Werden Schwangere überversorgt?

von Robert Braumann


Bevor ein Kind auf die Welt kommt, stehen eine Reihe von Untersuchungen an – eine Studie zeigt, dass es hier scheinbar zu einer Überversorgung kommt. Symbolbild: Werner Heise
Bevor ein Kind auf die Welt kommt, stehen eine Reihe von Untersuchungen an – eine Studie zeigt, dass es hier scheinbar zu einer Überversorgung kommt. Symbolbild: Werner Heise



Region. Es ist eine Studie die aufhorchen lässt, fast alle Schwangeren nehmen Vorsorgemaßnahmen in Anspruch, die in den Richtlinien gar nicht vorgesehen sind. Das ist das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Für die Studie wurden im November 2014 fast 4.000 Fragebögen an Frauen verschickt, die bei der Barmer GEK versichert sind und die in einem Zeitraum zwischen einem Monat und einem Jahr zuvor Mutter geworden waren. Repräsentativ ist die Erhebung damit nicht. Rund 1.300 beteiligten sich. Besonders im Bereich der Screenings fällt eine Aussage der Studie besonders ins Gewicht. So gab es bei Frauen ohne besonderen Befund, im Durchschnitt während ihrer Schwangerschaft, fast sechs Ultraschalluntersuchungen. Bei Schwangeren mit besonderem Befund, waren es sogar fast acht - vorgesehen sind drei. Somit mussten viele der Betroffenen Zuzahlungen leisten.

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Michael Erdmann, ordnete die Ergebnisse der Studie ein. Foto: Barmer GEK



Michael Erdmann,Landespressesprecher, Barmer GEK, bekräftigte: Grundsätzlich ist es wichtig, dass alle Frauen so gut es geht durch die Schwangerschaft begleitet werden. Alles was zur Aufklärung beiträgt sollte gemacht werden. Dennoch, der Umstand mit den Screenings ist schon auffällig. Da scheint es auf den ersten Blick eine Überversorgung zu geben. Wir sind natürlich keine Ärzte und wollen uns nicht anmaßen zus sagen, dass eine Untersuchung weniger es auch getan hätte, aber Hinterfragen sollte man es schon."

"Da kann schnell Panik entstehen"


Im Endeffekt sind dies Dinge, die auf den ersten Blick, über die medizinisch Notwendigen Untersuchungen hinaus gehen, so Erdmann. Konkrete Zahlen für Braunschweig, Wolfenbüttel und Goslar würde die Studie nicht liefern, da die Daten anonym erhoben wurden. Die Problematik ließe sich aber sicherlich Übertragen. Er gibt zudem zu bedenken, dass sich mehr Untersuchungen nicht unbedingt positiv auswirken. "Da kann schnell Panik entstehen oder das Gefühl, etwas würde nicht stimmen, wenn man ständig nachschaut. Er rät dazu, bei der Krankenkasse nachzufragen und sich nicht zu bestimmten Dingen drängen zu lassen. Er können den Worten seiner Kollegin Sunna Gieseke, Pressestelle, Hauptverwaltung der Barmer GEK, viel abgewinnen, sie habe gesagt, Frauen sollten wieder gelassener mit der Schwangerschaft umgehen.

"Schwanger zu sein ist keine Krankheit"


Das deckt sich mit den Ausführungen von CDU-Gesundheitspolitikerin Maria Michalk. Sie betonte gegenüber dem WDR: "Schwanger zu sein ist keine Krankheit. Deshalb halte ich wenig davon, immer wieder neue und weitere Untersuchungen zu machen."  "Mehr ist nicht zwingend besser. Es gibt eine klare Überversorgung während der Schwangerschaft", sagte Uwe Schwenk, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. Die Autorinnen der Studie gehen sogar noch einen Schritt weiter. Prof. Rainhild Schäfers von der Hochschule für Gesundheit in Bochum ist sich sicher: "Das Überangebot an Untersuchungen schürt die Angst der Frauen vor der Geburt und möglicherweise auch ihren Wunsch nach einer vermeintlich sicheren Kaiserschnitt-Entbindung." Zur Info: Im Jahr 2013 haben 1.085 Frauen in Braunschweig mittels Kaiserschnitt entbunden, damit liegt die Rate von 36,9 Prozent deutlich über dem niedersächsischen Durchschnitt (32,6 Prozent).

Viel Unwissenheit


Jede zweite Frau gab an, von ihrem Arzt sehr gut beraten worden zu sein. Weitere 30 Prozent antworteten mit gut. Allerdings bedeutet dies auch, dass sich durchschnittlich nur die Hälfte der Befragten über die Aussagekraft beziehungsweise die Wirkungsweise einer Maßnahme sehr gut aufgeklärt fühlte. 95 Prozent der Frauen glauben, dass ein CTG zu den Routinemaßnahmen in der Schwangerschaft gehört – dabei ist es als solche in den Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen, so die Macher der Studie.


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