Filmkritik: "The Artist" - Hollywood in seiner reinsten Form

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Im Rahmen des Wolfenbütteler Kultursommers präsentierte das CineStar das Open-Air-Kino im Schlossinnenhof. "The Artist" lockte am heutigen Abend 164 Zuschauer in die historischen Gemäuer. 

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Der Schlossinnenhof lockte 164 Zuschauer zu "The Artist" Foto:



Die anfängliche Skepsis wich bei mir schon nach wenigen Minuten. Trotz des Verzichts auf Farbe, Ton und Spezialeffekte ist der französische Streifen Filmkunst in Vollendung. Hollywood zeigte sich in seiner reinsten Form, mit grandiosen Darstellern und aussagekräftiger Musik. Beinahe vergisst man, dass es sich um einen Stummfilm handelt. Die Hauptfiguren drücken Szenen und Gefühle allein durch Mimik und Gestik aus (bis auf wenige Ausnahmen, in denen gesprochen wird). Frauen in glitzernden Kleidern, Männer mit eleganten Anzügen und gegelten Haaren à la Clark Gable, prächtige Häuser und eine große Portion Hollywood-Glamour machen "The Artist" perfekt.

Neben den beiden Protagonisten George Valentin (Jean Dujardin) und Peppy Miller ( Bérénice Bejo) ist der Russel-Terrier "Jack" der heimliche Star des Films.  Das putzige kleine Kerlchen spielte die Rolle des anhänglichen und treuen Freund des Schauspielers Valentin perfekt und zauberte den Zuschauern verzückte Lächeln auf die Lippen.

Nichts gesprochen, aber viel gesagt


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Ohne Ton, ohne Farbe, aber mit ganz viel Herz: "The Artist" Foto:



Ungesprochen werden Witz, Charme, Glamour, Tragik, Liebe und Freundschaft in  "The Artist"  vereint. 100 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug und lassen abwechselnd Freude, Leid und Schrecken aufkommen. In einem Moment lächelt man noch über die entgleisten Gesichtszüge und ausladenden Gesten der Darsteller, um schon im nächsten Augenblick mit dem vom Schicksal gebeutelten Valentin zu leiden.

Der Ton fehlte mir in keiner Sekunde des Films. Doch muss ich zugeben, dass ich mich das ein oder andere Mal dabei ertappte, wie ich versuchte, von den Lippen abzulesen. Wichtige Szenen wurden durch die stummfilmtypischen Schrifttafeln ergänzt, was mitunter auch recht hilfreich war, um die Bedeutung einiger Szenen zu verstehen. Der Rest des Films ist selbstredend und bedarf keinerlei Schnick-Schnack. Vielleicht macht gerade das Ungesagte den Film so sehenswert. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er vertont besser wäre.

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Edelgard Aniol und Christa Balke kamen extra aus Braunschweig. "Die Atmosphäre hier ist so toll. Es war wirklich sehr schön. Der Film war anfangs gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem hat er uns sehr gut gefallen.Wir freuen uns, dass Wolfenbüttel so etwas macht", sagen die Freundinnen. Foto:



Die schöne Kulisse des Schlossinnenhofs trug wohl wesentlich zur tollen Atmosphäre an diesem Abend bei. Gespannte und begeisterte Gesichter wo man auch hin sah. Einen Stummfilm sehen heißt: wirklich sehen. Eine scheinbar belanglose Szene wird kostbar und wertvoll, keinen Augenblick möchte man versäumen.

Mit fünf Oscars ausgezeichnet


Der  französische Regisseurs Michael Hazanavicius wagte im Jahre 2011 ein waghalsiges Filmexperiment, als er das Leben in der Traumfabrik im Jahre 1927 als Stummfilm und in Schwarzweiß drehte. Ohne aufwendige Szenen, ohne Spezialeffekte, ohne Farbe und vor allem (fast) ohne Ton produzierte Hazanavicius die Tragikomödie im damals herkömmlichen 4:3 Format. Der Film gab seine Prämiere 2011 bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes und wurde mit über 30 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet, darunter fünf  Oscar ( bester Film, beste Regie, beste Hauptdarsteller, beste Filmmusik und bestes Kostümdesign). "The Artist" wurde mit verhältnismäßig geringen Kosten von  13,47 Millionen Euro produziert und an vielen Originalschauplätzen ( u. a. die Filmstudios der Paramount Pictures und Warner Bros.) Hollywoods gedreht.


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