Karstadt-Katastrophe in Goslar - Warum das letzte Wort noch nicht gesprochen ist

Die Ergebnisse der Verhandlungen mit dem Immobilieneigentümer des Karstadt-Warenhauses in Goslar könnten entscheidend dafür sein, ob Karstadt in Goslar bleiben kann oder für immer schließt.

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Karstadt in Goslar.
Karstadt in Goslar. | Foto: Marvin König

Goslar. Am gestrigen Mittwoch ereilte die etwa 100 Angestellten des Karstadt-Warenhauses in Goslar eine schreckliche Nachricht: Ihr Warenhaus soll für immer geschlossen werden. Nach Informationen der Gewerkschaft ver.di wohl noch dieses Jahr, frühestens zum Oktober. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir auf der Schließungsliste stehen", erklärt Betriebsratsvorsitzender Frank-Michael Voges unserer Online-Zeitung. "Es war schlimm. Es sind Tränen geflossen." Dennoch bestehe noch ein Funken Hoffnung für den angeschlagenen Warenhausriesen.


Seit 1905 besteht auf dem Areal des heutigen Galeria Karstadt-Kaufhof ein Warenhaus. Karstadt heißt es seit 1929. 1976 beginnt der Bau der noch heute bestehenden Architektur, an der sich wohl für immer die Geister scheiden werden. Im Jahr 2009 machten schon einmal Schließungsgerüchte die Runde, doch das Goslarer Warenhaus übersteht auch das. So sehr in Stein gemeißelt wie jetzt war es noch nie - Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, und die nächste brachliegende Immobilie am angeschlagenen Einkaufsstandort Goslar könnte im Herzen der Altstadt stehen.

Woran lag es?


Die Corona-Pandemie war vielleicht nicht der endgültige Todesstoß, aber laut Voges ein großer Faktor für die jetzige Situation: "Die Umsätze sind nicht mehr das, was sie vor der Pandemie waren. Das ist sicher nicht nur in Goslar so - die Leute kaufen verhaltener ein. Das Shopping ist nicht, wie es vorher war. Man geht nicht mehr los und schaut, was es Schönes gibt. Es wird das gekauft, was man braucht." Aufgeben wolle man nicht: "Wir hoffen, dass sich der Vermieter bewegt, sodass man diesen Kostenpunkt ein bisschen senken kann. Vor der Pandemie waren die Erträge eigentlich konstant. Und durch den Lockdown hatten wir nur Ausgaben, aber keinerlei Umsätze mehr." Sollten die Verhandlungen mit dem Vermieter positiv ausfallen, könnte es sein, dass Karstadt Goslar doch noch von der Liste der von der Schließung betroffenen Häuser verschwindet.

Städte und Gemeindebund appelliert an Vermieter


Knackpunkt sei auch in Goslar wie auch in vielen anderen Städten die Miete für die Gewerbeimmobilien. Karstadt habe bereits in vielen Städten versucht, mit den Vermietern zu sprechen. "Die haben natürlich alle unterschiedliche Vermieter, da ist natürlich auch die Resonanz unterschiedlich", erklärt Voges dazu. Auch der Städte- und Gemeindebund meldete sich dazu bereits zu Wort. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Samstag: "Überzogene Mietforderungen sind in Krisenzeiten fehl am Platz. Faire Mieten, die Einzelhandel und Gewerbe eine Zukunftsperspektive bieten, sind das Gebot der Stunde." Der Deutsche Städte- und Gemeindebund erwarte laut Landsberg, dass sich die Immobilieneigentümer mit dem Unternehmen auf akzeptable Rahmenbedingungen verständigen. Kommunen, Unternehmen, Insolvenzverwalter und Immobilieneigentümer sollten sich hierfür an einen Tisch setzen.

Doch wie man es auch nimmt, die Miete ist der letzte Strohhalm, an den sich Karstadt klammern kann. "Man kann letztendlich bei den Personalkosten was machen, man könnte an den Energiekosten und an den Mietkosten was machen. Bei den Energiekosten wird sich keiner mehr rühren und die Personalkosten sind schon heruntergefahren. Es bleiben nur noch die Mietkosten", fasst Voges zusammen. Wie erfolgversprechend das ist, steht in den Sternen - andererseits stellt sich an dieser Stelle auch die Frage, was einem Immobilieneigentümer ein leerstehendes Waschbetonmonstrum nützt. Doch am Ende liegt es nicht in der Hand von Karstadt.

Wie geht es weiter?


Wie es nun dem Personal ergehen wird, sei noch unklar. "Wir müssen uns jetzt erstmal sortieren, vieles kann man jetzt noch nicht genau sagen", so der Betriebsratsvorsitzende. "Rahmensozialpläne und Interessenausgleich und alles, was dazu gehört, müssen wir uns jetzt erstmal angucken. Ich musste die Leute gestern erst mal ein wenig auffangen, das war das Wichtigste." Wer Karstadt in der Zwischenzeit unterstützen will, solle einfach vorbeischauen und einkaufen. "Im Grunde ist das der Weg. Wir müssen jetzt sehen was kommt - die nächsten Tage werden noch spannend", erklärt Voges abschließend.


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