Über 2.000 Menschen demonstrierten - Bürgermeister und Landrätin fehlten

Kursierende Gerüchte seien "völlig falsch" und hätten "keinerlei Bezug zur Realität", heißt es aus dem Wolfenbütteler Rathaus.

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Die Kundgebung des Bündnis gegen Rechtsextremismus endete mit einem Demonstrationszug durch die Innenstadt von Wolfenbüttel.
Die Kundgebung des Bündnis gegen Rechtsextremismus endete mit einem Demonstrationszug durch die Innenstadt von Wolfenbüttel. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Mehr als 2.000 Menschen gingen am vergangenen Samstag in der Stadt Wolfenbüttel auf die Straße, um für Demokratie und Vielfalt einzustehen und ihre Stimme gegen Rechtsextremismus zu erheben. Doch weder Bürgermeister Ivica Lukanic, noch Landrätin Christiana Steinbrügge nahmen daran teil. Das sorgte bei mehreren Demonstranten und Beobachtern für Verwunderung und teilweise auch Unverständnis.



Das Bündnis gegen Rechtsextremismus Wolfenbüttel, hinter dem die Kommunalpolitiker Sabine Resch-Hoppstock und Michael Sandte (beide SPD) sowie Wolfenbüttels ehemaliger Bürgermeister Thomas Pink stehen, hatte die Veranstaltung auf dem Schlossplatz, mit anschließendem Demonstrationszug durch die Innenstadt organisiert. Mehrere Redner, darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser, Vertreter des Wolfenbütteler Jugendparlamentes und der Glaubensgemeinschaften, richteten sich mit mahnenden Worten an die Menschenmenge.

Wo waren Bürgermeister und Landrätin?


Sowohl Bürgermeister Ivica Lukanic (parteilos), als auch Landrätin Christiana Steinbrügge (SPD) waren nicht anwesend. Beide ließen Grüße durch die ehrenamtliche stellvertretende Bürgermeisterin und hauptamtliche Beauftragte für Interkulturelle Kompetenz beim Landkreis Wolfenbüttel, Ghalia El Boustami (Bündnis90/Die Grünen) übermitteln. Warum die Hauptverwaltungsbeamten fehlten, blieb unklar.

Auf Anfrage von regionalHeute.de teilte der Landkreis Wolfenbüttel bereits im Vorfeld hierzu mit: "Frau Steinbrügge wurde als Rednerin am 25.1.2024 angefragt. [...] Frau Steinbrügge ist nicht vor Ort, weil sie anderweitig verhindert ist. Auf einer weiteren Veranstaltung am 9. März wird Frau Steinbrügge sprechen." Aus dem Rathaus Wolfenbüttel hieß es zunächst, dass Ivica Lukanic vor Ort sein werde, jedoch keine Rede halte, da er diese am 9. März halten wird. Tatsächlich war der Bürgermeister dann aber doch nicht anwesend. Dazu heißt es aus dem Rathaus nun: "Leider hat es der Bürgermeister nicht mehr rechtzeitig geschafft, da er vorher noch einen anderen privaten Termin hatte. Daher hatte er ja bereits im Vorfeld den angefragten Redebeitrag abgelehnt, da es zeitlich eng werden könnte." Im Umlauf befindliche Gerüchte zur Verhinderung Lukanics aufgrund einer langen Partynacht und den Kater danach seien "völlig falsch" und hätten "keinerlei Bezug zur Realität."


Weitere Veranstaltungen geplant


In einer bereits am Freitagvormittag versandten Pressemitteilung betont Bürgermeister Lukanic: "Nach der ersten Demo für Demokratie und Vielfalt müssen wir in Wolfenbüttel weiter am Ball bleiben und dazu ist es wichtig, gemeinsam mit allen Demokratinnen und Demokraten, dem Landkreis, den Kirchengemeinden, den Vereinen, Verbänden, Bildungsträgern und den Schulen initiativ zu werden und als gemeinschaftliche Initiative der Stadtgesellschaft aufzutreten." Hierzu hatte er die entsprechenden Vertreter ins Rathaus eingeladen, um zu beraten, mit welchen Veranstaltungen ein Beitrag zur Stärkung der Demokratie geleistet werden könne.

Unter dem Motto "Die Würde des Menschen ist unantastbar – Aufstehen für Demokratie" sollen nun weitere Veranstaltungen von den verschiedensten Gruppen unter diesem Thema angeboten werden. So auch die besagte nächste Demonstration auf dem Schlossplatz, am 9. März.

Ein Kommentar von regionalHeute.de-Chefredakteur

regionalHeute.de-Chefredakteur Werner Heise
regionalHeute.de-Chefredakteur Werner Heise Foto: Thomas Stödter


Ivica Lukanic und Christiana Steinbrügge sind die Repräsentanten der Stadt und des Landkreises Wolfenbüttel. Dass beide bei der ersten großen Kundgebung gegen Rechtsextremismus hier vor Ort fehlten, ist ungünstig, aber verkraftbar. Zwar sollten sie an vorderster Front der Bürger marschieren und deutlich Gesicht zeigen, für den Kampf gegen Extremismus und den Erhalt der Demokratie kommt es aber nicht auf einen einzigen Tag und zwei einzelne Menschen an. Dem Bürgermeister und der Landrätin steht auch ein Privatleben zu, für deren Wahrnehmung sie sich zumindest an diesem Tage nicht rechtfertigen müssen. Dass Ivica Lukanic parat steht, wenn es drauf ankommt und sein Privatleben hinten anstellt, hat er mit seinem Einsatz beim Weihnachtshochwasser bewiesen. Dass sich beide Amtsträger gegen Rechtsextremismus aussprechen und engagieren steht zudem außer Frage. Wer am Samstag auf dem Schlossplatz war und zu denen gehörte, die bis zum Ende blieben, wird vielleicht auch dankbar sein, dass die Zeit der Redebeiträge nicht noch zusätzlich verlängert wurde. Welche neue Botschaft hätten sie der Menge zurufen sollen?


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