Notunterkünfte: DRK-Kreisverband kritisiert Zuweisungsmethoden

von Jan Borner


In diesen Räumen der ehemaligen Realschule wurden die Neuankömmlinge untergebracht. Fotos: DRK
In diesen Räumen der ehemaligen Realschule wurden die Neuankömmlinge untergebracht. Fotos: DRK | Foto: Jan Borner



Schöppenstedt. Draußen stehen Toiletten- und Duschcontainer, am Dach sind neue Lichtstrahler angebracht, der große Hof erinnert an die Pausen der ehemaligen Schulkinder – in der ehemaligen Elm-Asse-Realschule in Schöppenstedt, wurden am Dienstag erstmals Flüchtlinge einquartiert. Viele der Neuankömmlinge zogen allerdings direkt weiter Richtung Skandinavien. Andreas Ring, Vorstand des DRK-Kreisverbandes kritisiert die Zuweisungsmethoden des Landes.

In gleich drei Bussen trafen die 148 Neuankömmlinge an der Eulenspiegelhalle ein – ungefähr zwei Stunden später als ursprünglich erwartet. Die ersten zwei Busse kamen direkt hintereinander an, der dritte Bus dagegen mit einem Abstand von gut 45 Minuten. „Das wird ein bisschen Unruhe reinbringen“, ahnt Jörg Steiner-Campanale, Einsatzleiter vom Dienst beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Währenddessen lief die Erstregistrierung in der Eulenspiegelhalle auf Hochtouren. „Es fällt auf, dass dieses Mal viele Großfamilien mit 12 bis 16 Mitgliedern angekommen sind“, betonte Dolmetscher Majdi Attia. Darunter sind auch viele kleinere Kinder, die in der Spielecke von Ehrenamtlichen des Familienentlastenden Dienstes (FED) im DRK betreut wurden. Maximilian Patz vom FED erzählte: „Die Kinder heute sind wirklich klasse drauf. Sie können sich schon selbst beschäftigen, benehmen sich gut und machen keinen Stress.“ Die Verständigung mit den Mädchen und Jungen laufe viel über Gestik und Mimik, mal ein nettes Lächeln, auch mal ein ernsterer Blick, wenn die Kinder etwas machen, was sie nicht dürfen.

90 Neuankömmlinge verließen Schöppenstedt noch am selben Tag


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Ein Dolmetscher erklärt Flüchtlingen, wie sie von Schöppenstedt weiterreisen können. Foto: DRK



Viele der Neuankömmlinge ziehen nach kurzem Aufenthalt in der Eulenspiegelhalle direkt weiter. Über Dolmetscher wurden die Flüchtlinge, die nach Schweden oder Dänemark wollen, mit der Information konfrontiert, dass dort die Grenzen geschlossen sind. Eine Familie antwortet stellvertretend, ihr sei das egal: "Wir wollen zu unseren Verwandten, die dort auf uns warten." Rund 90 Flüchtlinge verließen Schöppenstedt schließlich noch am Dienstagmittag.

"Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum das Land nicht schon in Hannover jene Flüchtlinge weiterziehen lässt, die nach Skandinavien wollen, und uns dafür Menschen aus der überfüllten LAB in Braunschweig zuweist", beklagt Andreas Ring, Vorstand des DRK-Kreisverbandes. "Wir halten hier jede Woche die Kapazitäten für die Aufnahme von 150 Flüchtlingen vor - tatsächlich will aber nur ein Drittel der zugeteilten Menschen in Schöppenstedt bleiben." Auf diese Weise werde viel Geld und Helferkapazität vergeudet.

Auswirkungen der langen Reise


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Die Flüchtlinge trafen mit dem Bus direkt vor der Eulenspiegelhalle ein. Foto: DRK



Unter den Flüchtlingen befand sich auch ein kurdischer Mann, der während seiner Odyssee seine Familie verloren hat. Er wird nun erstmal in Schöppenstedt bleiben und auf die Ergebnisse der deutschlandweiten Suchmaschine der Landesaufnahmebehörde warten. Auch das DRK wird seinen Suchdienst bemühen, sagt Steiner-Campanale. "Es müsste möglich sein, die Familie wieder zusammenzuführen." Und auch die Jüngsten bleiben von den Auswirkungen der langen Reise nicht verschont: Eine afghanische Familie musste mit ihrem Kind wegen Fieber zum Kinderarzt, das andere Kind hatte Wasser im Knie und wurde vom Rettungswagen in die Klinik nach Braunschweig gebracht. Unter den Neuankömmlingen sind zudem zwei unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die vom Team gleich nach Wolfenbüttel in die für diesen Personenkreis vorgesehene DRK-Einrichtung überführt werden.

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Blick von außen auf die ehemalige Elm-Asse-Realschule. Foto: DRK


24 Personen in alter Realschule untergebracht


Als sich die Registrierung in der Eulenspiegelhalle dem Ende näherte, wurde entschieden, dass die Kapazitäten der alten Realschule erstmals genutzt werden. Die Hälfte der bleibenden Flüchtlinge, also 24 Personen, wurden in der ehemaligen Elm-Asse-Schule untergebracht, darunter eine 14-köpfige Familie. Steiner-Campanale sagt dazu: „Schon mit dieser Großfamilie ist die Entscheidung getroffen worden, die Realschule in Betrieb zu nehmen. Wir wollten nicht einen Teil der Familie in der Strümpell- und einen in der Realschule unterbringen, sie also nicht auseinander reißen.“ Die Realschule war schon vorher mit 102 Schlafplätzen ausgestattet, mit großer Unterstützung durch das THW und die Feuerwehr.


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