Wolfenbüttel. In der Ratssitzung hielt er zum Thema den Mund, jetzt wütet er. Marc Angerstein, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Wolfenbüttel, zeigt sich in einer E-Mail an die Wolfenbütteler Medien entsetzt über die Art und Weise der Diskussionen zur "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" und kritisiert die Äußerungen der Grünen Fraktionsvorsitzenden Ulrike Krause zum Wolfenbütteler Stadtteil an der Adersheimer Straße.
"Das ist ein 'Schlag in die Fresse' aller Menschen, die in diesem durchaus sehr attraktiven Stadtteil unserer schönen Lessingstadt leben. Und das sind viele in dem Quartier zwischen Frankfurter Straße und Ernst-Moritz-Arndt-Straße. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anwohner des Westrings, der Grauhofstraße, der Ravensberger Straße oder der Adersheimer Straße es gut finden, wenn ihr Wohnumfeld öffentlich so abqualifiziert wird", schreibt Angerstein.
Grüne werten Stadtteil von Wolfenbüttel ab
Doch was war überhaupt passiert? Auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerkes, einer derzeitigen Brachfläche, sollen direkt an der Adersheimer Straße eine Seniorenresidenz mit Pflegeeinrichtung (131 Plätze), eine Wohnanlage für Betreutes Wohnen (46 Wohneinheiten) einschließlich einer Seniorentagespflege (20 Plätze) sowie ein Wohnquartier mit vier Mehrfamilienhäusern (52 Wohneinheiten) entstehen. Die Straße, die innerhalb dieses Wohngebietes dann verlaufen wird, soll den Namen "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" erhalten.
Unwürdig, wie die Grünen finden. Anton Wilhelm Amo, war der erste bekannte Schwarze Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland, der im 18. Jahrhundert an Universitäten unseres Landes lehrte und dessen Geschichte für uns als menschliches Geschenk an Herzog Anton Ulrich im Wolfenbütteler Schloss begann. Im Zuge dieser Debatte sagte die Grüne-Fraktionsvorsitzende Krause: "Der Rat beschließt mit dieser Vorlage eine Straßenbenennung in einem entstehenden, profanen Wohnkomplex - in einem der - sehen Sie es mir bitte nach - unattraktivsten Stadtteile Wolfenbüttels."
"Unqualifizierte Behauptung" - und die Frage nach dem Ritt
Dass dies ganz und gar nicht zutreffe, entgegnet jetzt CDU-Mann Angerstein. "Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was Ulrike Krause da geritten hat und wie sie zu einer solch unqualifizierten Behauptung kommt", schreibt Angerstein weiter. Wolfenbüttel-West verfüge über eine hervorragende Infrastruktur, mit Kindergärten, Schulen, Lebensmittlern und ÖPNV sowie kurze Wege in Richtung Innenstadt und Autobahn. Und hier, "in Sichtweite zum Schlossturm und nur wenige Hundert Meter Luftlinie zu seiner Wirkungsstätte", sei seiner Ansicht nach eine "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" auch gut aufgehoben.
"Innerhalb der Okerumflut, wo ja die meisten historischen Persönlichkeiten wirkten und heute noch verortet werden, hätten wir auch nicht genug Straßen, um in einer von den Grünen gewünschten 'Umbennenungsmentalität' alle potenziell zu würdigenden Persönlichkeiten mit einer Straße zu würdigen. Wolfenbüttel ist in den letzten Jahrhunderten gewachsen und eine Stadtkörperschaft. Amo wirkte in Wolfenbüttel und erhält einen Straßennamen in dieser Stadt. In der Altstadt sehe ich jedenfalls keine Möglichkeit für Straßenbenennungen, ohne dass vorhandene Anwohner eine neue Anschrift erhalten müssten und sehr viel Aufwand hätten. Von der Akzeptanz ganz zu schweigen: Der Harztorwall würde bei den alteingesessenen Bürgern immer der Harztorwall bleiben - und der Rosenwall beispielsweise auch, selbst dann, wenn wir ihn fahrlässigerweise mit Namen historischer Persönlichkeiten belegen würden", führt der CDU-Fraktionsvorsitzende weiter aus.
Aus Sicht der CDU-Fraktion, so heißt es in der E-Mail, käme man gar nicht drumherum, solche Würdigungen auch in Zukunft außerhalb der inneren Okerumflut zu vollziehen. "Ich habe lieber eine Anton-Wilhelm-Amo-Straße in Wolfenbüttel-West, als gar keine", so Marc Angerstein abschließend.
Lesen Sie hierzu auch den Kommentar "Amo: Diese Würdigung ist lächerlich und ein Versagen von Stadt und Politik".
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