Wolfenbüttel. Die Grüne-Ratsfraktion möchte in den kommenden Bauausschuss einen Antrag zur Umbenennung des Harztorplatzes in „Leopold-Zunz-Platz" einbringen. regionalHeute.de hat die Meinungen der Ratsfraktionen zu dem Vorschlag schon vorab einmal eingeholt.
Ralf Achilles (SPD) und Winfried Pink (CDU) teilten auf Nachfrage von regionalHeute.de mit, dass sie derzeit noch keine Stellung zu dem Antrag der Grünen beziehen möchten, da der Antrag erst innerhalb der Fraktionen besprochen werden müsste. "Die CDU-Fraktion wird in einer der nächsten Fraktionssitzung über den Antrag beraten und entscheiden. Diesen Beratungen möchte ich nicht mit einer persönlichen Meinung vorgreifen", erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Winfried Pink. Ebenso sieht es die SPD. Hier teilte der Fraktionsvorsitzende Ralf Achilles mit: "Da die Angelegenheit noch nicht von der Fraktion beraten wurde, kann ich dazu keine Stellung beziehen."
FDP: Leopold Zunz-Platz grundsätzlich eine gute Idee
Pierre Balder (l.) und Rudolf Ordon. Fotos: FDP Foto:
Die FDP im Rat der Stadt erklärte, dass man dem Vorschlag nicht besonderspositiv gegenüberstehe. "Ich persönlich sehe keinen Grund, den Harztorplatz umzubenennen, da es sich um eine Jahrhunderte alte Bezeichnung handelt. Hinzukommt, dass es einen direkten Bezug zur Straße „Harztorwall“ gibt, der damit aufgegeben würde. Die bisherige historische Straßenbenennung Wallstraße, Harztorwall, Schulwall, Schiffwall, Rosenwall, Herzogtor, Harztorwall, dem Alten Tor, Karlstor und so weiter würde ohne Not unterbrochen werden. Leopold Zunz in Wolfenbüttel zu ehren, indem wir einen Platz oder eine Straße nach ihm benennen, ist aber eine gute Idee, auch wenn er - im Gegensatz zur Aussage von Herrn Selke-Witzel - nicht an die Bedeutung von Lessing heranragt. Im Neubaugebiet Am Södeweg sollte sich dafür ein Ort finden lassen", erklären Rudolf Ordon und Pierre Balder.
Gruppe Linke/Piraten: Jüdische Bürger sollen Beachtung finden
"Unsere Gruppe hat in dieser Sache noch Beratungsbedarf. Leopold Zunz wurde in Detmold geboren, hat zwölf Jahre in Wolfenbüttel gelebt und ist hier zur Schule gegangen. Er ist aber bereits mit 21 Jahren nach Berlin gezogen, wo er bis zu seinem Tod, 70 Jahre später, seinen Lebensmittelpunkt hatte. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass bei Straßenneubenennungen ehemalige jüdische Mitbürger - auch Leopold Zunz - mehr Beachtung finden sollten. Wir möchten aber genau abwägen, ob es sinnvoll ist, in Wolfenbüttel genau diesen Platz nach ihm umzubenennen. Wir werden deshalb im nächsten Bauausschuss dafür werben, den Antrag zurück zur Beratung in die Fraktionen und Gruppen zu geben. Auch - und nicht zuletzt - damit der Kulturausschuss über ihn beraten kann.
Wir werden zusätzlich einen Antrag einreichen, in dem wir fordern, dass die Verwaltung konkrete Vorschläge zur Benennung der neu hinzukommenden Straßen erarbeiten möchte, damit bei diesen jüdische Wolfenbütteler Persönlichkeiten entsprechend Berücksichtigung finden", teilt Florian Röpke für die Gruppe Linke/Piraten mit.
AfD: Bürger in Entscheidung einbeziehen
"Ob die Umbenennung des Harztorplatzes in Leopold-Zunz-Platz sinnvoll oder nicht sinnvoll ist, kann man natürlich nur subjektiv, also eigentlich gar nicht beantworten. Für viele ältere Menschen ist der Name „Harztorplatz“ ein manifestierter Bestandteil des Wolfenbütteler Stadtbildes, so dass sicher auch aus diesem Grund einiges gegen eine Umbenennung sprechen könnte.
Dass Umbenennungen von Straßen und Plätzen ausschließlich „durch die Politik“ erfolgen, beziehungsweise man den verständlichen Wünschen einzelner Personen folgt, kann man - muss man aber nicht gutheißen. Die Fraktion der AfD würde es insofern begrüßen, wenn bei solch doch einschneidenden Veränderungen auch die Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidung einbezogen werden. Kann es nicht möglich sein, hierzu eine Bürgerbefragung zu initiieren, zumal ja auch durch diese Änderung andere logistische Korrekturen vorzunehmen wären?
Grundsätzlich stellt sich die AfD-Fraktion nicht gegen diesen Vorschlag, plädiert aber dazu, die Wolfenbütteler Bürgerinnen und Bürger zuvor in die Entscheidungsfindung einzubeziehen", so der AfD-Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Heid.
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