Reizgas-Angriff: „Ich hatte Todesangst“

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| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Der Mann, der vor drei Wochen eine Wirtin aus Fümmelse mit Reizgas angriffen hatte (WolfenbüttelHeute.de berichtete), wurde gefasst. Für das Opfer sind die Geschehnisse nur schwer zu verkraften.

Wirtin Veronika Bode, weiß nicht, warum der Mann plötzlich in der Kneipe auf sie los ging und ihr Reizgas ins Gesicht sprühte. Sie weiß nur eins - sie kann im Dunkeln nicht mehr vor die Tür, sie hat Angst und das Vertrauen in die Menschen verloren. „Ich bin seit 38 Jahre Wirtin und bin nie weggelaufen. Ich habe immer alles im Griff gehabt und konnte alles selber klären. Aber jetzt habe ich Angst. Wenn es dunkel wird, traue ich mich nicht mehr auf die Straße und sobald der letzte Gast aus der Gastwirtschaft gegangen ist, mache ich alles zu. Mir fällt es schwer, abends meine Arbeit hier zu machen. Förderlich für das Geschäft ist das nicht“, sagt Veronika Bode und wirkt noch immer mitgenommen.

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Veronika Bode stand hinter der Theke, als sie angegriffen wurde. Foto: Anke Donner)



Die Ereignisse der Nacht, in der sie von einem ihr nicht bekannten Mann angegriffen wurde, machen ihr zu schaffen. Es war kurz nach Mitternacht, als der letzte Gast von der Toilette kam und ohne Vorwarnung auf die Wirtin losging. „Ich habe hinter der Theke gestanden und der Mann kam von der Toilette. Dann bückte er sich und als er wieder hoch kam, sprühte er plötzlich das Reizgas in mein Gesicht. Ich habe erst gar nicht gewusst, was los ist. Dann haben mir die Augen gebrannt und bin ich einfach nur noch weggelaufen. Ich bin zur Hintertür raus und so schnell gelaufen, wie ich konnte - rüber über die Straße zu den Nachbarn. Ich hatte eine Todesangst vor dem Kerl. Ich kann mich noch gut an seine kalte Stimme und seinen kühlen Gesichtsausdruck erinnern. Seine Stimme würde ich sofort wiederkennen“, erzählt die Wirtin.

Die Nachbarn haben sich um Veronika Bode gekümmert, sie versorgt und die Polizei gerufen. „Als ich mit der Polizei später zurück in die Kneipe bin, habe ich gemerkt, dass in meiner Wohnung überall Licht brannte. Der muss also auch noch in meiner Wohnung gewesen sein. Gemeinsam mit der Polizei haben wir dann dort nachgeschaut, ob etwas fehlte. Aber es war alles da“, erzählt sie kopfschüttelnd.

"Der wollte mir ans Leben"


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Die Kneipe ist mit der Wohnung unmittelbar verbunden. Der Angreifer war vermutlich auch in den Privaträumen der Wirtin. Foto: Anke Donner)



Einige Tage später erfuhr sie, dass der Mann schon eine Frau getötet haben soll. „Er hat damals nichts mitgenommen. Die Tageseinnahmen waren noch da und auch sonst fehlte nichts. Jetzt, wo ich gehört habe, dass er schon eine Frau umgebracht haben soll, bin ich mir sicher - der wollte mir ans Leben. Ich weiß, dass ich gut davon gekommen bin, aber die Angst sitzt sehr tief und das wird sicher auch noch lange so bleiben. Ich bleibe nicht mehr gerne alleine und schließe den Laden recht früh zu. Das war früher anders, da habe ich meinen Kunden vertraut“, sagt sie.

Rein äußerlich hat sich die Wirtin erholt. Sie hatte eine strake Augenreizung und war zur Behandlung in der Klinik. Ihre Angst wird sie jedoch noch lange spüren. „Ich weiß nicht, wie lange ich diese Arbeit hier noch machen kann. Ich stehe jetzt hier immer mit einem ängstlichen und unguten Gefühl. Ich möchte so etwas nie wieder erleben“, sagt sie und hofft, der der Täter seine gerechte Strafe bekommt. Festgenommen wurde er inzwischen.

Es droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren


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"Ich hatte Glück, dass ich durch die Hintertür raus konnte", sagt die Wirtin. Foto: Anke Donner)



In den Tagen nach der Tatnacht war es der Polizei Wolfenbüttel erst nicht gelungen, den Mann festzunehmen, da sein Aufenthaltsort unbekannt und er auch unter seiner Meldeadresse nicht anzutreffen war. Vor einigen Tagen konnte er dann gestellt werden. Der Fall wurde inzwischen von der Polizei Wolfenbüttel an die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegeben.

Laut Staatsanwältin Julia Meyer, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig, wurde gegen den Mann nun ein Haftbefehl wegen Körperverletzung erlassen. Ihm könnte nun eine weitere Haftstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren drohen. Denn der Täter ist bereits polizeibekannt und wurde erst im Mai des vergangenen Jahres aus der Haft entlassen. Warum er eingesessen hat, kann Julia Meyer zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des Täter, nicht sagen. Die Ermittlungen zum Motiv dauern noch an.


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