Fehlanzeigen - Asse II-Geschichte auf SPDisch


| Foto: privat



Unsere Redaktion erreichte eine LeserMeinung des selbsternannten Erinnerers Jürgen Kumlehn, die wir - wie immer - ungekürzt und unkommentiert veröffentlichen: 

[image=5e176581785549ede64cefaf]Der SPD-Interbezirk Wolfenbüttel hat zum 150. Jubiläum der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ein Buch herausgegeben (WolfenbüttelHeute.de berichtete).

Ein an sich lobenswerter Beitrag zur Geschichte dieser Region. Tatsächlich enthält das Buch zwei sehr interessante Beiträge von Gerd Biegel und Rudolf A. Fricke zur Geschichte bis zum Ende des "Dritten Reiches". Der dritte Beitrag "Demokratischer Neubeginn - 194-2013" verpasst weitgehend die in dem Titel enthaltene Absicht. Ein kleines Beispiel: Das Ende des "Großdeutschen Reiches" wird als "Zusammenbruch" bezeichnet. In einem Buch der SPD, deren Mitglieder von den Nationalsozialisten unterdrückt und zum Teil ermordet worden sind, hätte ich auch den Begriff "Befreiung" erwartet. Fehlanzeige.

[image=5e17656f785549ede64cecfe]Der eigentliche Tiefpunkt des Buches ist unter dem obigen Titel ein gut zweiseitiger Beitrag mit der Überschrift Dauerthema Asse, unter dem man vielleicht die Geschichte der SPD des Landkreises Wolfenbüttel von einer Unterstützung der Atommülldeponie bis hin zur Gegnerschaft mit konstruktiven und erfolgreichen Engagements einiger SPD-Mitglieder zur Lösung des größten Umweltproblems Niedersachsen vermuten würde. Fehlanzeige.

Der Autor hat sich nicht z.B. mit Heike Wiegel und Udo Dettmann und anderen Engagierten zusammengesetzt, um einen geschichtlich zutreffenden Beitrag vorzubereiten - zu einem Thema, das die SPD vor Ort immerhin fast 50 Jahre beschäftigt. Er zog es vor, Siegbert Pfeiffer zu Wort kommen zu lassen. Pfeiffer hat seit 1983 bis zu seinem Ruhestand für die GSF in der Atommülldeponie gearbeitet und war ein führender SPD-Kommunalpolitiker in der Samtgemeinde Asse.

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Auf 178 Seiten wird die Geschichte de SPD erzählt. Foto:



Er gehört zu den Kommunalpolitikern, die für die Katastrophe in der Asse politische Verantwortung mittragen. Daher gerät der Artikel, in dem ein anderer Hauptverantwortungsträger, der einstige Landrat Helmuth Bosse und SPD-Mdl, nicht genannt wird, sondern vielmehr Hans-Dietrich Genscher (FDP) und Norbert Röttgen (CDU), eher zu einer Desinformation denn zu einer Dokumentation.

Konkret erfährt man, dass die Samtgemeinde Asse in Pfeiffers kommunalpolitischer Amtszeit die kameralistische Buchführung eingeführt hat und dass Pfeiffer im Schacht daran beteiligt gewesen war, herauszufinden und zu begründen, wie das Steinsalz auf die Wärme reagiert, die durch strahlende Materie erzeugt wird.

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Autor Gerd Biegel. Foto:



An anderer Stelle werden weitere Politiker kurz erwähnt: Wilhelm Schmidt, ehemals SPD-MdL und MdB, der in Bonn versucht habe, die Atommülllagerung im Schacht "Asse" zu verhindern. Eine Information, die so bisher noch nicht publiziert worden ist. Ansonsten wird mehrfach Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) (Albrecht in den Schacht - und dann wird er zugemacht.) erwähnt. Über die führenden Politiker der SPD aus Bonn und Hannover (Volker Hauff, Horst Ehmke, Hans Matthöfer, Andreas von Bülow, Edelgard Buhlmann u.v.a.m, die alle die Atommülldeponie besucht haben) erfährt man leider nichts. (vgl: http://www.spurensuche-meinung-bilden.de/index.php?id=4&topic=1&key=24)

Dieser Beitrag ist eine Unfreundlichkeit gegenüber den Menschen, die sich seit vielen Jahren für eine gesundheitsfördernde Lösung des Asse-Problems - des größten Umweltproblems in Niedersachsen - engagieren, besonders aber für die "Aktivisten" und vor allem "Aktivistinnen", die dieses Thema unter Mühen vor ein paar Jahren im Bewusstsein der Menschen des "Wolfenbütteler Landes" verankert haben.

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Gerd Glogowski, Christiana Steinbrügge, Marcus Bosse und  Autor Gerd Biegel werfen am Abend der Präsentation einen ersten Blick in das SPD-Buch. Archiv-Fotos: Anke Donner Foto: Anke Donner



Die SPD hat sich mit diesem absurden Beitrag Schaden zugefügt. Zu hoffen ist, dass dieser Beitrag nicht die anderen gut recherchierten und gut geschriebenen Beiträge von Biegel und Fricke beschädigt. Man sollte das Buch dennoch kaufen - in der SPD Geschäftsstelle am Wolfenbütteler Bahnhof. Beunruhigend ist jedoch, dass der Asse-Artikel mit dem Buch langfristig Bestand haben wird und sich Menschen in zehn Jahren möglicherweise daran orientieren.

Das Dauerthema Asse ist nicht nur grottenschlecht, sondern dokumentiert die geringe Bereitschaft einiger SPD-Kreise, Geschichte ernst und genau zu nehmen und vor allem auch selbstkritisch eigenes Handeln zu begleiten.

Der SPD-Unterbezirk sollte hierzu Stellung beziehen.

Jürgen Kumlehn, Wolfenbüttel


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