Flüchtlingshilfe: DRK bietet Kooperationsvereinbarung an




Wolfenbüttel. Die Flüchtlingshilfe im Landkreis Wolfenbüttel auf eine gemeinsame Basis stellen - diesen Vorstoß machte jetzt der DRK-Kreisverband. Dazu hatten Vorstand Andreas Ring und Horst Kiehne als Vorsitzender des Kreispräsidiums die Hauptverwaltungsbeamten von Stadt und (Samt-)gemeinden ins Solferino eingeladen.

Tenor am Ende der Veranstaltung: Alle Bürgermeister wären froh, wenn ihnen das DRK bei der Flüchtlingsbetreuung unter die Arme greift und wollen eine entsprechende Kooperationsvereinbarung abschließen.

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Andreas Memmert. Foto: Anke Donner)



Eifrigster Fürsprecher war Andreas Memmert, Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla. "Wir sind in der glücklichen Lage, bei uns vier starke Ortsvereine des DRK zu haben, mit denen wir seit Jahren eng zusammen arbeiten", lobte er. Ob Tafel oder Sprachkursus, die Kooperation laufe reibungslos. Sein Tip an die Bürgermeister-Kollegen: "Probiert das DRK mal aus. Es hat keinen Sinn, dass wir in jeder Gemeinde das Rad neu erfinden."

Solche Probiermöglichkeiten gibt es viele. Ring stellte acht Einsatzfelder vor, auf denen das DRK schon jetzt aktiv ist, und die künftig weiter ausgebaut werden sollen (siehe Kastentext unten). Die Manpower dafür sei vorhanden, unterstrich Kiehne: "Das Rote Kreuz hat im Landkreis 6299 Mitglieder, rund 700 ehrenamtliche und 380 hauptamtliche Mitarbeiter - und wir haben die Tafel, die Kleiderkammer, die erforderlichen Fahrzeuge und Material, ohne die es in der Flüchtlingshilfe nicht geht."

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Detlef Kaatz. Foto: Privat



Detlef Kaatz (Cremlingen) lobte die Idee, für die Flüchtlinge künftig an einem Strang zu ziehen. "Bei uns existieren zwar zwei tolle Helferkreise. Aber auch bei denen ist eine Grenze erreicht, wenn wir jetzt noch weitere Zuweisungen bekommen." Hilfe des DRK sei hochwillkommen, gerade was die Sprachförderung angehe. Und auch Kaatz mahnte, keine Parallelstrukturen aufzubauen. "Es hat keinen Sinn, in jeder Gemeinde eine Kleiderkammer vorzuhalten."

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Regina Bollmeier, Bürgermeisterin der Samtgemeinde Asse. Foto: Anke Donner)



Regina Bollmeyer (Elm-Asse) berichtete von großer Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge: "Alle wollen, jeder macht ein bisschen was, aber die richtigen Strukturen müssen erst noch wachsen - gerne mit dem DRK." Allerdings wünsche sie sich ein weiteres Einsatzfeld: "Die Familienbegleitung fehlt." Wenn zum Beispiel der Eltern zum Sprachkurs fahren, wer beaufsichtigt die Kinder? Thomas Stoch vom Integrationszentrum des DRK bot Unterstützung durch jene rund 200 Helfer an, die schon jetzt semi-ehrenamtlich für den Familienentlastenden Dienst tätig sind.

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Andreas Ring vom DRK Kreisverband Wolfenbüttel. Foto: Privat



In der Runde wurde deutlich, dass eine ganze Reihe von Akteuren in der Flüchtlingshilfe aktiv ist - von der Caritas über die Freiwilligenagentur bis zu den Kirchen. "Das soll auch so bleiben", betonte Ring. Niemand solle übertrumpft oder rausgedrängt werden. ". Aber wir wollen Projekte ins Leben rufen und koordinieren, die nachhaltig und belastbar sind, auch wenn in den nächsten Jahren regelmäßig weitere Flüchtlinge eintreffen." Zum 1. April hat der DRK-Kreisverband eine neue Mitarbeiterin eingestellt, sie sich ausschließlich um die Vernetzung und Abstimmung der Hilfe kümmern wird.

Kathrin Klooth, die Sozialdezernentin des Landkreises, freute sich über das positive Ergebis der Diskussion. "Wenn die Gemeinden eine Kooperation mit dem DRK gutheißen, ist das schon mal eine gute Basis für die Kreispolitik." Am 16. April sei dies ein Thema im Sozialausschuss. "Vorweg: Die Kreispolitik ist sich einig, dass die Flüchtlingshilfe nicht auf den Gemeinden als letztem Glied der Kette hängen bleiben darf."

Ob die Gemeinden Hilfe von Bund oder Land zu erwarten haben, wurde im Solferino bezweifelt. Noch einmal Andreas Memmert: "Ich kann nur empfehlen, die ehrenamtlichen Strukturen des DRK zu nutzen - so viele andere haben wir nämlich inzwischen nicht mehr."


Einsatzfelder der DRK-Flüchtlingshilfe


1. Grundversorgung
Tafel, Kleiderkammer (mobil), Hausrat/Ausstattung. Andreas Ring: "Diese Ausstattung übernehmen alle Gemeinden unterschiedlich. Wir können uns da ein einheitliches Starter-Paket vorstellen. Wir sollten gemeinsam festlegen, was dafür in der Kleiderkammer zusammengestellt werden soll."

2. Sprache
Dezentrale Sprachförderung, Lernbegleiter, Sprachlernprogramme. Ring: "Die Sprachförderung läuft in Kooperation mit dem Bildungszentrum des Landkreises, dort gibt es Sprachlehrer für Deutsch als Fremdsprache. Ehrenamtliche Lernbegleiter kommen aus den DRK-Ortsvereinen und den Orten - übrigens muss man zur Mitarbeit bei unseren Projekten kein DRK-Mlitglied sein."

3. Mobilität
Fahrdienste und Versorgung mit Fahrrädern. Ring: "Wir haben in der Zukunftsfabrik die Kapazitäten, um Gebrauchträder aufzuarbeiten und an die Bedürftigen abzugeben."

4. Integration
Patenschaften, Arbeitskreise, niedrigschwellige Angebote wie Schwimmkurse, Erste Hilfe, Freizeitangebote. Ring: "Gemeinsam mit dem Wolfenbütteler Schwimmverein bieten wir nach Ostern den ersten Kursus für Grundschüler aus Flüchtlingsfamilien an."

5. Vernetzung, Koordinierung, Lotsenfunktion
Hilfestellung für Flüchtlinge, Gemeinden und das Ehrenamt. Ring: "Was in Baddeckenstedt gut läuft, kann auch n Elm-Asse gut laufen. Man muss es nur koordinieren."

6. Willkommenskultur
Veranstaltungen der Begegnung für Flüchtlinge mit Ortsvereinen, Jugendrotkreuz und Kooperationspartnern. Ring: "Wir haben bereits Fördermittel bei Stiftungen beantragt für bis zu sechs Veranstaltungen der Begegnung."

7. Hilfsfond für behinderte und chronisch kranke Flüchtlinge
Verschiedene Betreuungsangebote für Therapie und Betreuung. Ring: "Unser Integrations- und Therapiezentrum am Exer steht mit seinen Einrichtungen und seinem Netzwerk zur Verfügung."

8. Beschäftigung, Arbeit, Tagesstruktur
DRK-Tafel, DRK-Kleiderkammer, DRK-Zukunftswerkstatt und DRK-Gemeinschaftsgärten. Ring: "In unseren Einrichtungen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten für Flüchtlinge. Für weitergehende Maßnahmen stehen wir mit dem Jobcenter im Kontakt."

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Auf der Übersichtskarte ist zu sehen, wo sich die 27 Ortsvereine des DRK-Kreisverbandes befinden. Foto:


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