Niedersachsen schafft eigene Löschflugzeuge zur Waldbrandbekämpfung ab

Die Entscheidung stößt auf Kritik - und die Waldbrandsaison startet bald wieder.

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Die Löschflugzeuge waren am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg stationiert.
Die Löschflugzeuge waren am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg stationiert. | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Die Entscheidung des Landes Niedersachsen, den Vertrag über die Bereitstellung von zwei Löschflugzeugen zur Waldbrandbekämpfung nicht zu verlängern, hat sowohl auf politischer als auch auf regionaler Ebene für Verärgerung gesorgt. Die Löschflugzeuge, die bis 2024 in Braunschweig stationiert waren, sollten eigentlich als Reserve für Katastrophenfälle und EU-weite Einsätze bereitstehen.



Doch der Bund zog die Mitfinanzierung zurück, und das Land Niedersachsen erklärte, dass die Flugzeuge nicht mehr benötigt werden. Das wirft Fragen auf, insbesondere in Anbetracht der zunehmenden Waldbrandgefahr, die durch die Klimakrise verstärkt wird.

Sachlage und kritische Stimmen


Das Innenministerium erklärte auf Anfrage von regionalHeute.de, dass der Bundeszuschuss aufgrund fehlender Haushaltsmittel nicht weiter bewilligt wurde. Die Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, äußerte in einer Pressemitteilung des Innenministeriums, dass Niedersachsen „auch ohne Löschflugzeuge gut aufgestellt“ sei, insbesondere durch Investitionen in Hubschrauber und spezialisierte Feuerwehr-Ausrüstung zur Vegetationsbrandbekämpfung.

Hoffnung damals noch nicht "verflogen"


Entgegen der jetzigen Entwicklung war Niedersachsen noch bis Mitte 2024 aktiv in die Luftbrandbekämpfung eingebunden, so berichteten wir in einem früheren Artikel. Zwei Löschflugzeuge des US-amerikanischen Typs AT 802, ein Propellerflugzeug, waren im Rahmen des rescEU-Programms am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg stationiert und unterstützten Einsätze in Niedersachsen und Europa.

Zusätzliche Standorte wie Leer-Papenburg und Hattorf dienten als Secondary Bases, um die Einsatzfähigkeit zu erhöhen. Neben den Löschflugzeugen stand ab April 2024 ein privater Hubschrauber mit 1.000-Liter-Löschwasserbehälter bereit, ergänzt durch die luftgestützte Brandbekämpfung der Landespolizei.

So teilte Behrens im Frühling 2024 mit: „Die niedersächsische Löschflugzeugstaffel hat sich bewährt! So ist es nur folgerichtig, dass uns die EU auch in diesem Jahr wieder den Zuschlag für die Stationierung in Niedersachsen erteilt hat“. Dennoch wurde das Programm nicht verlängert, was in waldbrandgefährdeten Regionen auf Kritik stieß.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens und Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Juni 2023 bei der Vorstellung der Löschflugzeuge am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens und Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Juni 2023 bei der Vorstellung der Löschflugzeuge am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Foto: Rudolf Karliczek


Die Entscheidung trifft bei Experten und Feuerwehrleuten für Unverständnis. So bedauert beispielsweise der Brandmeister des Harzkreises, Kai-Uwe Lohse, den Verlust der Löschflugzeuge. Insbesondere im Harz, einem Gebiet mit häufigen Waldbränden, sei die Hilfe aus der Luft von unschätzbarem Wert. In den Jahren 2023 und 2024 flogen die in Braunschweig stationierten Flugzeuge bei Einsätzen in Griechenland, Mazedonien und im Harz. Kritiker argumentieren, dass der Verzicht auf diese Luftunterstützung angesichts der steigenden Waldbrandgefahr ein Fehler sei.

Klärung durch das Innenministerium


Weiterführend auf die Anfrage an das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport erklärte Pressesprecher Oliver Grimm in der Pressemitteilung, dass die Entscheidung zur Nicht-Verlängerung des Vertrages nicht nur auf finanziellen Gründen beruhte. Neben den fehlenden Haushaltsmitteln des Bundes sei auch die Nutzung der Flugzeuge aus fachlicher Sicht in Niedersachsen hinterfragt worden. „Die Flugzeuge kamen 2023 und 2024 nur einmal im Harz zum Einsatz und wurden ansonsten überwiegend für Einsätze im Ausland verwendet“, hieß es in der Mitteilung. Aus der Perspektive des Ministeriums sei der Betrieb von Hubschraubern für die spezifischen Anforderungen in Niedersachsen effizienter. Diese Hubschrauber könnten schneller befüllt werden und hätten eine größere Einsatzflexibilität. Zudem sei der Betrieb von Löschflugzeugen in Niedersachsen mit hohen Kosten verbunden, die nicht durch die geringen Einsatzzahlen gerechtfertigt seien.

Das Ministerium betont, dass Niedersachsen trotzdem gut auf die Waldbrandbekämpfung vorbereitet sei. So stünden zwei Hubschrauber der Landespolizei zur Verfügung, die auch für die Vegetationsbrandbekämpfung eingesetzt werden können. Zudem hat das Land eine neue Ausrüstung für den Vegetationsbrandbereich mit 2,4 Millionen Euro gefördert und plant, weitere Hubschrauber zu beschaffen. Für größere Einsätze seien zudem Maschinen von Drittanbietern verfügbar.

Alternative Lösungsansätze und Zusammenarbeit mit Sachsen-Anhalt


Besonders im Harz, wo Waldbrände eine ständige Bedrohung darstellen, haben sich alternative Lösungen bereits in Form von Kooperationen mit anderen Bundesländern entwickelt. Der Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt hat bereits einen Vertrag für ein Löschflugzeug mit einem polnischen Anbieter abgeschlossen, das bis 2028 stationiert ist und somit im Notfall auch für Einsätze in Niedersachsen zur Verfügung stehen könnte. Das Innenministerium versichert, dass es auch weiterhin die Möglichkeit gibt, auf diese Ressourcen zurückzugreifen.

„Im Falle eines größeren und länger andauernden Brandes wird die Unterstützung durch den EU-Katastrophenschutz oder durch Absprachen mit anderen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt ermöglicht“, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Auch der Landkreis Goslar habe die Möglichkeit, auf das polnische Löschflugzeug des Harzkreises zurückzugreifen, sollte dies notwendig werden, so das Innenministerium.