Fair-Trade-Bälle: Sollen Schulen entmündigt werden?

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Man sieht es dem Ball nicht an, unter welchen Produktionsbedingungen er hergestellt wurde. Symbolfoto: pixabay
Man sieht es dem Ball nicht an, unter welchen Produktionsbedingungen er hergestellt wurde. Symbolfoto: pixabay | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Sollen Schulen und Kitas in der Stadt Wolfenbüttel künftig ausschließlich Bälle kaufen dürfen, die unter Fair-Trade-Bedingungen hergestellt wurden? Ein entsprechender Antrag von Bündnis 90/Die Grünen sorgte bereits für Diskussionen, noch bevor er in die Gremien ging. Auch in der Sitzung des Schulausschusses untermauerte FDP-Ratsherr Rudolf Ordon seine Kritik.


Ratsfrau Elke Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen) versuchte der Kritik, die die FDP bereits zuvor in einer Pressemitteilung geäußert hatte, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mit der Vorgabe werde man keinesfalls in irgendein pädagogisches Konzept einer Schule eingreifen. Auch werde man nicht "regional" und "Fair Trade" gegeneinander ausspielen. Man habe natürlich das Angebot der regionalen Anbieter vorher geprüft. Zudem nannte Schmidt nicht nur das Gymnasium im Schloss als Beispiel für eine Schule, die bereits nur Fair-Trade-Bälle kaufe.Die Stadt Berlin und der Landkreis Göttingen hätten bereits ähnliche Entscheidungen für ihre Schulen getroffen.

Eine Entmündigung der Wolfenbütteler Schulen?


"Wenn andere Unsinn machen, müssen wir das nicht auch tun", konterte Rudolf Ordon. Für ihn seien die Schulen eigenverantwortlich. Die Stadt als Schulträger stelle nur das Geld zur Verfügung. Die Entscheidung von Anschaffungen von Büchern überlasse man ja auch den Schulen. Dies müsse auch für Bälle gelten. Andernfalls wäre es eine Entmündigung der Wolfenbütteler Schulen. Außerdem käme hinzu, dass Fair Trade keine DIN Norm sei, die sich leicht kontrollieren ließe.

Andere Mitglieder des Ausschusses störten sich an der Formulierung "ausschließlich" im Antrag. "Was ist, wenn es für eine Sportart keinen passenden Fair-Trade-Ball gibt", fragte Eckbert Schulze (CDU). Doch es gab auch Lob für den Antrag. Hierdurch sei deutlich geworden, dass Fair Trade nicht nur Kaffee ist, befand Torsten Ohms (SPD). Und Schulleitervertreterin Elke Neumann ergänzte, dass es ein guter Hinweis gewesen sei, sich einmal mit den erschreckenden Produktionsbedingungen zu beschäftigen, unter denen viele Bälle hergestellt würden.

Empfehlung statt Vorgabe


Der Antrag der Grünenbekam dennoch keine Mehrheit. Ein Änderungsantrag von Dörthe Weddige-Degenhard (SPD), das "ausschließlich" zu streichen und stattdessen den Schulen eine Empfehlung zu geben, Fair-Trade-Bälle zu kaufen, wurde mit sechs Fürstimmen bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen angenommen. Bevor der Rat der Stadt am 18. Dezember eine endgültige Entscheidung fällt, beschäftigen sich noch der Ausschuss für Jugend und Soziales sowie der Verwaltungsausschuss mit der Angelegenheit.

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