Mitarbeiter mit Behinderung bringen Jugendherbergen voran


Das Maskotchen der Jugendherbergen, Uwe Wemken (DJH-Regionalleiter Harz mit den Jugendherbergen Goslar und Hahnenklee), Uwe Rump-Kahl (Geschäftsführer der DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH und Leiter des Fachdienstes für berufliche Eingliederung), Tom Sommer, Ines Düber (Mitarbeiterin FBE), Astrid Hehlgans, Till Himstedt, Sophie Rollwage (Jugendherberge Braunschweig), Lea Behrens, Hendrik Menze (Vertrauensperson für Mitarbeiter mit Behinderung), Axel Krassmann (Leitung Jugendherberge Braunschweig). Foto: DRK
Das Maskotchen der Jugendherbergen, Uwe Wemken (DJH-Regionalleiter Harz mit den Jugendherbergen Goslar und Hahnenklee), Uwe Rump-Kahl (Geschäftsführer der DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH und Leiter des Fachdienstes für berufliche Eingliederung), Tom Sommer, Ines Düber (Mitarbeiterin FBE), Astrid Hehlgans, Till Himstedt, Sophie Rollwage (Jugendherberge Braunschweig), Lea Behrens, Hendrik Menze (Vertrauensperson für Mitarbeiter mit Behinderung), Axel Krassmann (Leitung Jugendherberge Braunschweig). Foto: DRK

Braunschweig. Nach der Jugendherberge Goslar hat auch das Haus in Braunschweig sich auf den Weg der Inklusion begeben und eine junge Mitarbeiterin mit Behinderung eingestellt. Im Frühjahr 2019 kam Lea Behrens als Praktikantin in die Jugendherberge Braunschweig, im Herbst erhielt sie einen Arbeitsvertrag. Sie ist die erste Mitarbeiterin mit einer Behinderung – aber sie soll nicht die einzige bleiben. Möglich sei dies auch durch das sogenannte Budget für Arbeit, wie das DRK Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung berichtet.


Lea Behrens arbeitete zunächst in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM); es sei immer ihr Wunsch gewesen auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Anstellung zu finden. „Diese Motivation ist eine der Voraussetzungen, damit wir im FBE mit jemanden zusammenarbeiten. Es kommt immer mal wieder vor, dass uns Klienten oder ihre Angehörigen aufsuchen und wir nach ein oder zwei Gesprächen merken, dass wir nicht zusammen passen“, berichtet Uwe Rump-Kahl, Leiter des Fachdienstes für berufliche Eingliederung (FBE) des DRK Wolfenbüttel. Der Dienst begleitet und gibt Hilfestellungen, aber die Suche nach einem Job und die Anzahl an Praktika, die manchmal durchlaufen werden, kann anstrengend sein. Daher achten die Jobcoaches darauf, aus welchen Gründen sich jemand an sie wendet.

Ihre Motivation sei eine absolute Bereicherung fürs Haus, erzählt Axel Krassmann, Leiter der Braunschweiger Jugendherberge. Wie viele Unternehmen in der Region muss auch er schauen, wie er Mitarbeiter für sein Haus findet und an sich bindet. Die positiven Erfahrungsberichte von Uwe Wemken, Leiter der Jugendherbergen in Goslar und Hahnenklee, hätten ihn dann überzeugt. „Es hat etwas gedauert, bis wir mit Frau Behrens den richtigen Arbeitsbereich für sie gefunden hatten, aber durch den FBE waren wir damit nicht alleine und konnten verschiedene Sachen ausprobieren“, erzählt er. Die intensive Unterstützung auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt sei durch das persönliche Budget möglich.

Budget für eine flexible Reha


Dieses Budget gebe es seit 2008. Anstatt auf eine bestimmte Leistung zur Rehabilitation festgelegt zu sein, können Menschen mit Behinderung es nutzen, um Leistungen alternativ zu einer WfbM zu wählen und legen selber fest, wie ihre Reha aussehen soll. Die DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH, zu der der FBE gehört, hat sich auf die Qualifizierung von Arbeitnehmern mit Behinderungen in Betrieben spezialisiert. „Das klassische Modell sah vor, angehende Arbeitnehmer erst zu qualifizieren und dann einen Job für sie zu suchen.

Ein anspruchsvoller Wechsel


Das funktioniert oft nicht: Der Wechsel beispielsweise aus einer Werkstatt (WfbM) in ein Unternehmen, in dem alles Laufen muss, um wirtschaftlich zu sein, ist anspruchsvoll. Daher gehen wir den Weg in den Job mit den Leistungsempfängern gemeinsam und schauen, wie ihr Platz im Betrieb, also auf dem Arbeitsmarkt, aussehen kann“, erklärt Rump-Kahl. Ist nach der Qualifizierung und Einstieg in den Job weiterhin Assistenz nötig, greift auch hierfür das Budget für Arbeit: Alternativ zu Leistungen in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) können die Mittel aus dem Budget für Arbeit eingesetzt und ein sozialversicherungspflichtger Arbeitsvertrag geschlossen und finanziert werden. Auch dauerhafte Minderleistung, wie es das Bundesministerium für Arbeit und Soziales beschreibt, kann dadurch ausgeglichen werden.

„Der Landesverband Hannover und Herr Dettmar als Geschäftsführer der DJH begleiten diesen Weg positiv“, berichtet Uwe Wemken, Leiter der Jugendherbergen in Goslar und Hahnenklee. Astrid Hehlgans war die erste, die zu einem festen Bestandteil des Teams wurde. Unterstützt von einer Arbeitsassistentin ist sie an mehreren Tagen in der Woche in der Küche der Herberge am Rammelsberg. Kurz nach ihr kamen Tom Sommer und Till Himstedt dazu. Jeder von ihnen hat seine eigene Nische gefunden: z.B. in der Küche, im Housekeeping oder im Hausmeisterbereich. „Wir mussten manche Arbeitsabläufe umdenken und schauen regelmäßig, ob wir gemeinsam neue Aufgaben ausprobieren. Davon profitiert aber das ganze Team, spätestens wenn sie merken, dass ihnen Aufgaben abgenommen werden. Unserer Erfahrung nach sind die Chancen, die wir durch Mitarbeiter mit Behinderung erhalten, viel größer als die tatsächlichen Nöte“, sagt Wemken. Über den Mangel an Fachkräften zu stöhnen und gleichzeitig die Tür für so viele Menschen die arbeiten wollen, zu verschließen, sei nicht zukunftsweisend.


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