Wolfenbüttel erinnert heute an die Opfer der Pogromnacht

Ab 16.30 Uhr findet vor der Herzog August Bibliothek eine Gedenkfeier statt.

Jedes Jahr wird am Gedenkstein auf der Rasenfläche vor der HAB ein Kranz niedergelegt. So möchte man an das Geschehen in der Nacht zum 9. November 1939 erinnern.
Jedes Jahr wird am Gedenkstein auf der Rasenfläche vor der HAB ein Kranz niedergelegt. So möchte man an das Geschehen in der Nacht zum 9. November 1939 erinnern. | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. In diesem Jahr führen das Bündnis gegen Rechtsextremismus und die Stadt Wolfenbüttel die Gedenkstunde zur Erinnerung an die Pogromnacht 1938 am heutigen Dienstag wieder in Präsenz durch. Die jährliche Gedenkveranstaltung vom Bündnis gegen Rechtsextremismus, die in Kooperation mit der Stadt Wolfenbüttel stattfindet, beginnt um 16.30 Uhr am Gedenkstein vor der Herzog August Bibliothek. Der Stein erinnert an die einst prächtige Synagoge in der Lessingstraße und die ehemaligen jüdischen Bürger Wolfenbüttels.


Eröffnet wird die Veranstaltung in diesem Jahr von Bürgermeister Ivica Lukanic. Beteiligt am Programm sind außerdem Thomas Pink und Schülerinnen der Leibniz-Realschule, die Auszüge aus den Kindheitserinnerungen von Lotte Strauss, geborene Schloss, lesen.
Die Gedenkrede wird Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, halten.

Im Anschluss sind alle Interessierten zu einem Besuch im Bürger Museum eingeladen. Zu sehen sind unter dem Titel „… Wolfenbütteler, wie wir sie waren!“ historische Fotos jüdischer Familien aus Wolfenbüttel vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum „Dritten Reich“ mit nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Diktatur. Sie stammen aus dem heimatgeschichtliches Archiv von Jürgen Kumlehn und wurden zu diesem Anlass digitalisiert.


Das Bürgerarchiv im Bürger Museum widmet sich dem Wolfenbütteler Maler Otto Bücher und seiner Frau Elli. Neben biografischen Informationen zu ihrem Leben und der Verfolgungsgeschichte durch die Nationalsozialisten wird auch Büchers rätselhaftes Gemälde „Kornblumen und Klatschmohn“ zu sehen sein. Nach vielen Jahren in Familienbesitz sollte es 2009 restauriert werden. Überraschend wurde damals auf der Rückseite des Bildes ein Porträt einer wunderschönen, pelzbehangenen Dame freigelegt. Der Grund für ihr „Verschwinden-lassen“ und ihre Identität sind bis heute ein Rätsel. Zu sehen bis zum 30. Dezember zu den regulären Öffnungszeiten im Bürger Museum.


In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von Angehörigen der SS angezündet und zerstört. Jüdische Wolfenbütteler wurden demütigt, geschlagen, ihre Wohnungseinrichtungen zerstört und der Großteil der Männer in das KZ Buchenwald verschleppt. Das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten, bedeutet Erinnern für Gegenwart und Zukunft.


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