Lange Planungen für Bahnhalt Wendessen: Das sagen Bahn und Regionalverband

Das Verhältnis von vier Monaten Bauzeit zu fünf weiteren Jahren Planungszeit wird von Politik und Verwaltung kritisiert. regionalHeute.de fragte bei den Verantwortlichen nach.

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In Wendessen soll möglichst ein Kreuzungsbahnhof entstehen. Das erschwert die Planung. Symbolbild.
In Wendessen soll möglichst ein Kreuzungsbahnhof entstehen. Das erschwert die Planung. Symbolbild. | Foto: pixabay

Wolfenbüttel. Die Reaktivierung des Bahnhalts in Wendessen ist bereits seit 2016 im Gespräch. Der anvisierte Zeitpunkt der Fertigstellung wurde aber immer wieder verschoben von zu Beginn 2020 auf zuletzt Ende 2027. In Politik und Verwaltung der Stadt Wolfenbüttel zeigt man sich unzufrieden über die Entwicklung. In einer aktuellen Ratsvorlage heißt es, dass vor allem das Verhältnis von vier Monaten Bauzeit zu fünf weiteren Jahren Planungszeit den Bürgern nicht vermittelbar sei. Der städtische Bauausschuss gab in der vergangenen Woche einstimmig seine Beschlussempfehlung, dass die Verwaltung mit den zuständigen politischen Akteuren, Fachbehörden und der Deutschen Bahn AG Kontakt aufnimmt, um eine zügigere Realisierung des Bahnhaltes Wendessen zu fordern. Doch Bahn und Regionalverband Großraum Braunschweig teilen auf Anfrage von regionalHeute.de mit, dass man keine Möglichkeiten sehe, die Planungsphase zu beschleunigen.



Bereits im August 2016 hatte der damalige Niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies bei einem Ortstermin in Aussicht gestellt, dass der Bahnhof eventuell schon im Jahr 2020 den Betrieb wieder aufnehmen könne (regionalHeute.de berichtete). Wie Gisela Noske vom Regionalverband, die unsere Fragen in Absprache mit der Pressestelle der Bahn beantwortete, betont, könne nicht davon die Rede sein, dass die Planungen für das Projekt seit 2016 laufen würden. "Es gab immer wieder Wünsche und Ansätze, bislang aber keine Finanzierung", so Noske.

Planung habe erst 2021 begonnen


Im März 2019 hätten Land, Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, Deutsche Bahn und Regionalverband die Vereinbarung zur sogenannten „Stationsoffensive“ unterzeichnet. Damit sei erstmals eine Finanzierung sichergestellt worden. Danach habe die Bahn nach zahlreichen weiteren Abstimmungen eine europaweite Ausschreibung für die Planung durchgeführt. Das Planungsbüro sei Ende 2020 beauftragt worden und die Planung habe Anfang 2021 begonnen. "Das war zunächst Vermessung und Grundlagenermittlung. Derzeit läuft die Vorplanung", erklärt die Pressesprecherin weiter.


Doch wie kommt es zu einer so langen Planungsphase im Verhältnis zu einer relativ geringen Bauzeit? Wie man versichert, halte sich die Bahn an die im Bauwesen üblichen Planungsabläufe. Es gebe einen hohen Abstimmungsbedarf und eine Vielzahl von Prüfprozessen. "Der Regionalverband als Aufgabenträger wünscht an dieser Stelle die Planung für einen sogenannten Kreuzungsbahnhof", teilt Gisela Noske mit. Dies sei ein Bahnhof mit zwei Gleisen, damit zeitgleich zwei Züge aus verschiedenen Richtungen ein- und ausfahren können. Dieser werde erforderlich, um perspektivisch einen Halbstundentakt zwischen Braunschweig und Schöppenstedt anbieten zu können. Eine endgültige Entscheidung über einen Kreuzungsbahnhof sei aber noch nicht gefallen.

Umfangreiche Anpassungen der Sicherungstechnik


Die Planung sei aber sehr komplex und erfordere unter anderem umfangreiche Anpassungen der Sicherungstechnik und Trassierung der Strecke. Zu berücksichtigen sei auch die Planung für das Digitale Stellwerk im Harz-Weser-Netz. Die Genehmigung durch das Eisenbahn Bundesamt (EBA) sei auch notwendig. Man sehe daher keine Möglichkeiten, das Verfahren zu beschleunigen. "Die Stadt Wolfenbüttel und die Anlieger in Wendessen können dazu beitragen, indem sie den gesamten Planungs- und Bauprozess positiv begleiten", so Noske abschließend.


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