Praxisnahe Entscheidungshilfen zum Umgang mit künstlicher Ernährung


von links: Markus Lenz Christina Brandes Nele Wohlfeil und Dr Peter Tarillion. Foto: Privat
von links: Markus Lenz Christina Brandes Nele Wohlfeil und Dr Peter Tarillion. Foto: Privat



Peine. Mitglieder des Ethiknetzes Peine stellten im Rahmen einer öffentlichen Präsentation im Peiner Schwan einen neuen Ratgeber zum Thema künstliche Ernährung vor. Mehr als 30 Interessierte informierten sich über Chancen, Grenzen und Risiken, die sich zum Beispiel durch die Anlage einer PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) ergeben.

Zunächst führten Nele Wohlfeil, Vorstandsmitglied des Palliativnetzes Peine sowie Markus Lenz, Mitglied im Ethiknetz, in die Arbeit des Ethiknetzes Peine ein, das sich bereits vor vier Jahren unter dem Dach des Palliativnetzes entwickelte. Fachübergreifend haben sich seitdem Mediziner, Juristen, Theologen und Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen ausbilden lassen, um auf Anfrage in medizinisch-ethischen Fragen und bei schwierigen Entscheidungen zu beraten und zu begleiten.

Häufig geht es dabei um die Verhältnismäßigkeit einer künstlichen Ernährung am Lebensende. Zudem bietet das Ethiknetz regelmäßig Fortbildungen an und erstellt ethische Handlungsempfehlungen.

Dr. Peter Tarillion, Chefarzt der Gastroenterologie am Klinikum Peine, und Christina Brandes, Einrichtungsleitung der DRK-Pflegeheime in Oelheim und am Stadtpark, informierten zudem über den medizinischen Kontext und einige interessante Statistiken, bevor sie den neu erstellten Flyer vorstellten. „Sicherlich wird Ihnen im konkreten Fall niemand die Entscheidung für oder gegen eine Magensonde abnehmen können, aber es ist wichtig, sich zu bestimmten Fragestellungen zu informieren und beraten zu lassen“, sagte Brandes. Natürlich sei heutzutage die künstliche Ernährung eine großartige Möglichkeit, Patienten beispielsweise im Rahmen einer Krebstherapie ausreichend versorgen zu können. „Es wird aber im Einzelfall immer zu klären sein, wie sinnvoll die Anlage einer Sonde zum Beispiel bei Menschen mit Demenzen ist, denn eine PEG-Sonde ist nicht unmittelbar eine lebensverlängernde Therapie“, betonte Dr. Tarillion. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall, denn Erhebungen in anderen Ländern haben gezeigt, dass Patienten mit dementiellen Symptomen nach der Anlage einer Magensonde statistisch sogar früher verstarben. So rät Christina Brandes: „Denken Sie zuerst über Alternativen bei der normalen Ernährung nach: schon die Verabreichung von weicheren Speisen sowie Molekularkost können bereits gute Alternativen sein.“

Die Handreichung ist ab sofort in fast allen Pflegeeinrichtungen, in der Geschäftsstelle des Palliativnetzes an der Gunzelinstraße 29c sowie beim Hospizverein im Winkel 31 kostenlos zu erhalten.


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