Klimafreundlicher Straßenbau? Braunschweiger Forscher arbeiten daran

Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Österreich und der Schweiz soll ein Bioasphalt entwickelt werden.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Braunschweig. Asphalt ist weltweit der wichtigste Baustoff für Straßen. In Deutschland bestehen etwa 95 Prozent aller Fahrbahndecken aus diesem Material – einem Gemisch aus Gesteinskörnungen und dem schwarzen Erdölderivat Bitumen. Wissenschaftler von TU Braunschweig, TU Wien und der Ostschweizer Fachhochschule wollen in einem Forschungsprojekt einen Bioasphalt entwickeln. Das berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung.



Bei diesem Bioasphalt ersetzen nachhaltige biologische Bindemittel das herkömmliche fossile Bitumen. Damit könnte der Kohlendioxid-Ausstoß bei der Herstellung des Asphalts deutlich reduziert und der Straßenbau insgesamt klimafreundlicher werden. Gefördert wird das Projekt von der VolkswagenStiftung mit rund 707.000 Euro.

Anteil an Frischbitumen nötig


Am Ende ihrer Nutzungsdauer nach planmäßig 30 Jahren werden Asphaltstraßen erneuert. Der alte ausgebaute Asphalt als Abfallmaterial kann dabei nach entsprechender Aufbereitung wiederverwendet werden. In Deutschland arbeitet die Asphaltbranche bereits mit einem Kreislaufsystem, bei dem 80 Prozent aller anfallenden Ausbauasphalte weiter genutzt werden. Bei der Wiederverwendung ist allerdings immer ein gewisser Anteil an Frischbitumen notwendig, um eine zufriedenstellende Leistungsfähigkeit des Asphaltbelags zu gewährleisten.

Mit dem Bioasphalt sollen die Recyclinganteile im Asphalt maximal erhöht sowie das bisher benötigte fossile Bitumen durch nachhaltige Ressourcen ersetzt werden.
Mit dem Bioasphalt sollen die Recyclinganteile im Asphalt maximal erhöht sowie das bisher benötigte fossile Bitumen durch nachhaltige Ressourcen ersetzt werden. Foto: Johannes Büchner / TU Braunschweig


Abhängig von der Erdölindustrie


Bitumen ist der Klebstoff, der die Gesteinskörner im Asphalt zusammenhält. Es ist ein schwarzes Erdölderivat, das an Raffinerien bei der Erdölverarbeitung anfällt. Damit sei der Asphaltstraßenbausektor derzeit vollständig von der Nutzung fossiler Brennstoffe abhängig. In Europa werden pro Jahr zehn Millionen Tonnen Bitumen für den Bau und die Instandhaltung von Asphaltbelägen verbraucht.

„Für die Herstellung einer Tonne Bitumen werden rund 1.000 Liter Wasser und 15.000 kWh Energie benötigt – das entspricht etwa dem durchschnittlichen jährlichen Energieverbrauch eines Haushalts in der EU“, sagt Professor Michael Wistuba, Leiter des Instituts für Straßenwesen der TU Braunschweig und Koordinator des Projekts. Darüber hinaus werden bei der Herstellung einer Tonne Bitumen 712 Kilogramm Kohlendioxid in die Luft abgegeben, was zu einem jährlichen Ausstoß von fast elf Millionen Tonnen Klimagas bei der Bitumenherstellung in Europa führt.

Recycelter Asphalt mit biologischen Bindemitteln


Im Forschungsprojekt NOBIT (No Bitumen) wollen die Wissenschaftler ein Technologiekonzept für einen sogenannten Bioasphalt entwickeln. Dieser nachhaltigere Baustoff soll nahezu vollständig aus aufbereitetem Ausbauasphalt bestehen, ergänzt durch biologische Bindemittel. Projektleiter Johannes Büchner: „Das Projekt verfolgt im Grunde genommen zwei Ziele: die maximale Erhöhung der Recyclinganteile im Asphalt sowie der Ersatz des bisher benötigten fossilen Bitumens durch nachhaltige Ressourcen.“ Aus internationaler Forschung sind bereits einige vielversprechende Rohstoffe für Biobindemittel bekannt, zum Beispiel Lignine, Harze und Pflanzenöle, die alle aus Industrieabfällen recycelt werden.

An dem Projekt arbeiten interdisziplinär das Institut für Straßenwesen der TU Braunschweig, das Institut für Materialchemie der TU Wien und das Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik der Ostschweizer Fachhochschule. Neben der Untersuchung materialtechnologischer Fragestellungen werden die Forschenden auch eine Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsbewertung des neuartigen Technologiekonzepts zur Überprüfung der ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen vornehmen. Am Ende des Projekts soll der neuentwickelte Bioasphalt in einer großtechnischen Mischanlage produziert und im Straßenbau auf zwei Testabschnitten validiert werden.

Weitere Informationen auf der Website des Instituts für Straßenwesen.


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