Wolfenbüttel: Jahnturnhalle wird für 1,5 Millionen Euro saniert - Eröffnung als Ausstellungshalle Ende 2014

von Marc Angerstein


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Visualisierung der neuen "Jahnturnhalle" mit Blick auf die Gastronomie. Bild: ZGM, Stadt Wolfenbüttel Foto: ZGM, Stadt Wolfenbüttel



Der städtische Finanzausschuss hat zur Neuherrichtung und zum Nutzungskonzept der Jahnturnhalle als Austellungshalle finanzielle Mittel für die Gesamtkosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro beschlossen.



Der Ausschussvorsitzende Winfried Pink (CDU) warb in der vorangegangenen Debatte für eine Kostenobergenze in Höhe von 1,5 Millionen Euro. "Wir wissen doch alle, dass es wahrscheinlich teurer werden wird, dann müssen wir eben etwas bescheidener bauen." Sein Bruder, Bürgermeister Thomas Pink stimmte dem zu, vorausgesetzt es werde keine Überraschungen geben, wie "ein Pilzchen hier, ein Schwammerl da", sagte er lakonisch. Im Zuge der bisherigen Bauarbeiten sind weitere Schäden an der Bausubstanz festgestellt worden, die durch Verkleidungen verdeckt und schließlich erst nach Öffnung der Bauteile erkennbar waren. So werden derzeit im Bereich der Umkleidekabinen Schäden durch einen Holzzerstörer (Kellerschwamm) beseitigt, worauf sich der Bürgermeister bezog. Die Sanierung wird durch Sachverständige begleitet, die entsprechende Sanierungsempfehlungen aussprechen.





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Visualisierung der neuen "Jahnturnhalle" mit Blick in Richtung Eingang und Empore. Bild: ZGM, Stadt Wolfenbüttel Foto: ZGM, Stadt Wolfenbüttel




Von den Gesamtkosten trägt die Stadt Wolfenbüttel etwa die Hälfte. Die andere Hälfte setzt sich aus sogenannten Drittmitteln zusammen, einer gestifteten Erbschaft sowie Zuschüssen vom Land und Bund. Der Erste Stadtrat und Finanzdezernent Knut Foraita benannte schon die geschätzten Folgekosten. Die Unterhaltung des historischen Gebäudes werde etwa 65.000 Euro pro Jahr kosten.Wolfenbüttel war im 19. und 20. Jahrhundert Garnisonsstadt. 1753 wurde der Vorgängerbau der ehemaligen Reithalle als fürstlicher Stall erwähnt. 1850 im Stil des Historismus errichtet, diente der Hallenbau bis 1929 als Offiziersreithalle. 1929 erfolgte der Umbau zur „Jahnturnhalle“.
Die ehemalige Reithalle stellt ein bedeutendes Baudenkmal dar. Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt vom romantisierenden Fachwerkstil des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In der seit 1983 vorliegenden Denkmal-Topographie ist die Jahnturnhalle als Einzeldenkmal gem. § 3.2 Nds. Denkmalschutzgesetz (NDSchG) ausgewiesen. Die Gebäudehülle der ehemalige Reithalle ist inzwischen in die Jahre gekommen, daher bestand der Wunsch nach Aufgabe der Nutzung als Turnhalle das Gebäude zu sanieren. Die Verwaltung hat sich nach Aufgabe der Nutzung um Sanierungsmittel bemüht, die im Zuge der Einplanungsberatungen der zuständigen Ausschüsse des Bundes Ende 2011 in der Größenordnung von 80.000 Euro als Festbetragsfinanzierung berücksichtigt wurden.Daher wird derzeit im ersten Bauabschnitt die Sanierung der Fassade der Jahnturnhalle durchgeführt. Grundlage hierfür ist das von der Verwaltung im April 2012 entwickelte Sanierungskonzept (WolfenbüttelHeute.de berichtete).

Auch das Sanierungskonzept wurde einstimmig beschlossen. Wir veröffentlichen es hier.

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Visualisierung der neuen "Jahnturnhalle" mit Blick in Richtung Bühne. Bild: ZGM, Stadt Wolfenbüttel Foto: ZGM, Stadt Wolfenbüttel



Im zweiten Bauabschnitt wird die Sanierung bzw. Herrichtung für eine stadtgeschichtliche Dauerausstellung durchgeführt. Das Konzept sieht den Umbau der bisherigen Umkleidebereiche für museale und Veranstaltungszwecke vor. Im Zugangsbereich ist eine Zugangskontrolle vorgesehen. Auf der Empore befindet sich ein Aufenthaltsbereich mit Ausschank und Sitzmöglichkeiten. Die Hallenfläche wird für Ausstellungen ausgerüstet. Vorgesehen sind Einbauten für eine Dauerausstellung und Teilflächen für Wechselausstellungen. Neben der Anpassung an bauphysikalische Anforderungen ist die hierfür erforderliche technische Gebäudeausrüstung nachzurüsten, insbesondere werden die Anforderungen an den Brandschutz erfüllt. Im Anschluss an die Beschlussfassung werden die Planungsaufträge für die bauliche Umsetzung und ein Auftrag für die Planung der Ausstellung erteilt.Der Wolfenbütteler Schlossbezirk stellt mit Schloss und Herzog August Bibliothek ein Quartier dar, in dem Geschichte nicht nur inhaltlich, sondern auch baulich präsent ist. Absolutismus, Residenzgeschichte und höfisches Leben werden im Museum Schloss Wolfenbüttel präsentiert, die Herzog August Bibliothek steht dagegen für die Epoche des Barock und die Aufklärung. Wolfenbütteler Stadt- und Bürgergeschichte ist bisher an keinem Ort umfassend dargestellt, eine Präsentation in der Jahnturnhalle drängt sich daher auf.

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Die Jahnturnhalle. Foto: Marc Angerstein)



Die ehemalige Reithalle soll zu einer Ausstellungshalle mit einer Dauerpräsentation zur Stadtgeschichte Wolfenbüttels kombiniert mit einem Wechselausstellungsbereich umgebaut werden. Als Wechselausstellungsbereich bieten sich die drei Außenwände der Halle an, an denen Bilder jeglicher Art mittels Galerieschienen aufgehängt und gezeigt werden. Im Mittelraum der Halle soll der Bereich der Dauerausstellung zur Wolfenbütteler Stadtgeschichte eingerichtet werden. Die Verkehrsfläche zwischen beiden Nutzungsbereichen soll die Aufstellung von Plastiken im Rahmen der beabsichtigten Wechselausstellungen ermöglichen.Die unterschiedlichen Nutzungen lassen eine gegenseitige Bereicherung der Ausstellungen erwarten. Besucher des stadthistorischen Rundganges würden mit wechselnden Themen (z.B. Ausstellungen der zeitgenössischen Kunst) konfrontiert, Besucher der Wechselausstellungen erhielten neue Einblicke in die wechselvolle und spannende Geschichte Wolfenbüttels. Da gerade im Bereich der Stadtgeschichte in vielen Städten auswechselbare, oft „verstaubte“ und immer wiederkehrende Dauerausstellungen gezeigt werden, sollte die Wolfenbütteler Präsentation darauf abstellen, überraschend, neu und ideenreich zu sein. In einer traditionellen Stadt wie Wolfenbüttel soll gerade der Blick in die Vergangenheit innovativ präsentiert werden.Stefan Puhle (SPD) war in diesem Zusammenhang wichtig, dass das Nutzungskonzept nicht endgültig, sondern nur vorläufig beschlossen werde. Winfried Pink erinnerte daran, dass die Jahnturnhalle dann auch für Kongresse und Tagungen zur Verfügung stünde.




Die Stadtverwaltung beabsichtigt mit Blick auf die Einrichtung einer historischen Ausstellung mit zeitgenössischen Mitteln ein Konzeptbüro zu beauftragen.




Darüber hinaus sollen die Planungsleistungen für die Fortführung der Maßnahmen im zweiten Bauabschnitt bis zum Ende des Jahres beauftragt werden. Nach derzeitigem Stand wird der Abschluss des Projekts Ende 2014 angestrebt.




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