Wolfenbüttel. Fünf Dachstuhlbrände innerhalb von vier Wochen. Diese Brandserie ist nicht normal und in einigen Fällen steht für die Polizei auch schon Brandstiftung als Ursache fest. Die Stadt Wolfenbüttel setzt daher eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Feuerteufels führen. Das teilt die Stadt in einer Pressemeldung mit.
„Es ist unerträglich, wie hier von einer Person oder vielleicht auch mehreren Personen mit dem Leben und Eigentum Unschuldiger gespielt wird. Das ist in keiner Weise länger hinzunehmen. Die Ermittlungsbehörden arbeiten auf Hochtouren, wir als Stadt unterstützen mit all unseren Mitteln und ich hoffe auf entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung“, betont Bürgermeister Ivica Lukanic. „Es zehrt an Nerven und Kräften", sagt auch Wolfenbüttels Stadtbrandmeister Olaf Glaeske. Er kann die Angst vieler Bürgerinnen und Bürger, die in Mehrfamilienhäusern leben, nachvollziehen.
Viele Einsätze für die Feuerwehr
Dabei kann sich die Freiwillige Feuerwehr in Wolfenbüttel aktuell sowieso nicht vor Einsätzen retten. Seit dem 16. Juni mussten 25 Brandeinsätze und 42 Hilfeleistungen von den ehrenamtlich tätigen Brandschützerinnen und Brandschützern abgearbeitet werden. „Diese Situation setzt auch uns Feuerwehrleute unter einen enormen Druck", so Stadtbrandmeister Olaf Glaeske. "Kaum jemand, der nicht abends beim Einschlafen daran denkt, was in der folgenden Nacht passieren könnte. Wenn der Funkmeldeempfänger piept, ist das für die meisten erfahrenen Einsatzkräfte eigentlich Routine - derzeit aber ist der Blick auf das Display immer mit der Sorge verbunden, ob nicht schon wieder 'Dachstuhlbrand, Feuer mit Menschenleben in Gefahr" gemeldet wird."
Auch körperliche Belastung
Sein Stellvertreter Marco Dickhut ergänzt: "bei der aktuellen Wetterlage kommt hinzu, dass dies für alle eine besonders extreme körperliche Belastung darstellt. Außerdem ist das normale Einsatzgeschehen aufgrund der Trockenheit natürlich auch deutlich angestiegen. Auch das muss ja abgearbeitet werden, wie immer ehrenamtlich neben der normalen Berufstätigkeit.“
Olaf Glaeske und Marco Dickhut berichten weiterhin, dass die Belastung durch die vielen Großbrände nicht nur im Einsatz, sondern auch zwischen den Einsätzen enorm sei. Schließlich müssten die Gerätschaften - vor allem natürlich die Atemschutzausrüstung - nach jeder Nutzung penibel gereinigt und überprüft werden. Auch die Feuerwehr-Schutzkleidung müsse nach jedem Brandeinsatz gewaschen und geprüft werden. Reservekleidung für die Zeit der Wäsche ist bei dieser Einsatzdichte schon kaum noch verfügbar.
Der Stadtbrandmeister weist aber darauf hin, dass man trotzdem niemals Angst haben müsse, dass die Feuerwehr nicht kommt. Die komplette Mannschaft ist und bleibt immer einsatzbereit. In der so genannten "Alarm- und Ausrückeordnung" der Stadtfeuerwehr ist das Verfahren genauestens festgelegt, so dass der Brandschutz auch bei mehreren gleichzeitig laufenden Einsätzen immer sichergestellt ist. "Wir sind natürlich immer einsatzbereit und helfen, wenn Hilfe benötigt wird", betonen Olaf Glaeske und Marco Dickhut, "und zwar 24 Stunden am Tag an sieben Tagen pro Woche!"
So kann jeder helfen
Die beiden Führungskräfte der Wolfenbütteler Feuerwehr haben aber auch ein paar praktische Tipps, wie jeder helfen kann. „Im Interesse aller sollte grade aktuell regelmäßig kontrolliert werden, ob Hauseingangstüren geschlossen, Türen zum Dachboden, Kellertüren und Kellerfenster verschlossen sind“, rät Stadtbrandmeister Olaf Glaeske.
„Haustüren sollten tatsächlich aber nur geschlossen und nicht abgeschlossen sein“, ergänzt Marco Dickhut. Denn diese sind auch Notausgangstüren und müssen jederzeit von innen mit einem Griff ohne fremde Hilfsmittel, wie zum Beispiel dem Schlüssel, leicht zu öffnen sein. „Bei Ausbruch eines Feuers oder anderen Notfällen im Haus werden in aller Regel die Bewohner psychisch stark beansprucht und es besteht die Gefahr, dass sie ihren Schlüssel in der Wohnung vergessen oder nicht die Möglichkeit haben, ihn mitzunehmen. Dabei sind ältere oder hilfsbedürftige Menschen sowie Kinder aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen oder ihrer Unerfahrenheit besonders stark den Gefahren in einem Notfall ausgesetzt“, erklärt der Stadtbrandmeister. Damit sollte es verständlich sein, dass Haustüren aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht verschlossen werden dürfen.
Rauchmelder auf dem Dachboden
Auch vor dem Drücken des elektrischen Türöffners sollte bei Fremden nach dem Grund gefragt werden, warum jemand eingelassen werden will – und es sollte auch darauf geachtet werden, ob die Person das Haus wieder verlässt. Sinnvoll sei es zudem, auch Dachböden und Treppenhäuser mit Rauchmeldern auszustatten, damit ein Feuer frühzeitig entdeckt werden könne.
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