"Thomas ist sehr stolz und wir sind es auch": Mensch mit Down-Syndrom absolviert Ausbildung

Der DRK-Inklusionsbetrieb "Solferino" hat den ersten Menschen mit Behinderung durch die Ausbildung geführt.

Im Bild (von links): Corina Bornecke, Geschäftsführerin des Solferino, ist stolz auf ihren Azubi Thomas Ebeling, der das Zeugnis seiner abgeschlossenen Ausbildung in den Händen hält. Ebenso stolz ist Küchenchef Fabian Nestle.
Im Bild (von links): Corina Bornecke, Geschäftsführerin des Solferino, ist stolz auf ihren Azubi Thomas Ebeling, der das Zeugnis seiner abgeschlossenen Ausbildung in den Händen hält. Ebenso stolz ist Küchenchef Fabian Nestle. | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Thomas Ebeling hat als erster Mensch mit Behinderung die Ausbildung zum “Fachpraktiker Küche” im Solferino absolviert. Der 24-Jährige hat das Down-Syndrom. Doch im Inklusionsbetrieb Solferino am Exer habe er genau die Unterstützung erfahren, die er brauchte, um am Ende alle Prüfungen zu meistern, wie aus einer Pressemitteilung des DRK hervorgeht.


Als Ebeling vor drei Jahren seinen Ausbildungsvertrag im Solferino unterschrieb, sei niemandem klar gewesen, wie groß die Herausforderung tatsächlich wird. “Wir sind wirklich stolz, einem Menschen mit Down-Syndrom eine Berufsausbildung ermöglichen und vielleicht auch zumuten zu können“, so Solferino-Geschäftsführerin Corina Bornecke. Auch ohne Pandemie sei die Ausbildung nicht leicht, die sich der 24-Jährige ausgesucht hat. Die langen Arbeitszeiten und körperliche Tätigkeiten machen dem sport- und musikbegeisterten Thomas aber nichts aus: ”Ich brauche halt nur mehr Hilfe“, sagt der junge Mann selbstbewusst.


Ebeling war vorher unter anderem in einem Restaurant und in der Altenpflege, zwischen dem Inklusionsbetrieb Solferino und Thomas passte es am Ende aber am besten, und so ging man das Wagnis Ausbildung ein. ”Es war am Anfang nicht einfach, sich in der Küche zurechtzufinden“, schildert Ebeling. Manchmal war ihm der Druck zu viel, ”doch dann geht er einfach raus, erledigt Arbeiten, die immer anfallen und gut allein zu bewältigen sind – fegt die Treppe und kommt dabei innerlich wieder runter“, berichtet Bornecke. Den schulischen Teil seiner Ausbildung absolvierte er in einer Berufsschule in Wolfsburg.

”Thomas würde sonst wirklich fehlen“


Auf die Frage, wie lange er denn zur Schule fährt, rattert Thomas seinen kompletten Fahrplan runter, inklusive Fahrzeiten und Abfahrtsgleisen. “Etwa eineinhalb Stunden“, fasst die Chefin zusammen. ”Es macht aber auch Spaß mit dem ganzen Umsteigen!“, hebt Thomas hervor. Solche oft als nervig empfundenen Alltagsgeschichten erzählt nicht jeder gern - Menschen mit Down-Syndrom verarbeiten Alltagsdinge aber anders. Auch Neues erlernen können sie nur auf ihre eigene Weise. Probleme, sagt der 24-Jährige, habe er vor allem mit den französischen Fachbegriffen beim Kochen gehabt. Bei der Prüfung überzeugte er die IHK-Tester mit Cordon Bleu, Kartoffeln mit Gemüse und Obstsalat. Und auch die Theorie konnte er mit Bravour meistern. Seit dem 1. Februar ist er nun als Fachkraft fest beim Solferino angestellt. ”Thomas würde sonst wirklich fehlen“, sagt Bornecke in Richtung ihres ehemaligen Azubis. ”Ich bin dankbar, dass ich euch habe“, antwortet dieser.


Ermöglicht hat ihm die Ausbildung der Fachdienst zur beruflichen Eingliederung (FBE) der DRK-Inkluzivo GmbH. Dieser bietet Menschen mit Handicap berufliche Alternativen zu Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Denn jeder Mensch, so die Überzeugung im Roten Kreuz, habe eigene Talente, Fähigkeiten und berufliche Ambitionen. Sozialarbeiter des FBE begleiten ihre Klienten durch Praktika in verschiedensten Berufen und greifen unterstützend unter die Arme, bis ihr Schützling auf eigenen Beinen stehen kann. Häufig springt dabei ein Arbeitsvertrag heraus – manchmal auch eine Ausbildung, wie im Falle von Thomas Ebeling.


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