Landkreis. Die letzten Tage und Wochen waren schrecklich. Von tragischen Unfällen geprägt. Immer hautnah dabei: Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der Rettungsdienste, der Polizei. Aber auch Ersthelfer und Unfallzeugen müssen Dinge sehen, vor denen sie lieber wegschauen würden, die sich in ihren Kopf einbrennen. Bilder, die dann Stunden oder Tage später wieder auftauchen. Solche Situationen sind Grenzsituationen des Lebens. Oft verbunden mit dem Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht oder gar Angst. Jetzt braucht die Seele Erste Hilfe. Ein Fall für die Notfallseelsorge.
Unfälle mit Todesfolge sind für Helfer und Unfallzeugen besonders belastend. In den vergangenen Wochen gab es im Landkreis leider einige davon. Foto: Werner Heise
Wenn jemand schreckliche Erlebnisse verarbeiten muss – die Notfallseelsorge kommt und ist da, begleitet, tröstet, hält den Schmerz mit aus. Sie ist am Unglücksort, wenn ein Unfallverursacher oder Zeugen betreut werden müssen, wenn Angehörige nach einem Suizid einen Gesprächspartner brauchen. Notfallseelsorger helfen in schweren Stunden. "Wir begleiten auch Polizisten, die eine Todesnachricht überbringen müssen", erklärt Pfarrer Frank Ahlgrim. Der Werlaburgdorfer ist der Koordinator der Notfallseelsorge im Landkreis Wolfenbüttel. Die Notfallseelsorge – ein wichtiger Dienst für die Hinterbliebenen - aber auch für die Polizei, die Feuerwehr, den Rettungsdienst.
Das Notfallseelsorgeteam im Kreis Wolfenbüttel besteht zur Zeit aus acht evangelischen Pfarrern der Propsteien Wolfenbüttel und Schöppenstedt, dem Pfarrer der katholischen Kirche in Wolfenbüttel, dem Pfarrer der Baptistengemeinde sowie fünf Ehrenamtlichen. Darüber hinzu steht ein Kriseninterventionsteam des DRK zur Verfügung, welches bei größeren Einsatzlagen hinzu gerufen werden kann und auch am Wochenende Bereitschaftszeiten abdeckt. Die Notfallseelsorger halten sich bereit, auf Anforderung durch die Einsatzleitstelle innerhalb kürzester Zeit an Einsatzorte zu kommen, an denen Menschen durch Notfälle betroffen sind. 80 Prozent sind Einsätze im häuslichen Bereich, 20 Prozent im öffentlichen Raum. Notfallseelsorger begleiten, betreuen und beraten alle Menschen, die bei einem Einsatz, ob bei einem Feuer, einem Unfall oder einer Erkrankung, Hilfe brauchen. Wo längerfristige Begleitung notwendig oder gewünscht ist, vermitteln die Notfallseelsorger diese.
Die Notfallseelsorge im Bereich des Landkreises ist in halbe Bereitschaftswochen eingeteilt. Für jede Wochenhälfte (Samstag 19 Uhr bis Mittwoch 19 Uhr und umgekehrt) gibt es einen "Diensthabenden". Der wird von der Leitstelle automatisch alarmiert (zum Beispiel Unfälle mit mehreren verletzten und beteiligten Personen, Unfälle mit Todesfolge, Suiziden, Flug- und Schienenunfälle, Evakuierungen) oder bei Bedarf von den Hilfskräften angefordert. Und der kann eben auch noch einige Zeit nach einer belastenden Situation entstehen. Über die Rettungsleitstelle oder die Polizei kann auch dann noch der Kontakt hergestellt werden.
Wo Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste ihre professionelle Arbeit tun und retten, bergen, medizinisch Erste Hilfe leisten und Spuren sichern, ist die Notfallseelsorge dafür da, die Betroffenen in der Krise zu begleiten. In den Einsätzen geht es vor allem darum, einen ersten Halt zu bieten und erste Strukturen in das Chaos zu bringen. Mit dem Vorsatz in den Einsatz zu gehen, Menschen die Trauer abnehmen zu können, wäre vermessen. Es geht vielmehr darum, einfach nur da zu sein, zuzuhören, Fragen zu beantworten oder auch gemeinsam mit den Betroffenen Schweigen auszuhalten.
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