Grimm warnt Regierung vor Eingriff in Strommarkt

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat die Bundesregierung eindringlich vor einer Strommarktreform gewarnt.

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Symbolbild. | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Berlin. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat die Bundesregierung eindringlich vor einer Strommarktreform gewarnt. "Wir müssen aufpassen, dass wir in dieser Krise nicht noch zusätzlichen Schaden anrichten", sagte die Ökonomin der Universität Erlangen-Nürnberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.


"In der jetzigen Situation den Strompreis vom Gaspreis zu entkoppeln, indem das Merit-Order-Prinzip abgeschafft wird, ist gefährlich." Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, betonte: "Der aktuelle Strompreis ist Ausdruck einer Angebotsknappheit. Das ist unangenehm, aber kein Fehler des Marktes. Ändern wir jetzt grundlegend das Marktdesign, dann werden wichtige Investitionen in neue Kraftwerke ausgebremst - und das Problem verschärft."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) plant eine grundlegende Reform des Strommarkts, um die Preise für Verbraucher zu dämpfen. Dafür sollen "Übergewinneffekte" im Strommarkt adressiert werden, die durch die sogenannte Merit-Order entstehen. Als Merit-Order wird die Einsatzreihenfolge der an der Strombörse anbietenden Kraftwerke bezeichnet. Kraftwerke, die billig Strom produzieren können, werden zuerst herangezogen - zum Beispiel Windkraftanlagen.

Um die Nachfrage zu decken, richtet sich der Preis aber nach den zuletzt geschalteten und somit teuersten Kraftwerken - derzeit sind dies Gaskraftwerke. Dadurch sind auch die Strompreise deutlich gestiegen. Ob Strom- und Gaspreise mit einer Reform "entkoppelt" werden können, ist aber fraglich. Würden die Preisfindung für die "günstigeren" Stromanbieter separat ablaufen, würden sich die Käufer voraussichtlich aufgrund des begrenzten Angebotes gegenseitig überbieten, bis auch wieder nahezu der Preis der Gaskraftwerke erreicht ist.

"Angesichts dieser Komplexität ist diese Reform eine mittelfristige und komplexe, da auch europäischer Partner und die europäische Ebene eingebunden werden müssen", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Grimm entgegnete, zur Senkung des Strompreises müssten andere Kraftwerke angeworfen werden, um den Einsatz von Gaskraftwerken von vornherein zu verhindern. "Durch die Aktivierung von Kraftwerkskapazitäten - etwa Kohle oder Atom - werden die Strompreise gesenkt", sagte die Wirtschaftsweise. Weil viele Politiker und Kommentatoren das Merit-Order-Prinzip nicht verstanden haben, wird oft kolportiert, eine Angebotsausweitung würde nichts bringen, weil der Strompreis angeblich ohnehin an den Gaspreis "gekoppelt" sei.




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