Rathausvortrag: 120 Jahre Röntgenstrahlung und Radioaktivität


Julius Elster und Hans Geitel vernetzt mit den Denkern ihrer Zeit. Foto: Privat
Julius Elster und Hans Geitel vernetzt mit den Denkern ihrer Zeit. Foto: Privat | Foto: Privat



Wolfenbüttel. Im Rahmen der Rathausvorträge im Wolfenbütteler Jahr der Erinnerungskultur referiert Rudolf Fricke am kommenden Dienstag zum Thema „120 Jahre Röntgenstrahlung und Radioaktivität“.

Im Dezember 1895 berichtete Wilhelm Conrad Röntgen von der Entdeckung einer ganz neuen Art von Strahlung. Wie eine Geschichte von Jules Verne klingend, vermochte diese Strahlung Körper zu durchdringen und beispielsweise Skelettknochen lebender Menschen sichtbar zu machen ohne sie dafür aufschneiden zu müssen. Das Unglaubliche fand nur gut zwei Monate später seine Fortsetzung mit der Entdeckung des Phänomens der Radioaktivität durch den Franzosen Henri Becquerel. Beide Phänomene passten so gar nicht in das sich kurz vor der Vollendung gewähnte Gebäude der klassischen Physik. Über die weitere Erforschung gelangte man zu immer differenzierteren Vorstellungen über die Struktur der Materie, über Raum und Zeit. Das Zeitalter der modernen Physik begann. Aber auch in das Leben der Menschen, bei-spielsweise die Entwicklung ganz neuartiger medizinischer Therapien, griffen die Entdeckun-gen ein.

Wolfenbüttel-Braunschweig repräsentierte am Übergang von der klassischen zur modernen Physik ein gewichtiges Forschungszentrum. Namentlich geknüpft an die international vernetzten Physiker Julius Elster und Hans Geitel und einem ganzen „Strauß“ mit ihnen kongenial agierender Ärzte, Chemiker, Physiker, Instrumentenbauer im Braunschweigischen, kamen von hier Beiträge, die halfen die Weltsicht zu verändern: So stürzten beispielsweise Elster und Gei-tel mit einer Atomzerfallshypothese das Dogma von der Unwandelbarkeit der Materie; der Chemiker Friedrich Giesel stellte radioaktive Präparate her und machte damit weltweit For-schungsprojekte überhaupt erst möglich; die Ärzte Walkhoff, Sternthal und Loewenthal wur-den Pioniere der Röntgendiagnostik und der medizinischen Strahlentherapie; der Glasbläser Müller-Unkel stellte für Röntgen genau jene Röhren her, mit denen er seine berühmte Entde-ckung machte; Instrumente aus der Werkstatt Günther & Tegetmeyer prägten bis in die 1940er Jahre hinein die Strahlungsmesstechnik.

Das 120-jährige Jubiläum der Entdeckung der Röntgenstrahlung und der Radioaktivität soll An-lass sein, mit speziellem Blick auf das Wolfenbüttel-Braunschweiger Forschungszentrum das Geschehen um diese Entdeckungen und einige der Folgen zu beleuchten. Viele Details, die da-mals aber von vielleicht sogar entscheidender Bedeutung für den Fortschritt waren, sind auf dem Weg in das Heute in Vergessenheit geraten.

Der Eintritt ist frei.


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