschutzgebiet außerhalb von Siedlungsbereichen hielten die Teilnehmer des Treffens rein praktisch für nicht umsetzbar, weil der Aufwand schlicht zu hoch sei, zumal potenzielle zukünftige Brandstellen im Wald und damit der mögliche Einsatzraum der Feuerwehren im Voraus nicht zu ermitteln sei, es also gar keine Planbarkeit gebe. Schneisen wären im Brandfall entsprechend des dann jeweils akuten Bedarfs anzulegen, wie es auch bei den bisherigen großen Bränden schnell und effektiv erfolgt war.

Bereiche identifizieren, die im Brandfall unbedingt verteidigt werden sollen
Hauptanliegen des jüngsten Treffens war die konzeptionelle Konkretisierung von Maßnahmen, die in ein Brandschutzkonzept einfließen sollen. Dr. Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, dazu: „Die Schutzgebietsverwaltung wünscht sich eine fachliche versierte und ausgewogene Abstimmung weiterer Brandpräventionsmaßnahmen und ein unter den Partnern einheitliches Verständnis über deren konkreten Bedarf und die daraus resultierenden Kriterien, auf deren Grundlage wir dann weitere Brandschutzmaßnahmen ergreifen werden.“

Wichtige Bereiche müssen identifiziert werden


Auf Basis der gemeinsamen praktischen Erfahrungen mit den Bränden im Nationalpark Harz im vergangenen Sommer, eines inzwischen vorliegenden Gutachtens zum Großbrand in der Sächsischen Schweiz 2022 unter vergleichbaren Rahmenbedingungen sowie von Ergebnissen wissenschaftlicher Brandversuchen wurde nun gemeinsam festgelegt, dass als Grundlage eines Brandschutzkonzeptes zunächst die Bereiche im und am Nationalpark identifiziert werden müssen, die im Brandfall unbedingt verteidigt werden sollen. Dazu zählen vor allem die angrenzenden Ortschaften, aber auch besonders wertvolle Lebensräume. Andere Flächen könnten dagegen im Brandfall ggf. aufgegeben werden, um Einsatzkräfte keiner unverhältnismäßigen Gefahr auszusetzen, so die dahinterstehende Überlegung. Pietsch wies in diesem Zusammenhang auf die durch die Nationalparkverwaltung dazu bereits erfolgte Priorisierung hin. Absoluten Vorrang haben dabei der Schutz der Anwohner und Besucher des Gebietes sowie der Einsatzkräfte und Mitarbeiter) der Nationalparkverwaltung. Sehr hohe Priorität bei der Brandbekämpfung müssten außerdem der Schutz naturschutzfachlich besonders hochwertiger Bereiche, wie beispielsweise Moore und Moorwälder oder Fortpflanzungsstätten geschützter Arten wie dem Schwarzstorch haben.

Auch Totholz war wieder Thema


Die Nationalparkverwaltung hat bereits eine „Risikoanalyse“ zu Totholz im Bereich von Siedlungen vorgenommen. Nun bedarfs es derer fachlichen Bewertung durch die Brandschutzexperten als Grundlage möglicher weiterer konkreter Maßnahmen und deren Dimensionierung. Was die kontroverse Debatte um die von manchen geforderte Beseitigung von Totholz im Schutzgebiet angeht, stellte Uwe Fricke, der Goslarer Kreisbrandmeister, klar: „Realistisch betrachtet: Wir kriegen das Holz doch gar nicht aus der Fläche heraus. Das muss man akzeptieren. Man muss festlegen: Was sind die besonders schützenswerten Flächen, also Gebiete die unbedingt verteidigt werden müssen.“


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