Hannover. Am heutigen Mittwoch verständigten sich die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer und Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer vierstündigen Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Dabei wurde den einzelnen Ländern auch ein gewisser Spielraum gelassen. Was sich konkret in Niedersachsen ändert, verriet Ministerpräsident Stephan Weil in einer Pressekonferenz.
Weil sprach von einmaligen Einschränkungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Gemeinsam habe man geschafft, dass sich das Worst-Case-Szenario nicht verwirklicht habe. Die schon über Ostern befürchtete Überlastung des Gesundheitssystem sei nicht eingetreten. Doch man befinde sich auf dünnem Eis. Deshalb könne man nur schrittweise die Auflagen lockern. So bliebe das sogenannte Kontaktverbot bestehen. „Ich bitte die Menschen in Niedersachsen um Verständnis dafür, dass die bereits geltenden deutlichen Beschränkungen der Kontakte zwischen nicht in einer häuslichen Gemeinschaft lebenden Personen bis zum 3. Mai aufrechterhalten bleiben", so der Ministerpräsident. Das bedeutet: Aufenthalt im Freien nur mit einer weiteren, nicht im eigenen Haushalt lebenden Person und strenge Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern. Das gelte auch für religiöse Zusammenkünfte.
Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August
Auch für den Bereich Gastronomie und Hotelerie bleibt es bei den strengen Auflagen. Stephan Weil stellte aber in Aussicht, dass es in der nächsten Konferenz Ende April vielleicht schon anders aussehen könne. Ganz schlechte Nachrichten gibt für die Veranstaltungsbranche. Für Großveranstaltungen gelte ein Verbot bis Ende August. Was eine Großveranstaltung sei, ist zwar bisher nicht definiert, aber in der Pressekonferenz sprach Weil von einer Anzahl ab 1.000 oder 2.000 Teilnehmern.
Erleichterung gibt es dagegen für den Einzelhandel. Vom 20. April an dürfen alle Geschäfte bis 800 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie unabhängig von der Verkaufsfläche Kfz- und Fahrradhändler und Buchhandlungen mit strengen Hygieneauflagen und Zugangssteuerungen wieder öffnen. „Ich setze darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger hier bei uns in Niedersachsen sehr verantwortungsvoll mit dieser schrittweisen Öffnung des Einzelhandels umgehen werden“, so Ministerpräsident Weil eindringlich. „Was wir gar nicht brauchen, sind lange Shoppingausflüge, wer kann, sollte potentielle Stoßzeiten vermeiden.“ Die Friseure sollen ab Anfang Mai wieder öffnen dürfen.
Tragen von Alltagsmasken dringend empfohlen
Umsichtiges und achtsames Verhalten sei beim Einkaufen und insbesondere auch im Öffentlichen Personennahverkehr unbedingt erforderlich, unterstrich der Ministerpräsident. „Beim Einkauf und im ÖPNV wird das Tragen von Alltagsmasken dringend empfohlen. So können wir das Risiko von Infektionen durch diejenigen verringern, die das Virus in sich tragen, ohne dabei Symptome aufzuweisen. Ich bitte die Bürgerinnen und Bürger darum, dass sie nicht versuchen, an medizinische Schutzmasken zu kommen, diese müssen unbedingt den Beschäftigten in unseren Krankenhäusern und in den Alten- und Pflegeheimen vorbehalten bleiben.“
Der Schulbetrieb soll nach und nach wieder aufgenommen werden. Ab 27. April soll dies für die Abschlussklassen möglich sein. Ab Anfang Mai soll es dann mit den Klassen darunter weiter gehen. Die Kitas bleiben dagegen noch längere Zeit geschlossen. Dafür solle die Notbetreuung ausgeweitet werden.
Die Isolation in den Heimen verringern
Auch Menschen in Pflegeheimen und in Senioren- und Behinderteneinrichtungen müsse er leider, so der Ministerpräsident, um Verständnis bitten, dass aus Gründen des Infektionsschutzes Einschränkungen weiter notwendig seien. Es sei allerdings vorgesehen, zusammen mit Fachärzten für Krankenhaushygiene für die einzelnen Heime jeweils Konzepte zu entwickeln, um die für die Betroffenen und ihre Angehörigen schon jetzt schwer zu ertragende soziale Isolation zu verringern.
„Wir werden in den nächsten zwei Wochen die Entwicklung der Infektionszahlen und der Krankenhausbelegung in Niedersachsen sehr genau beobachten“, kündigte Stephan Weil an. Bei einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen beziehungsweise der Ausbreitungsgeschwindigkeit müssten Lockerungen eventuell auch wieder zurückgenommen werden.
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