Wolfenbüttel. Mit seinem Vorschlag Dr. Adrian Haack als Bürgermeisterkandidaten zu nominieren hat der Vorstand des CDU-Stadtverbandes in der vergangenen Woche nicht nur für eine Überraschung, sondern auch für Aufregung gesorgt. In einer Pressemitteilung schoss das Bündnis unabhängiger Wähler (BuW) gegen die Personalie Haack und echauffierte sich, dass die CDU nicht wie bislang vermutet ebenfalls den von ihm präferierten Bürgermeisterkandidaten Ivica Lukanic unterstützt.
Tatsächlich sah vor einigen Wochen noch alles danach aus, dass sich die Christdemokraten für Wolfenbüttels Stadtbaurat Lukanic als den von ihnen unterstützten Bürgermeisterkandidaten aussprechen würden. Auch unsere Online-Zeitung hatte nach uns vorliegenden internen Informationen entsprechend gemutmaßt. Doch nachdem eine offizielle Bestätigung ausgeblieben war, folgte am letzten Dienstagvormittag nun die Überraschung. Der Vorstand des CDU-Stadtverbandes hat auf Empfehlung der internen Findungskommission Dr. Adrian Haack als parteieigenen Bürgermeisterkandidaten vorgeschlagen. Am 30. Oktober will man die Basis darüber abstimmen lassen.
Vorwurf des Schürens von Politikverdrossenheit
Eigentlich hatte Dr. Adrian Hack sich bei den CDU-Mitgliedern im Wahlkreis 49 bislang für eine Kandidatur zum Bundestag beworben. Zwei Tage vor der Aufstellungsversammlung trat er davon zugunsten der Bürgermeisterkandidatur zurück. "Wir sind erschüttert über solch ein parteipolitisches Vorgehen", hatte das Bündnis unabhängiger Wähler daraufhin erklärt und gesagt, dass man mit solchen Verfahren die Politikverdrossenheit schüre.
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Im Gespräch mit regionalHeute.de sagt Haack, dass der Wechsel "natürlich eine Überraschung" - auch für ihn gewesen sei. Seit Februar sei er, bedingt durch die Pandemie länger als zuvor geplant, mit vielen Leuten in Kontakt gewesen und habe zahlreiche Vor-Ort-Termine besucht. Hierbei habe er gemerkt, dass sich die Leute viel mehr für Kommunales interessieren. "Wenn Menschen Wünsche, Ideen und Sorgen äußern, dann sind das meistens nicht die Allerweltsthemen, sondern die, die ihr persönliches Lebensumfeld betreffen. Und durch den intensiveren Kontakt mit Menschen aus dem CDU-Stadtverband ist bei mir, aber auch umgekehrt, der Gedanke gereift, ob ich nicht auch eine gute Option als Bürgermeisterkandidat wäre."
Zu den Vorwürfen des Bündnisses sagt Dr. Adrian Haack: "Politikverdrossenheit schürt man mit solch einem Sprachstil. Dass politische Mitbewerber da natürlich auch den Wahlkampf schon einläuten sei ihnen gegönnt. Von mir wird es aber keine persönlichen Angriffe auf Kandidaten geben und wir werden nur über Inhalte und nicht über Personen sprechen. Da ist ja keinem bei seiner Wahlentscheidung mit geholfen, wenn man so scharf schießt." Ein gänzlich anderes Verhalten hätten hingegen die Mitbewerber von SPD und Bündnis90/Die Grünen an den Tag gelegt. "SPD und Grüne haben mich sehr herzlich in die Riege der Bewerber aufgenommen. Ein fairer und sachlicher Wahlkampf sollte in einer Kulturstadt wie Wolfenbüttel möglich sein", so Haack.
Am Ende wird ja nicht der gewählt, der am wenigsten diskreditiert wurde, sondern im besten Fall wird der gewählt, der die Menschen überzeugt hat."
Auf die Frage, ob der Vorwurf der kommunalpolitischen Unerfahrenheit zutreffe, antwortet Haack: "Das herauszufinden ist eine Sache für den Wahlkampf. Ich muss die Wählerinnen und Wähler überzeugen, dass sie mir diese Führungsverantwortung zutrauen und dass sie mir zutrauen, dass ich verstehe, welche Aufgaben eine Kommune hat und auch selbst Ziele formulieren kann. Dass eine Gruppierung die einen anderen Kandidaten unterstützt mir das in Abrede stellt, liegt ein bisschen in der Natur der Sache."
Haack selbst war vor Ort viele Jahre bei der Jungen Union (JU) aktiv und habe an kommunalen Themen gearbeitet sowie 2006 für Thomas Pink Wahlkampf gemacht. Seine Leidenschaft für Politik habe ein großartiger Lehrer am Wolfenbütteler Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) geweckt. "Vielfach wird ja über Lehrer geschimpft und da muss man sagen, der hat mein Interesse so stark geweckt und geprägt, das kann man gar nicht hoch genug anrechnen", sagt Haack, der heute Büroleiter des Bundestagsabgeordneten und CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak in Berlin ist.
Adrian Haack ist bislang für den CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak in Berlin tätig. Foto: Adrian Haack
Ansichten nicht zeitgemäß
Zwar sei die Hauptstadt derzeit sein Arbeitsmittelpunkt, Wolfenbüttel jedoch sein Geburtsort und seine Heimat. Hier bewohnt er im Haus seiner Eltern in Fümmelse das Dachgeschoss und hat dafür auch ein eigenes Klingelschild. Die Vorstellung des BuW, dass man seinen Ort nicht verlassen dürfe, sei nicht mehr zeitgemäß. "Wie viele Stellen gibt es denn für promovierte Politologen in Wolfenbüttel? Wahrscheinlich keine. Man muss ja auch als Berufseinsteiger versuchen irgendwie Fuß zu fassen und das ist im Zweifel nicht in Sichtweite des Elternhauses. Ohne die ganzen Erfahrungen aus Berlin würde ich mich dem Ganzen nicht gewachsen fühlen", erklärt der 33-Jährige.
Dr. Adrian Haack mit seiner Ehefrau Eva Haack, der Geschäftsführerin der Jungen Gruppe bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Foto: privat
Um seine Heimatstadt Wolfenbüttel macht er sich aufgrund der Corona-Pandemie Sorgen. "Diese Pandemie ist nicht an Silvester vorbei. Die Pandemie ist vorbei, wenn wir einen Impfstoff in so großer Masse produziert haben, dass die Menschen durchgeimpft werden können. Die Gefahr, dass es wieder zu Einschränkungen kommt, ist keinesfalls abstrakt", sagt er und warnt vor den wirtschaftlichen Folgen, die auch auf die Kommunen zukommen. "Die Aufgabe wird sein, Wolfenbüttel da gut herauszubekommen. Die Situation ist für alle Kommunen gleich, aber in drei bis vier Jahren wird es welche geben die das besser oder schlechter überstanden haben", so Haack mit Blick auf ausbleibende Gewerbesteuern, die die Stadtkassen normalerweise füllen.
Dies sei dem Wähler sicherlich schwer zu vermitteln, doch ein ganz entscheidender Grundbaustein. "Wenn die Gewerbesteuereinnahmen so krass einbrechen, dass die Handlungsfähigkeit der Kommune eingeschränkt wird, dann kann man keine der guten Ideen umsetzen", sagt er. Sein Wahlprogramm selbst wolle er in den nächsten Wochen gemeinsam mit den Mitgliedern der CDU entwickeln. Mit Blick auf die Einschränkung physischer Kontakte solle jedoch ein Punkt auf jeden Fall eine bürgerfreundliche und serviceorientierte Stadtverwaltung werden. "Welche Leistung kann eine Stadtverwaltung digital oder auch auf anderen Wegen erbringen und für welche muss ich physisch noch ins Rathaus", hinterfragt Dr. Adrian Haack und sagt, dass 80 Prozent der Bürgerkontakte mit dem Staat die Kommune sei.
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