Neue Schlossplatz-Idee: Das sagen die Fraktionen

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Die Fraktionen äußern sich zum Vorschlag der AfD, die Häuserfunde auf dem Schlossplatz in den Umbau zu integrieren. Foto: Anke Donner
Die Fraktionen äußern sich zum Vorschlag der AfD, die Häuserfunde auf dem Schlossplatz in den Umbau zu integrieren. Foto: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Die AfD im Rat der Stadt würde es gerne sehen, dass die Grundrisse der Häuser, die man kürzlich auf dem Schlossplatz fand, dreidimensional nachgestellt und Geschichte so erlebbar gemacht wird. Im städtischen Bauausschuss hatte man die Diskussion über einen entsprechenden Antrag vertagt. Die Politik äußerte sich auf Nachfrage von regionalheute.de dennoch zu der Idee.


Der Fund der etwa 60 Häuser, beziehungsweise die Überreste davon, sollten laut eines Vorschlags der AfD im Rat der Stadt in die Neugestaltung des Schlossplatzes einfließen. Man könne beispielsweise, so die AfD, die Grundrisse dreidimensional rekonstruieren und als Erlebnisplatz zugänglich machen. Als Beispiel verweistdie AfD auf Regensburg.

Im Bauausschuss am vergangenen Dienstag wurde der Antrag aufgrund des „zu späten Einreichens" der AfD nicht thematisiert. Als Dringlichkeitsantrag wollte die AfD den Vorschlag dann aber auch nicht behandelt haben. Nun soll er in einer der kommenden Sitzungen wieder auf den Tisch kommen. regionalHeute.de hat aber bei den Ratsfraktionen schon einmal nachgefragt, wie der Vorschlag ankommt.

Winfried Pink, Fraktionsvorsitzender der CDUim Rat der Stadt:


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Winfried Pink. Foto: CDU



Winfried Pink, Fraktionsvorsitzender CDU im Rat der Stadt, erklärt, dass man seitens der CDU erst in der kommenden Woche ein Statement abgeben wolle, da die nächste Fraktionssitzung erst am23. August stattfinde. "Eine persönliche Wertung möchte ich nicht abgeben", ließ Winfried Pink wissen.

Ralf Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt:


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Ralf Achilles. Foto: Privat



"Grundsätzlich möchte ich dazu anmerken, dass die Bemerkung, dass das Ganze „mit wenig finanziellem Aufwand“ herzustellen sei, wohl kaum so zutreffen wird. Für die Umgestaltung des Schlossplatzes gibt es eine Förderkulisse, die die Stadt Wolfenbüttel zu beachten hat. Die angesprochenen “neuen“ Pflasterungen und „Hervorhebungen“ müssten nicht nur geplant, sondern auch mit den beteiligtenausführenden Firmen besprochen werden. Das würde sicherlich auch zu Verfristungen führen, was das Ausbleiben von Geldern nach sich ziehen würde. All dies ist, auch für einen unbeteiligten Beobachter, sicherlich dazu geeignet, die Fertigstellung des Platzes in weite Ferne rücken zu lassen. Das kann nicht im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und der Stadt Wolfenbüttel sein.

Der Vergleich mit anderen Städten, wo ähnliche Projekte verwirklicht wurden, hinkt, da diese Projekte in den Ausführungsplanungen mit berücksichtigt werden konnten. Alles weitere müssen die Beratungen in den beteiligten Fachausschüssen ergeben."

Rudolf Ordon, FDP im Rat der Stadt:


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Rudolf Ordon. Foto: Privat



"Eine grundsätzlich gute Idee. Wichtig ist aber noch die Frage, wo die Kanonen aufgestellt werden sollen. Die standen vor dem Zeughaus, dort gehören sie auch hin, den im Zeughaus (Arsenal) wurden früher Waffen und Geräte aufbewahrt."

FlorianRöpke, Gruppe Linke/Piraten im Rat der Stadt:


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Florian Röpke. Foto: Stadt Wolfenbüttel/Thorsten Raedlein



"Ganz grundsätzlich halten wir eine Überplanung des Schlossplatzes, wie es die AfD beantragt, zum jetzigen Zeitpunkt für unverantwortlich und die dadurch entstehende Verzögerung in der Fertigstellung den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber für nicht vermittelbar. Dann ist es auch nicht so, dass die dortigen Wohnhäuser unbekannt waren und erst jetzt gefunden wurden. Dass dort 60 Häuser gestanden haben, war bereits bekannt, dass noch etwas von ihnen übrig ist, das war die Neuigkeit der letzten Wochen und diese Neuigkeit rechtfertigt für uns die beantragte Umplanung und damit einhergehende zeitliche Verzögerung nicht.

Wir möchten noch einige Kleinigkeiten kommentieren:

- Herr Dr. Wolfrum beschreibt den zukünftigen Schlossplatz als „steril, glatt und fad“. Im Sinne der Barrierefreiheit ist es sehr sinnvoll, dass der Platz "glatt" ist. Unser Gesamteindruck ist allerdings, dass er dadurch und insgesamt weder "steril", noch "fad" wirkt.
- Herr Dr. Wolfrum spricht von „exorbitant hohen Gesamtkosten des Schlossplatzumbaus“. Der Umbau ist natürlich nicht günstig, gewaltig und außerhalb der Maßstäbe - exorbitant meint dies - ist er aber ganz bestimmt nicht.
- Herr Dr. Wolfrum schreibt, die Anschaffung der Infobox wäre damals im Stadtrat mit „rausgeschmissenem Geld“ kommentiert worden. Dieser Vorwurf ist gefallen - wir hielten und halten ihn für falsch. Allerdings gehört hier zur Wahrheit ebenfalls, dass eine große Mehrheit im Rat diese Infobox haben wollte - sonst würde es sie ja nicht geben.
- Herr Dr. Wolfrum sagt, er sehe in der Infobox selten interessierte Bürger. Das kann natürlich sein. Ich selbst sehe dort hingegen regelmäßig interessierte Bürgerinnen und Bürger. Zudem sollte sich Herr Dr. Wolfrum nochmal Sinn und Zweck der Infobox ins Gedächtnis rufen, diese soll hauptsächlich Großbaustellen mit Informationen für Bürgerinnen und Bürger begleiten und eben kein Mini-Museum sein.

Stefan Brix, Fraktionsmitglied Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt:


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Stefan Brix, Bündnis 90/Die Grünen, Portrait. Foto: Sophie Gittermann



"Der AfD-Vorschlag erscheint zwar auf den ersten Blick attraktiv und wirkt so, als ob die Wolfenbütteler Geschichte gewürdigt wird, aber für den vorgeschlagenen Aufwand sind die Funde nach bisherigem Kenntnisstand einfach zu unbedeutend. Im Wolfenbütteler Untergrund finden sich fast überall Fundamente vorangegangener Bauwerke, Kanalisationen, ja sogar kleine Hafenanlagen der früheren Grachten.

Die Funde auf dem Schlossplatz rechtfertigen keinesfalls die Änderung einer Planung, die zwar gern schlechtgeredet wird, in Wirklichkeit aber viele Gestaltungsziele erreicht und Funktionen ermöglicht: Aufenthaltsqualität, Möglichkeit zur Durchführung von Veranstaltungen und vor allem Inszenierung der "Dammfeste", also des Quartieres von Schloss, Dammtor/Löwentor, Zeughaus sowie Bibliothek und Lessinghaus.

Selbstverständlich müssen die Funde auf dem Schlossplatz dokumentiert und gesichert werden, aber sie sind eben kein Grund, die Platzgestaltung gravierend zu verändern und damit andere, lange abgestimmte Planungsziele aufzugeben. - Zumal die Kosten dafür in dieser späten Projektphase erheblich sein dürften.

Die Idee, die Funde mit Hilfe von Smartphones oder Tablets vor Ort in Bildern erlebbar zu machen findet die Ratsfraktion der Grünen dagegen attraktiv. Aber auch dabei sind die jetzt gemachten Funde nur ein Aspekt einer solchen Darstellung, ebenso sollten dann andere Abschnitte der Geschichte des Platzes im Bild vor Ort präsentiert werden. Wie das aussehen kann, zeigt eine Präsentation des "Schlossplatz zu Wolfenbüttel um 1740" aus dem Jahre 2007 (letzter Vortrag darüber war 2013 im Rathaus) vom damaligen Leiter des Museums im Schloss Dr. Hans-Henning Grote."

Klaus- Dieter Heid zum Antrag seiner Fraktion:


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Klaus-Dieter Heid. Foto: privat



"Es stimmt: der Antrag der AfD-Fraktion, den historisch wertvollen Fund entsprechend optisch für Bürger und dringend benötigte Touristen aufzuwerten, kam spät. Spät, weil man eben nicht „vor der Entdeckung“ wusste, dass es einen Fund dieser Wertigkeit aus dem 16. Jahrhundert geben würde.

Und wenn der Stadtbaurat Ivica Lukanic durchblicken lässt, dass der Antrag „nur schwer realisierbar sei“, heißt dass übersetzt, dass es noch immer möglich ist. „Kaum realisierbar“ heißt eben nicht, dass das Vorhaben gar nicht realisierbar ist und erfordert dann eben entsprechendes planerisches und bauliches Engagement, wenn man wirklich an einem touristisch wertvollen Konzept mit erheblichem Langzeitnutzen interessiert ist.

Stadtbaurat Ivica Lukanic sagt, dass man überlegen müsse, „…wie viel einem das wert sein“. Er verweist auf bauökonomische Aspekte, auf die auch die Fraktion der AfD verweist, denn letztendlich bedeutet Bauökonomie, dass die Gesamtheit aller Handlungen der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen soll. Aus Sicht der AfD wäre dies mit der Umsetzung des Antrages durchaus der Fall, weil die jetzt noch mögliche Kombination aus historischer Darstellung und Einbeziehung in ein gesamt-bauökologisches Konzept insbesondere die weit über die Grenzen Wolfenbüttels hinausgehenden touristische Wertigkeit fördert.

Am gezeigten Beispiel Regensburgs wird sehr deutlich, wie nicht nur eine Akzeptanz der Regensburger, sondern auch ein unschätzbarer Nutzen für die Außendarstellung möglich werden kann – wenn man nur will!

Die Fraktion der AfD regt an, dieses Konzept zeitnahe auch den Wolfenbütteler Bürgern nahezubringen, um von jenen Menschen Diskussionsbeiträge zu erhalten, die letztendlich mit oder ohne dieses historische Erinnerungselement leben dürfen oder müssen.

Dass die Umsetzung Zeit erfordert, darf nicht heißen, dass man vorschnell aufgibt, sondern dass man jetzt beweist, was Flexibilität zum Nutzen der Menschen in Wolfenbüttel bedeutet. Eine „eilfertige und wahrscheinlich ablehnende“ Reaktion wird von der AfD nicht gefordert und nicht gewünscht, da unbedingt eine öffentliche Reaktion – wie auch immer sie ausfallen mag – erforderlich ist."

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https://regionalwolfenbuettel.de/schlossplatz-afd-antrag-kaum-realisierbar/

https://regionalwolfenbuettel.de/nach-haeuserfund-3d-gestaltung-soll-mittelalter-greifbar-machen/?utm_source=readmore&utm_campaign=readmore&utm_medium=article


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