Streik-Alarm: Busse könnten bald dauerhaft ausfallen

Man stehe vor etwas Neuem, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Jan von Alvensleben und prognostiziert weiteren Stillstand im Busverkehr.

von


So wie hier am gestrigen Donnerstag in Salzgitter streiken Busfahrerinnen und Busfahrer in der Region für eine bessere Bezahlung.
So wie hier am gestrigen Donnerstag in Salzgitter streiken Busfahrerinnen und Busfahrer in der Region für eine bessere Bezahlung. | Foto: Rudi Karliczek

Region. Im Streit um eine bessere Bezahlung für Busfahrer deutet sich eine heftige Streikwelle an. Die Menschen in der Region erwarten sehr wahrscheinlich schon bald weitere und möglicherweise auch längerfristige Ausfälle im Schulbus- und Linienverkehr. Diese Prognose traf der zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Jan von Alvensleben im Gespräch mit regionalHeute.de.



Nachdem man am heutigen Freitag und in Teilen bereits gestern einen Warnstreik in Süd-Ost-Niedersachsen durchführte und die Busse und Bahnen der Brauschweiger Verkehrsgesellschaft, der Wolfsburger Verkehrsgesellschaft, von Stadtbus Goslar und der KVG Braunschweig im Depot blieben, geht es womöglich schon nächste Woche weiter.

Das verdient das Fahrpersonal


In Niedersachsen existieren parallel zwei Tarifverträge, nach denen das Personal der Verkehrsbetriebe des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bezahlt wird. So gibt es den Tarifbereich des öffentlichen Dienstes (TV-N) und den des Arbeitgeberverbands Nahverkehr (AVN) in Niedersachsen. Während sich der Stundenlohn für Fahrpersonal laut Verdi im TV-N zwischen 15,61 Euro (Einstieg) und 19,61 Euro (Endstufe) bewegt, würden Busfahrer im AVN-Tarif einen Stundenlohn zwischen 14,37 Euro und 14,85 Euro erhalten. Zum Vergleich: Im benachbarten Sachsen-Anhalt sieht der AVN-Tarifvertrag laut Verdi aktuell eine Spanne zwischen 17,45 Euro und 19,44 Euro vor. Die Gewerkschaft fordert daher jetzt 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro und 200 Euro mehr für die Azubis.

Sollte vonseiten der Arbeitgeber kein klares Zeichen kommen, dass sie mit einem angemessenen Angebot in die nächsten Verhandlungsgespräche gehen werden, wolle man die Warnstreiks fortsetzen, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Jan von Alvensleben. Dass es dazu kommt, sei nahezu sicher, da man bislang nicht erkennen könne, dass sich die Arbeitgeber bewegen würden. Die Spanne zwischen deren Angebot und der Forderung sei so hoch, dass die Verhandlungen sogar zu scheitern drohen und man dann in einer Urwahl über unbefristete Streiks abstimmen werde. Für die zum Tarifbereich der AVN gehörenden Unternehmen deute sich dieser Schritt bereits an. Aber auch für jene im öffentlichen Dienst ist das nicht ausgeschlossen, denn man stehe vor etwas Neuem. Nie sei man soweit voneinander entfernt gewesen.

Ohne Geldsorgen im Kopf den Bus fahren


Von Alvensleben weist darauf in, dass sich die Streiks nicht gegen die Bevölkerung richten: "Die Fahrer/innen wollen fahren und wir wollen Schüler/innen, Berufstätige und alle anderen gerne befördern. Sie müssen es sich aber auch leisten können!" In einem Positionspapier heißt es, dass sich viele Busfahrer überlegen würden, den Job zu wechseln. Schon jetzt fehlt es an Personal, was zur Einschränkung des Linienbetriebes führe. Wie solle so die Verkehrswende gelingen? "Wir befördern bei Wind und Wetter, Tag und Nacht da wertvollste Gut der Erde: Kinder auf dem Weg zur Schule, Erwerbstätige auf dem Weg zu ihrer Arbeit, Alte und Kranke auf dem Weg zum Arzt, die Bürgerinnen und Bürger zu den unterschiedlichen Aktivitäten ihres Lebens. Dafür bedarf es einen klaren Kopf und keine Geldsorgen."

Auch in vielen anderen Bereichen des Öffentlichen Dienstes kommt es derzeit zu Streiks, die aller Voraussicht nach auch in den nächsten Wochen anhalten werden. Erst am heutigen Freitagnachmittag kündigte Verdi bereits den nächsten Warnstreik am Klinikum Braunschweig an.


mehr News aus der Region