Letzte Ruhestätte wird öffentlich zugänglich

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| Foto: Werner Heise



Wolfenbüttel. Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt ruhen die einstigen Regenten unserer Vorfahren auch heute noch mitten im Herzen von Wolfenbüttel. In Sarkophage gebettet haben Wolfenbüttels Herzöge und deren Familienangehörige in der Welfengruft unter der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis ihren Frieden gefunden. Ihre Ruhestätte soll im April 2015 wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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Teilten die frohe Kunde mit: Martin Schuseil (Landeskirche), Manja Puschnerus, Florian Rehm, Prof. Dr. Christoph Helm (alle drei CMJ Stiftung) und Landesbischof Dr. Christoph Meyns vor dem Doppelsarkopharg mit Herzog Anton Julius und Gemahlin. Foto: Werner Heise



Zuvor müssen die bereits unter Zerfall leidenden Sarkophage jedoch restauriert werden. Dieses Anliegen ist zwar nicht neu, doch jetzt hat sich kurzfristig eine Finanzierungsmöglichkeit ergeben. Dies teilte die Curt Mast Jägermeister Stiftung heute im Rahmen eines Pressegespräches, im Beisein von Landesbischof Dr. Christoph Meyns und Vertretern der Kirchengemeinde, mit. Die Stiftung setzt sich bereits seit längerem für die Restaurierung der Gruft ein.

Auf einmal sei alles ganz schnell gegangen. Plötzlich hätten zusätzliche Gelder aus nicht abgeflossenen EU-Mitteln zur Verfügung gestanden, die gemeinsam mit Mitteln der Curt Mast Jägermeister Stiftung und anderen Gönnern das Vorhaben realisieren lassen. All dies im Themenjahr "Anton Ulrich", dem Jahr seines 300. Todestages.

Erinnerung an Kindheitstage


Es war die Mutter des Stiftungs-Vorsitzenden Florian Rehm, die die zündende Idee hervorlockte die Welfengruft der Öffentlichkeit wieder großzügiger zugänglich zu machen. Die erzählte ihrem Sohn nämlich aus ihren Jugendjahren, in denen die Welfengruft stets zugänglich und im Bewusstsein der Wolfenbütteler war. Und auch der heutige Küster der Kirche, Gerhard Finck, weiß zu berichten, dass die Menschen im 2. Weltkrieg die Gruft sogar als Zufluchtsort bei Bombardierungen aufsuchten und nebst Hab und Gut auf den Sarkophagen hockten. Dieses Wissen habe er von Zeitzeugen die sich unter jenen Besuchern der Gruft befänden die er auch heute schon zu seltenen und angemeldeten Führungen begrüße.

Überraschungsfund nicht ausgeschlossen


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Begutachtung eines der sanierugsbedürftigen Sarkophage in der Welfengruft. Foto: Werner Heise



Neun Monate soll die Restauration von insgesamt 26 Särgen nun andauern. Beauftragt wurde hiermit das Berliner Unternehmen Haber und Brandner, das bereits am kommenden Donnerstag mit dem Abtransport von einigen Särgen beginnen wird. Der Doppelsarg mit Herzog Anton Ulrich und seiner Gemahlin Elisabeth Juliana müsse aufgrund seiner Größe jedoch direkt vor Ort saniert werden. Bei der Restauration werden die Sarkophage auch geöffnet und wissenschaftlich untersucht. Da diese bereits in sehr frühen Jahren schon des Öfteren für Plünderungen geöffnet wurden, rechne man zwar nicht mit Überraschungsfunden, ausschließen könne man es aber auch nicht. Und immerhin wurden in der Hauptkirche schon der ein oder andere Fund gemacht. So beispielsweise die Generalschärpe von Christian aus Halberstadt oder die Trauerfahne von Heinrich des Jüngeren von 1568, welche aufwendig restauriert wurde.

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Die Generalschärpe von Christian aus Halberstadt ist zirka 400 Jahre alt und wurde einem der Sarkophage entnommen. Foto: Werner Heise



Beide Exponate werden sicherlich auch in Zukunft im Vorraum zur Gruft zu bestaunen sein, wenn dieser durch Wolfenbüttels Historikerin Dr. Sandra Donner zum Ausstellungsraum neu konzeptioniert wurde. Der Kirche und der Stiftung sei es ein Anliegen den Menschen die Vergangenheit zurück zu geben. "Nur wer weiß wo man herkommt, weiß wohin wir gehen", fasst Landesbischof Dr. Christoph Meyns dieses historische Denkmal in Worte und Florian Rehm pflichtet ihm bei: "Es sind unsere Wurzeln."

Detailfragen müssen noch geklärt werden


Wie genau die Umsetzung aussehen wird die Gruft der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen will man nun in den kommenden Monaten klären. Alle Beteiligten können sich Führungen und außerhalb dieser Zeiten einen eingeschränkten Zugang bis zu einer gläsernen oder gitternen Tür vorstellen. Das Konzept wird in enger Abstimmung zwischen der Kirchengemeinde und der Curt Mast Jägermeister Stiftung entwickelt. Eines sei jedoch sicher: Der Zugang soll kostenfrei sein.


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