Kritik an Bahnhofsvorplatz-Plänen: Wozu braucht Goslar zwei Busbahnhöfe?

Mit Realisierung des vorliegenden Entwurfes würden außerdem 21 Parkplätze wegfallen. Ohnehin stelle sich die Frage, weshalb Goslar zwei Busbahnhöfe benötigt.

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Nutzungskonflikte vorprogrammiert? Auf der Südseite würden ausparkende Autos aus Sicht von Gerhard Feyerabend abfahrende Busse behindern.
Nutzungskonflikte vorprogrammiert? Auf der Südseite würden ausparkende Autos aus Sicht von Gerhard Feyerabend abfahrende Busse behindern. | Foto: Stadt Goslar

Goslar. Eigentlich sollte Goslars Bahnhofsvorplatz schon zur Expo im Jahr 2000 ein neues Gesicht bekommen - daraus wurde nichts. Gerhard Feyerabend, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland im Kreis Goslar (VCD) sieht in dem im März vorgestellten Entwurf (regionalHeute.de berichtete) große Probleme. Er prognostiziert nicht nur Kollisionen von Fußgängerströmen, auch Autofahrer und Busse kämen sich in die Quere. Ohnehin, so Feyerabend weiter, würden ganze 21 Parkplätze ersatzlos wegfallen. Und die vielleicht wichtigste Frage: Wieso braucht Goslar eigentlich zwei Busbahnhöfe?


Statt oppulentem Erweiterungsbau entstand seit 2000 lediglich ein Anbau mit Schnellrestaurant auf der vorhandenen Mittelinsel. Der dem Rat für den Projektfeststellungsbeschlusses vorgelegte Entwurf ist nicht neu - er wurde im wesentlichen bereits im Jahr 2016 vorgestellt. Gerechtfertigt wurde der Wegfall von 21 Kurzzeitparkplätzen an der Südseite der Mittelinsel und die Verengung des Ausfahrbereiches der Busse in der Präsentation damit, dass auf der freien Fläche zwischen Busausfahrt und der Einfahrt zum großen Parkplatz am Gleis 1 ein Parkhaus mit bis zu 270 Stellplätzen gebaut werden könnte.

Skizze in der Präsentation von 2016 für ein Parkhaus am Bahnhof. Durch Verengung der Busausfahrt könnte Platz für eine solche Immobilie geschaffen werden.
Skizze in der Präsentation von 2016 für ein Parkhaus am Bahnhof. Durch Verengung der Busausfahrt könnte Platz für eine solche Immobilie geschaffen werden. Foto: Stadt Goslar



Verkehrskonflikte vorprogrammiert


Man habe bei dem Entwurf wohl vergessen, Bürger und Fahrgastverbände zu beteiligen, leitet Feyerabend ein: "Vorgesehen ist eine Verkleinerung des Bahnhofsvorplatzes. Der Wegfall von 21 Kurzzeit-Parkplätzen - bisher 35 Plätze, nach Umbau nur 14 - ist auch keine Verbesserung." Viel wichtiger sei seiner Meinung nach jedoch, dass die vorgesehenen Bushaltestellen der Stadtbusse auf der Nordseite mit den Parkplätzen getauscht würden. "Sonst werden vor dem Bahnhofsgebäude Bus-Fahrgäste beim Aus-, Ein- und Umsteigen mit den hier zeitweise sehr starken Fußgängerströmen kollidieren", argumentiert Feyerabend und ergänzt: "Ein weiterer Vorteil eines Stellflächen-Tausches: Die Stadtbusse werden beim Abfahren nicht von aus- und einparkenden Autos behindert oder aufgehalten. Heutzutage leider sehr oft der Fall."

Parkplätze auf der Nordseite würden weiterhin sehr kurze Wege zur Bahnhofshalle und zum Reisezentrum gewähren. "Insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen sehr wichtig", betont der Verkehrsclubvorsitzende. "Auch die Anzahl von nur zwei Taxi-Einsteig-Plätzen ist unzureichend, da der Anfang hier häufig sehr groß ist", fügt Feyerabend mit Blick auf die Urlaubszeit, Feiertage und Ereignisse wie den Weihnachtsmarkt und den Verkehrsgerichtstag hinzu.

Wozu eigentlich zwei Busbahnhöfe?



Mehr Platz und Übersichtlichkeit - So sah der Bahnhofsvorplatz noch in den 80ern aus. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Großparkplatz und keinen ZOB an den Gleisen.
Mehr Platz und Übersichtlichkeit - So sah der Bahnhofsvorplatz noch in den 80ern aus. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Großparkplatz und keinen ZOB an den Gleisen. Foto: Gerhard Feyerabend



Abschließend stellt Feyerabend die Notwendigkeit des gesamten Unterfangens infrage. "In den 90ern wurde ein ZOB an den Gleisen gebaut, sechs Bussteige mit zwölf Busplätzen." Überdacht und modern, mit Fahrgastinformationsanzeigen, die inzwischen alle defekt sind. Kein seltenes Phänomen in Goslar, wie Feyerabend bemerkt. Die Anzeigen für freie Parkplätze im gesamten Stadtgebiet sind schließlich auch seit 2017 defekt und wurden inzwischen mit "witzigen Sprüchen" auf den nun immergrünen Ampeln für die Parkplatzauslastung versehen. "Den ZOB haben die Ratsherren gar nicht berücksichtigt. Der damalige Zweckverband Großraum Braunschweig (Heute Regionalverband Großraum Braunschwei) hatte schon damals gesagt, da sollen die Stadtbusse auch halten", erinnert sich Feyerabend. Das Argument dagegen sei jedoch gewesen, dass die Stadtbusse näher an der Stadt halten sollten, da die Stadtbusse nicht bis in die Stadt fuhren. Inzwischen halten die Busse jedoch beispielsweise am Jakobikirchhof. "Das ist kein Argument mehr. Die Leute, die mit dem Stadtbus zum Bahnhof fahren, die wollen auch zum Bahnhof. Und wer das nicht will, der fährt halt weiter. So wird das alles einfach nur eng und unübersichtlich."


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