Verbrennen oder "Chance für die Natur" - Wohin mit dem Grünschnitt in Corona-Zeiten?

Die niedersächsische FDP und der NABU haben ganz unterschiedliche Ansätze, was man mit den Gartenabfällen tun kann.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Alexander Panknin

Region. Derzeit sind aufgrund der Corona-Krise sämtliche Wertstoffhöfe geschlossen. Auch alle geplanten Osterfeuer mussten abgesagt werden. Für viele stellt sich da die Frage: Wohin mit dem Grünschnitt? Per Pressemitteilungen erhielten wir zwei Antworten darauf, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Während die FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag fordert, das private Verbrennen zu erlauben, sieht der NABU "eine Chance für die Natur".


Stefan Birkner, FDP-Fraktions-Chef im Landtag fordert, die Verbrennung von Pflanzenabfällen auf privaten Grundstücken zu ermöglichen. „Wir brauchen jetzt pragmatische Lösungen und müssen verhindern, dass Pflanzenabfälle illegal entsorgt werden. Die Landesregierung muss hier schnell eine rechtssichere Antwort finden, die den Bürgerinnen und Bürgern hilft“, so Birkner. Auch möchte er einheitliche und klare Regeln dafür, wie Wertstoffhöfe wieder öffnen könnten. „Im Moment regelt jeder Landkreis die Öffnung für sich. Die unterschiedliche Handhabung ist für die Bürgerinnen und Bürger nicht nachvollziehbar. Die Landesregierung sollte den Landkreisen klare Kriterien an die Hand geben, wie die Öffnung sicher erfolgen kann“, so Birkner.

Rotkehlchen- und Spitzmausburgen bauen


Einen gänzlich anderen Lösungsansatz vertritt der NABU Niedersachsen. Er schlägt vor, Grünschnitt und Strauchwerk als Chance für Tiere und Garten nutzen. Derzeit blieben viele Äste und Sträucher aus Baumpflege und den Ausastungen vor der Brutsaison übrig. Nun lasse sich dadurch „vortrefflich aus der Not eine Tugend machen“, erläutert Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen: „Äste und Strauchwerk können im Garten an geeigneter Stelle – möglichst nicht in Senken, in denen sich Wasser sammeln kann – aufgeschichtet werden zu einer ‚Rotkehlchen- und Spitzmausburg‘. Wenn sie mit grobem Material am Boden begonnen werden, in dem sich aber ausreichend Hohlräume befinden, und dann mit feinerem Deckmaterial nach oben fortgesetzt werden, können sich schon bald Rotkehlchen, Heckenbraunelle oder Zaunkönig einstellen; viele andere Vogelarten können darin Unterschlupf finden, ebenso Kleinsäuger wie Igel, Spitzmaus oder sogar Mauswiesel!“, zeigt Wohlers auf, „und natürlich viele Insektenarten.“

Feinerer Grünschnitt könnte, stark zerkleinert, auch in einem Komposthaufen im Garten, gemischt mit gröberen Teilen aus zerkleinerten Zweigen und Ästen, zu „wertvollem grünem Gold“ für den Nährstoffhaushalt der Gartenbeete gemacht werden und als dünne Mulchschicht direkt auf Beete aufgetragen werden, wodurch zudem die Bodendurchfeuchtung gestärkt würde, so Wohlers.

Auf keinen Fall wild entsorgen!


Auf keinen Fall dürfe Grün- oder Astschnitt in der freien Landschaft entsorgt werden. „Das Wegkippen von Gartenabfällen in Wälder, Parkränder, an Wegraine oder auf Felder schadet der Natur sehr: Hier werden Nährstoffe auf eigentlich nährstoffarme Böden, insbesondere im Wald, gebracht und die dortige Artenvielfalt gestört; auch gelangen exotische Zuchtpflanzen, die sich in der freien Natur rasend ausbreiten können, als Samen oder Pflanzenteile dorthin und können oft kaum mehr eingedämmt werden. Sie bedrohen die heimische Tier- und Pflanzenwelt und können Wildtieren, die sie fressen, zum Verhängnis werden“, mahnt der NABU-Vertreter, solche illegalen Aktivitäten zu unterlassen, die „übrigens als Ordnungswidrigkeiten auch mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden können – zu Recht!“

Wenn es gar nicht anders ginge, weil die Grüngutmengen zwischenzeitlich zu groß würden und weder eine Kompostierung noch die Nutzung als Brut- und Unterschlupfhaufen in Frage komme, bleibe letztendlich nur die Einlagerung in engmaschigen Drahtkörben oder Säcken, die möglichst nicht luftdicht sein sollten, bis der Wertstoffhof wieder geöffnet habe. „Aber vielleicht erlebt die Eigenkompostierung ja nun eine echte Renaissance in unseren Gärten“, sagt Rüdiger Wohlers, der diesen Eindruck „aufgrund der Fülle der Anfragen in dieser Richtung, die den NABU erreichen“, durchaus hat: „Der Wert von Kompost wird wieder erkannt und es gibt auch großes Interesse der Menschen daran, in Gärten und Kleingärten Natur einzuladen, etwa durch die Schaffung von Brut- und Unterschlupfhaufen.“ Den NABU freut‘s. Ebenso wie Igel, Spitzmaus, Rotkehlchen, Kleinen Fuchs, Admiral und Co.


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