20. Verkehrspolitisches Forum - Ablenkung tut selten gut

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Wolfenbüttel. Zum 20. Verkehrspolitischen Forum lud die Verkehrswacht Wolfenbüttel am Donnerstagabend in die Lindenhalle ein. Die Veranstaltung stand im Jubiläumsjahr unter dem Thema "Ablenkung im Straßenverkehr".


Die Verkehrswacht konnte zu ihrem 20. Verkehrspolitischen Forum wieder zahlreiche Vertreter aus der Verwaltung von Stadt und Landkreis, der Polizei, der Feuerwehr, dem DRK und dem TÜV begrüßen. Seit über 60 Jahren setzt sich die Verkehrswacht Wolfenbüttel aktiv für die Erhöhung der Verkehrssicherheit für alle Altersklassen ein – vom Fahrradtraining für Kinder bis hin zum Rollatortraining. Das Verkehrspolitische Forum dient dabei dem Austausch und der Information zu aktuellen und relevanten Themen. Referenten des Abends waren Prof. Dr. Mark Vollrath, der an der TU Braunschweig den Lehrstuhl für Ingenieur- und Verkehrspsychologie leitet und Polizeirätin Carmen Buse, Verkehrsreferentin im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport. Beide erörterten in ihren Vorträgen die Problematik der Ablenkung im Straßenverkehr, beispielsweise durch Smartphones.

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Prof. Dr. Vollrath, Moderator Axel Gummert und Carmen Buse. Foto:



Begrüßt wurden die Gäste der Veranstaltung von Wolfgang Gürtler, Vorsitzender der Verkehrswacht Wolfenbüttel. Auch in diesem Jahr sei man froh darüber, dass es der Verkehrswacht gelungen sei, in Carmen Buse und Prof. Dr. Mark Vollrath zwei hochkarätige Referenten gefunden zu haben. "Das heutige Thema "Ablenkung" knüpft nahtlos an das Thema aus dem Jahr 2016 "Fahrerassistenzsysteme" an. Ja auch die Diskussion auf dem diesjährigen Verkehrsgerichtstag passen zu unserem Problemkreis. Ein Thema lautete "Handy am Steuer - Ablenkung im Straßenverkehr". Es macht die derzeitige Problematik sehr deutlich und zeigt die enge Verwandtschaft auf", so Gürtler.

Der Vortrag von Prof. Dr. Mark Vollrath im Podcast:


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Unfallrisiko um das 164-fache erhöht


Vollrath ging in seinem anschließenden Vortrag auf die Gefahren der Ablenkung ein, denen sich Autofahrer täglich aussetzen. Immer häufiger komme es vor, dass sich Fahrzeugführer von ihren Smartphones ablenken lassen. Studenten der TU Braunschweig hätten dies im Rahmen einer Studie, die in Braunschweig, Berlin und Hannover durchgeführt wurde feststellen können. Dabei sei es nicht immer das direkte Telefonieren, dass den Fahrer ablenkt, sondern vielmehr die Spielerei an dem Gerät oder das Schreiben von Nachrichten. Zudem verwies Vollrath auf eine Studie aus den USA, die zeigte, dass sich das Unfallrisiko bei der Benutzung des Handys im Straßenverkehr um das 164-fache erhöht. Tendenziell ließe sich also feststellen, dass sich dieser Trend in den vergangenen zehn Jahren in eine unerfreuliche Richtung entwickelt habe. Bei nur einem einsekündigen Blick auf das Telefon legt der Fahrer bei einer Geschwindigkeit von 80 Kilometer pro Stunde eine Strecke von 22 Metren quasi im Blindflug zurück. Zudem ging Vollrath auf das Problem der Gefahrenunterschätzung ein. Viele Autofahrer seien sich prinzipiell der Gefahr von Smartphones am Steuer bewusst, schätzen ihr eigenes Verhalten dabei aber als nicht gefährlich ein. Schlussendlich warf Vollrath noch einen Blick auf die Lösungsmöglichkeiten. Wie kann man die Gefahren verringern und welche Möglichkeiten gibt es dazu seitensder Gesetzgeber und Automobilhersteller? Nicht viele, schloss Vollrath. Ansätze gäbe es, doch diese umzusetzen sei schwer und langwierig. Bisher müsse man den Focus auf die Präventionsarbeit legen und die Gesetze anpassen.

Gesetze müssen angepasst werden


Prävention ist auch das beherrschende Element bei der Polizei, um die durch Ablenkung verursachten Unfälle zu senken, Polizeirätin Carmen Buse erklärte die polizeilichen und gesetzlichen Maßnahmen und Grenzen auf. Hier könne man dem Problem nur durch gezielte Verkehrsüberwachung entgegenwirken. In nur ganz wenigen Fällen, so Buse, könne man nach einem Unfall nachweisen, dass das Ablenkung durch ein Telefon die Ursache war. In Extremfällen können Handydaten ausgewertet werden und Aufschluss über den Unfallhergang geben. Auf dem Verkehrsgerichtstag habe sich eine Arbeitsgruppe speziell diesem Thema gewidmet. Dabei wurden Maßnahmenvorschläge zusammengetragen, wie man das Problem in den Griff bekommen könnte. Heraus kam, dass es eine konkrete Gesetzes-Formulierung geben muss, die die Nutzung von elektronischen Geräten während der Fahrt verbietet und Verstöße ahndet. Zudem muss das Gefahrenpotential in das Bewusstsein der Menschen gebracht werden und Präventionsmaßnahmen an Schulen durchgeführt werden. Einen Beitrag zu Aufklärung soll mit einer neuen Kampagne geleistet werden. Durch filmisch aufbereitete Referenzfälle sollen junge Menschen auf die Gefahren durch Ablenkung aufmerksam gemacht werden.

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Polizeirätin Carmen Buse. Foto: Anke Donner


Wussten Sie schon?


"Handy am Steuer, das wird teuer", heißt es im Volksmund. Inzwischen werden Autofahrer, die mit dem Handy am Ohr oder in der Hand am Steuer erwischt werden, ordentlich zur Kasse gebeten. 60 Euro und ein Punkt in der Verkehrssünderkartei gibt es dafür. Doch das Handtieren mit dem Mobiltelefon und das Telefonieren werden auch bei Fahrradfahrern geahndet. Wer sich also von den Ordnungshütern dabei erwischen lässt, wie er auf dem Fahrrad zum Telefon greift, muss mit einer Geldstrafe in Höhe von 25 Euro rechnen. Bisher würde es der Polizei aber relativ selten gelingen, solche Verkehrssünder auf frischer Tat zu ertappen, so Buse. Auch wenn immer häufiger gezielte Verkehrsüberwachungsmaßnahmen durchgeführt werden würden.

Gutsche organisiert nicht mehr


Zum Abschluss des 20. Verkehrspolitischen Forums hatte Bernd Gutsche, ehemaliger Vorsitzender der Wolfenbütteler Verkehrswacht, noch eine Nachricht zu verkünden. Nach 20. Verkehrspolitischen Foren sei nun Schluss für ihn. Nicht die Verkehrswacht werde er verlassen, doch als Organisator will er das Zepter nun weiterreichen. Seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1998, die unter dem Thema "Städtischer Verkehrsplanung" stand und seinen eigenen Worten nach ein "echter Knaller" war, hatte Gutsche sich mit der alljährlichen Organisation beschäftigt.

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Bernd Gutsche wird das Forum nicht mehr organisieren. Foto: Anke Donner




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