Stromausfall in Wolfenbüttel: Kettenreaktion verursachte zweiten Erdschluss

Bei dem Stromausfall am vergangenen Mittwoch versagte an gleich zwei Stellen die Isolierung von Erdleitungen. Sabotage können die Stadtwerke jedoch "definitiv ausschließen" und liefern eine Erklärung für diesen scheinbar unmöglichen Zufall.

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(Symbolbild) | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Nach dem Stromausfall am vergangenen Mittwoch bemerkte ein Anwohner gegenüber unserer Online-Zeitung kritisch, dass er seit 35 Jahren in Wolfenbüttel lebe und bereits viele Stromausfälle erlebt habe. Ist das Wolfenbütteler Leitungsnetz marode? Für zusätzliche Skepsis sorgte die Tatsache, dass an zwei Stellen gleichzeitig Schäden in der Erdkabelisolierung auftraten. Die Stadtwerke Wolfenbüttel können Sabotage definitiv ausschließen. Dass nach einem Defekt direkt ein zweiter auftritt, sei ein verbreitetes Phänomen und physikalisch gut zu erklären.


"Der erste Erdschluss kam zustande, weil die Isolierung des Erdkabels an der schadhaften Stelle gegen den Erdboden der anstehenden Spannung von etwa 11.600 Volt nicht mehr standhielt", erklärt Kerstin Hecker, Pressesprecherin der Stadtwerke. Bei einem Erdschluss fließt die Spannung nicht mehr durch die Stromleitung, sondern in die Erde. Da diese im Gegensatz zur gut leitfähigen Stromleitung dem Strom jedoch einen vielfachen elektrischen Widerstand entgegensetzt, nimmt der Strom den Weg des geringsten Widerstandes und sucht sich Alternativen, in diesem Fall floss er durch - bis dahin - noch intakte andere Leitungen. "Durch den ersten Erdschluss wird die Spannung und damit die Belastung der Isolierung der beiden anderen Außenleiter gegen den Erdboden um den Faktor 1,7 erhöht. So wird das Auftreten weiterer Fehler begünstigt", so Hecker weiter. Eine zweite Schwachstelle ging also in die Knie, weil sie durch den ersten Fehler plötzlich überproportional belastet wurde.

"Wolfenbüttels Stromnetz ist stabil"


Von einer "außergewöhnlichen Störanfälligkeit" sei man im Wolfenbütteler Netz nach Auskünften der Stadtwerke jedoch weit entfernt. "Netzbetreiber melden und pflegen den sogenannten SAIDI-Wert. Dieser gibt Auskunft darüber, wie viele Minuten im Netzgebiet im Jahr der Strom durchschnittlich ausfällt. In dieser Statistik liegen wir seit 2008, gemittelt über die Netzebenen Niederspannung und Mittelspannung mit Ausnahme von zwei Jahren jedes Jahr sehr deutlich unter dem Mittelwert", erklärt Hecker. Zu den beiden Ausnahmen sagt sie: "Selbst wenn die beiden Ausreißer in 2010 und 2018 über eine mehrjährige Statistik mit eingerechnet werden, sind wir deutlich unter dem Mittelwert aller vergleichbaren Netzbetreiber in Deutschland."


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