Katze Lilly angeschossen - Familie kämpft um ihre Gesundheit

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Katze Lilly kann nach dem Angriff eines unbekannten Täters mit einem Luftgewehr ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen. Mutter Britt-Inga Badjie und ihre Familie möchte alles tun, damit Lilly wieder ein schönes Leben führen kann. Fotos: Marvin König
Katze Lilly kann nach dem Angriff eines unbekannten Täters mit einem Luftgewehr ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen. Mutter Britt-Inga Badjie und ihre Familie möchte alles tun, damit Lilly wieder ein schönes Leben führen kann. Fotos: Marvin König

Braunschweig. Am 8. November kam es an der Saarstraße in Lehndorf zu einer schrecklichen Tat. Ein Unbekannter hat, den Tierarztuntersuchungen zufolge mit einem Luftgewehr, die drei Jahre alte Katze Lilly angeschossen. Das Tier ist seitdem querschnittsgelähmt. Die Familie sucht nun die Öffentlichkeit mit der Hoffnung, andere Tierhalter zu sensibilisieren, Lillys Geschichte zu erzählen und - so die große Hoffnung - vielleicht eines Tages den Täter zu finden.


Für die vierköpfige Familie, vor allem aber für den 9-jährigen, geistig behinderten jüngsten Sohn steht die Welt kopf. "Wer auch immer das war, er hat nicht nur der Katze etwas angetan, sondern der ganzen Familie", so die verzweifelte Besitzerin Britt-Inga Badjie. Am Freitag, den 8. November hatte die Besitzerin ihren pelzigen Begleiter zum letzten Mal gesehen. "Eigentlich hat sie nie weit weg gespielt, immer in den umliegenden Gärten und in Rufweite", erklärt Badjie. Als Lilly zu ihrer gewohnten Zeit noch nicht zu Hause war, wurden sie und ihre Kinder unruhig. Einer ihrer Söhne hat sie gegen 22 Uhr das erste Mal wiedergesehen. "Lilly liegt draußen auf dem Rasen", berichtete er seiner Mutter. "Ich sagte zu ihm, 'Quatsch, sowas macht sie doch nicht, es regnet.'" Anschließend vernahm man Schreie der verletzten Tieres: "Sie ist nur noch mit den Vorderpfoten am Boden entlang gerobbt. Wir haben sie ins Warme geholt, eingewickelt und gewärmt. Wir dachten erst, sie wäre von einem Auto angefahren worden."

Tierärzte stellen düstere Prognose


Ihr ältester Sohn setzte sich trotz der Uhrzeit sofort ins Auto und kam aus Wolfsburg nach Lehndorf, um seine Mutter und die Katze sicher zum Tierarzt zu bringen. Nachdem dieser ein Röntgenbild angefertigt hatte, stellte er die Diagnose, dass auf Lilly geschossen wurde. "Die Ärztinnahm einen Rasierapparat und legte das Einschussloch frei", ergänzt Badjie. "Wir waren verwundert, weil kaum Blut zu sehen war. Nur direkt in der Wunde und drumherum." Einen Unfall schließe die Tierhalterin zwar nicht aus, jedoch sei dies - auch nach eingehender Betrachtung durch die Tierärztin - unwahrscheinlich.

Nach Tierarztangaben sei wohl von oben auf die Katze geschossen worden. Nicht von einem Balkon, sondern aus nächster Nähe. Nur so sei es möglich, dass die Nerven geschädigt würden. Lilly blieb zur Beobachtung beim Tierarzt. Am nächsten Tag stellten die Mediziner eine düstere Prognose: Es sehe schlecht aus. Die Lähmung bleibt. "Es wurde uns fast schon nahe gelegt, sie einzuschläfern", erzählt die besorgte Mutter. Letztendlich blieb Lilly eine Woche beim Tierarzt, bekam Schmerzmittel und Medikamente.

"Ihr habt etwas gemeinsam."


Ihren jüngsten Sohn habe der Vorfall am meisten mitgenommen. Der 9-Jährige leidet unter einer geistigen Entwicklungsstörung. Seine Mutter, die eigentlich Kunststoffformgeberin bei VW gelernt hat, ist beruflich freigestellt und pflegt ihren Sprössling rund um die Uhr. Die Katzen helfen ihm bei seiner Entwicklungsstörung, erklärt die Mutter. Deshalb habe man Lilly und ihren Bruder auf Anraten des Lebenshilfe-Kindergartens von einer Familie übernommen, die sie nicht mehr haben wollten.

Inzwischen ist Lilly wieder daheim, jedoch in einem Laufstall, ausgelegt mit Inkontinenzvorlagen, da mit der Lähmung des Unterleibs auch Probleme beim Urinieren einhergehen. Fürden 9-Jährigen sei das alles sehr befremdlich gewesen, wie die Mutter vorsichtig ausdrückt: "Ich habe ihm dann erklärt; 'Schau mal, du bist ein Mensch mit Handicap und das ist eine Katze mit Handicap, da habt ihr etwas gemeinsam', und seit er das verinnerlicht hat, ist es für ihn okay"

Der Täter soll sich nicht sicher fühlen


[image=5e1778fa785549ede64e49a8]Am Montag darauf erstattete sie Anzeige gegen Unbekannt. Doch viel Hoffnung mache man sich nicht: "Die Polizei deutete schon an, dass das wahrscheinlich ins Leere laufen wird. Ich wüsste auch gar nicht, was man als Polizist dagegen unternehmen soll." Das liegt vermutlich auch daran, dass Tiere vor dem Gesetz noch immer als Gegenstände gelten, wie eine Sprecherin der Polizei zu diesem Fall erklärt: "Weil Tiere strafrechtlich als „Sachen“ bezeichnet werden, wurden Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und nach Paragraf 17 Tierschutzgesetz eingeleitet." Aus diesem Grund wendete sich die Lehndorferin an unsere Redaktion. Auch Flyer seien noch geplant, welche man in der Nachbarschaft verteilen möchte. "Wir möchten das nicht so hinnehmen. Ich will nicht, dass dieser Mensch sich sicher fühlt. Es wäre schön, wenn andere Menschen sensibilisiert werden, gut auf ihre Tiere und ihre Umgebung zu achten."

Das Sicherheitsgefühl in der Nachbarschaft hat nach dem Schuss auf Lilly für alle in der Familie gelitten. Gerade ihr 9-jähriger Sohn habe sich nach dem Vorfall kaum vor die Tür getraut. "Er traut es wirklich jedem zu", erklärt die Mutter. "Man sieht den nächsten Nachbarn plötzlich mit zwei Gesichtern. Das belastet schon sehr."

Familie startet Spendenseite für Lilly


Der unbekannte Täter hat nicht nur viel Herzschmerz verursacht, auch die Behandlungskosten belasten die Familie: 450 Euro würden allein für den Beobachtungsaufenthalt und die spezielle Betreuung fällig. Die Gesamtkosten belaufen sich - bis jetzt - auf etwa 710 Euro. "Wir können ja jetzt nicht sagen, du bist zu teuer, du musst Sterben", stellt Britt-Inga Badjie klar. Zum Glück habe man eine Ratenzahlung vereinbaren können. Das Ziel steht fest: "Wir wollen ihr das Leben lebenswert machen." Zu diesem Zweck habe sich der älteste Sohn damit befasst, Spenden für Lilly zu sammeln, damit dies auch in Zukunft so gut wie möglich gelingt. Die Spenden, die über die Seite für Lilly gesammelt werden, kommen direkt ihrer Rehabilitation zugute.

Ein Hoffnungsschimmer?


Wird ein Mensch krank, so verlange auch niemand, dass er am nächsten Tag wieder gesund ist. "Ich habe meinen Sohn nicht weggegeben, weil er eine Behinderung hat, also mache ich das mit der Katze auch nicht", Mit dieser Philosophie wolle man Lilly nun auf ihrem Weg zur Genesung helfen. Wenn man Lillys Hinterläufe berührt, scheine sie das nicht zu spüren. Aber: "Es gibt manchmal Reaktionen, wo sie ihre Hinterbeine anzieht", erklärt die Katzenhalterin erfreut. Dies kann als Anzeichen dafür gedeutet werden, dass die mit den Beinen verbundenen Nerven nicht völlig tot sind. Dieses unscheinbare Zeichen weckt Hoffnung: "Sie muss ja nicht komplett wieder laufen können, aber wenn sie wieder ein bisschen toben und alleine aufs Klo gehen kann, das wäre schon toll."


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