In den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland wurden die Überschüsse des Bundeshaushaltes als „Juliusturm“ bezeichnet. Dass die Zeiten voller Staats- bzw. Stadtkassen vorüber sind, hat sich offensichtlich in Wolfenbüttel noch nicht überall herumgesprochen, folgt man der Diskussion über die geplante Öffnung des Hausmannsturmes des Schlosses.
Seit Jahrzehnten besitzt der etwa 30 m hohe Hausmannsturm keinen öffentlichen Zugang, ohne dass vielen Wolfenbüttelern der Blick von dort über Teile der Altstadt gefehlt hätte. Dies könnte sich möglicherweise ändern, wenn der Rat der Stadt etwa 240.000 Euro allein für die notwendigen Baumaßnahmen bereitstellen würde. Nicht inbegriffen sind die laufenden Ausgaben für den Unterhalt, die Reinigung und das Personal, das den Zugang regelt, denn dies ist erforderlich, da höchstens sechs Personen gleichzeitig die Plattform nutzen können. Über den Eintrittspreis können weder der Umbau noch der Unterhalt refinanziert werden, so dass dauerhaft Geld aus dem städtischen Haushalt zugeschossen werden muss. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich auch die Besucherzahlen in Grenzen halten, denn der Blick über Wolfenbüttel ist – im Gegensatz zur Aussicht vom Kölner Dom - sehr begrenzt. Deshalb sollten auch keine Planungskosten in Höhe von 15.000 Euro in den Haushaltsentwurf aufgenommen werden.
Die unvertretbar hohen Investitionskosten – mit 240.000 Euro könnten fast alle Wolfenbütteler Schulen vollständig mit elektronischen Tafeln (Whiteboards) ausgerüstet werden - und der dauerhaft erforderliche Unterhalt stehen nach Ansicht der FDP im Rat der Stadt Wolfenbüttel in keinem angemessenen Verhältnis zum Blick vom Hausmannsturm. Der Rat der Stadt sollte mehr als bisher versuchen zu sparen und Gelder nicht für Investitionen ausgeben, die niemand wirklich braucht: Lieber einen Juliusturm als einen Hausmannsturm!