Große Verwirrung um Schließung der Geburtsstation

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Zumindest im nächsten Jahr sollen die Arbeitsplätze sicher sein. Foto: Klinikum Helmstedt
Zumindest im nächsten Jahr sollen die Arbeitsplätze sicher sein. Foto: Klinikum Helmstedt | Foto: Helios Klinik Helmstedt

Helmstedt. Am gestrigen Montag sorgte eine Pressemitteilung des Landtagsabgeordneten Jörn Domeier für viel Aufruhr. Er wies daraufhin hin, dass es schlecht stehe um die Gynäkologie des Helios Klinikums in Helmstedt. Das Klinikum reagierte auf die Vorwürfe – und gab vorläufig Entwarnung.


Schnelles Handeln


Am vergangenen Wochenende habe Domeier erfahren, dass der Helios St. Marienberg Klinik ein radikaler Einschnitt drohe. Es ging dabei um die Schließung der Gynäkologischen nebst der Geburtsabteilung.

Dies hätte sogleich sehr schlechte Nachrichten für den Landkreis bedeutet, denn so hätte es zu Engpässen in der Versorgungsleistung kommen können. Damit hätte der Landkreis auch deutlich an Attraktivität eingebüßt.

Domeier hatte deswegen erste Gespräche mit der gewerkschaftlichen Vertretung ver.di geführt und gemeinsam Gespräche mit Stadt und Landkreis angestrebt. Eine Veränderung im Klinikum sei bereits zum 1. Januar 2019 angedeutet worden, so war Domeier klar: „Zeit zum Taktieren bleibt da nicht. Wir müssen nun schnell gemeinsam im Sinne der Versorgungssicherheit für den Standort Helmstedt und natürlich für die Beschäftigten tätig werden.“

Gründe für eine Schließung nicht nachvollziehbar


Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer möglichen Schließung hätten sich allein aus der Tatsache ergeben, da zuvor erst in die Geburtsstation und den Kreißsaal investiert worden sei. Mit rund 400 Geburten sei auch die quantitative Zahl so, dass man von einer positiven Entwicklung sprechen könne. Der Helios-Standort Gifhorn oder aber auch das Städtische Klinikum in Wolfsburg könnten nicht als Maßstab dienen, da Helmstedt über keine kinderärztliche Station verfüge und viele Eltern, die den Geburtsort planten, aus medizinischen Gründen Helmstedt eben nicht den Vorrang gewähren würden, so Domeier. Er fügt hinzu: "Dennoch waren die Zahlen positiv und die internen Heliosziele von 500 Geburten oder mehr sind unrealistisch und zu hoch avisiert."

Seine Sorge wurde dem Landtagsabgeordneten allerdings zum Verhängnis. In den sozialen Netzwerken wurde er für seine Aussage scharf kritisiert, besonders, als das Klinikum die Vorwürfe plötzlich abstritt.

Das sagt das Klinikum


Mit der Pressemitteilung konfrontiert, äußert sich Klinikgeschäftsführer Matthias Hahn gegenüber regionalHeute.de wie folgt:


 Dieses Bild schickte das Klinikum als Zeugnis für die Umbaumaßnahmen: Der neue Kreißsaal mit Geburtswanne.
Dieses Bild schickte das Klinikum als Zeugnis für die Umbaumaßnahmen: Der neue Kreißsaal mit Geburtswanne. Foto: Klinikum Helmstedt


„Die Gerüchte, dass wir zum Jahresende unsere Gynäkologie und Geburtshilfe schließen, sind definitiv falsch und entbehren jeder Grundlage!

Stattdessen haben wir rund 1,68 Millionen Euro in den Bau und die Medizintechnik einer neuen und modernen Geburtsklinik investiert. Im Dezember werden unsere Baumaßnahmen für die neuen Kreißsäle und die Geburtsstation fertiggestellt sowie die neuen Räumlichkeiten eingeweiht und bezogen. In den vergangenen fünf Jahren sind die Geburtszahlen in Helmstedt stetig gestiegen. Erst im letzten Jahr haben wir mit 454 Geburten einen neuen Höchststand erreicht.

Ein Zeichen, dass die werdenden Mütter die wohnortnahe Entbindung mit der 1:1 Betreuung, die wir als vergleichsweise kleine Geburtsklinik unseren Müttern bieten können, sehr schätzen. Zudem teilen sich höchstens zwei Frauen, die zeitnah geboren haben, ein Zimmer. Daran wird sich auch nach Bezug der neuen Station nichts ändern. Unser Ziel sind über 500 Entbindungen in 2019.

Ich rechne fest damit, dieses wichtige Qualitätskriterium zu erreichen. Um dem steigenden Bedarf der Abteilung gerecht zu werden, erhöhen wir die Zahl der Betten der Gynäkologie und Geburtshilfe von 14 auf 17. Zudem halten wir seit Jahren unsere Zahl an Fachärzten und Hebammen, sodass wir unseren Müttern und ihren Babys weiterhin die gewohnte Kompetenz und umfangreichen Leistungen unserer Geburtsklinik gewährleisten können.“

Veronika Kochbemängelt Domeiers Vorgehen


 Veronika Koch.
Veronika Koch. Foto: Wahlkreisbüro Veronika Koch



Auch aus dem politischen Gegenlager folgte Kritik. Veronika Koch, CDU-Landtagsabgeordnete, bemängelte, dass Domeier zuvor nicht den Kontakt mit dem Klinikum gesucht habe, vor allem nicht, bevor er so eine Pressemitteilung veröffentlicht.

"Es ist mir unverständlich, dass vor der Veröffentlichung dieser Pressemitteilung nicht der Kontakt mit dem Klinikum aufgenommen wurde. Hierdurch wurden viele Menschen unnötig in Sorge versetzt und die Arbeit des Personals in unangemessener verunglimpfender Weise kritisiert", sagte Koch.

Positives Resümee


Doch genau darin lag wohl auch das Problem. Bislang habe sich das Klinikum sehr gedeckt gehalten, wenn es um Quoten ginge. Nun habe seine Recherche wenigstens hier Klarheit geschaffen, so Domeier gegenüber regionalHeute.de.. Endlich habe sich das Klinikum geäußert und zumindest für das kommende Jahr Entwarnung gegeben.

"Ich freue mich wie Bolle!" - Domeier

 Jörn Domeier.
Jörn Domeier. Foto: SPD


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