Wolfenbüttel: Stadt zeigt sich zuversichtlich nach Abgabe des Kaufangebots für die Hertie-Immobilie

von Romy Marschall




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Nach der Pressekonferenz, Bürgermeister mit den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats: Prof. Christoph Helm (CDU), Werner Heise (Piraten), Bürgermeister Thomas Pink und Ralf Achilles (SPD) Foto:



Gebotene Zurückhaltung und große Zuversicht strahlten gestern abend Bürgermeister Thomas Pink und die Runde der Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates aus, als man vor der Presse offiziell mitteilte, daß die Stadt ein Kaufangebot für die derzeit leerstehende Hertie-Immobilie abgegeben habe (WolfenbüttelHeute.de berichtete in einer Eilmeldung). Bereits für Freitag sei nach Aussage des Insolvenzverwalters mit einem Ergebnis zu rechnen, berichtete Pink weiter. "Wir wollen das Heft des Handelns übernehmen und unsere Stadtentwicklung wieder selbst gestalten," begründete der oberste Stadtherr den gefaßten Beschluß vom 19. November. In einer nichtöffentlichen Sondersitzung entschied sich der Rat der Stadt Wolfenbüttel mit breiter politischer Mehrheit, die Hertie-Immobilie ankaufen zu wollen.


Möglich geworden war dieser "Vorgang, der eine gewisse Einmaligkeit bedeutet", so der Bürgermeister, durch einen Beschluß der Gläubigerversammlung, die ebenfalls am 19. November dem freihändigen Verkauf der Immobilie zustimmte. Diese Chance habe man für die Wolfenbütteler Bürgerschaft nutzen wollen. Es sei "ein alter Bürgerwunsch", den Fortbestand und die Weiternutzung der Immobilie zu sichern, versicherte Pink.

Natürlich sei die Stadt kein Unternehmer, der Geschäfte betreibt, aber mit dem Erwerb des Eigentums an der Hertie-Immobilie könne man Einfluß nehmen auf die Verträge, erklärt der Bürgermeister. Wenn am Freitag der Zuschlag der Insolvenzverwaltung tatsächlich auf die Stadt fällt, "dann gibt es keine Weihnachtsferien," prophezeit Christoph Helm, Fraktionsvorsitzender der CDU. Es gäbe verschiedene Szenarien, "wir werden dann sehen, wie wir das in die Vermarktung bringen," ergänzt Thomas Pink, "innerhalb des nächsten Halbjahres werden wir aber eine Richtung vorgeben können."

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Perspektive auf den westlichen Eingang zur Innenstadt vom Schloß kommend Foto:



Der nächste Schritt sei dann ein "Interessenbekundungsverfahren", mit dem geklärt werden solle, welche tatsächlichen Optionen es für die Wiederbelebung der Immobilie gäbe. Dabei werde sich vermutlich auch abzeichnen, ob die Stadt dann Eigentümer bleibt und lediglich an einen Entwickler verpachtet, oder die Immobilie weiter veräußert werde. Münden werde das ganze dann in ein Verhandlungsverfahren. Vorrangig sei es in jedem Fall eine Einzelhandels- oder Kaufhausentwicklung vorzunehmen, betont Thomas Pink.

Auf alle Fälle wolle man dem Wunsch der Bürger entsprechen. Immer wieder sei geäußert worden, "da muß Einzelhandel oder ein Kaufhaus hinein, wir wollen da einkaufen", faßt der Bürgermeister die Bürgermeinung zusammen. "Wir werden nichts unversucht lassen und konkrete Interessenten ansprechen," unterstreicht Pink das Bemühen.  Der Bürgermeister verweist in diesem Zusammenhang auch auf das derzeit laufende "Innenstadtentwicklungskonzept", wo die Bürger ihre Interessen einbrächten und man gemeinsam diskutiere.

In der Vergangenheit haben die Stadt viele Ideen erreicht über Seniorenheim, Hotel, Parkhaus und weiteres, "die aber alle nicht zielführend für den westlichen Einstieg in die Innenstadt" seien, schildert Pink. Mit der verloren gegangenen Ankerfunktion des früheren Kaufhauses habe eine "Infektionsgefahr für alle umliegenden Immobilien" bestanden durch den fehlenden Publikumsmagneten.

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Perspektive von den Krambuden kommend Foto:



Ralf Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD, betont noch einmal: "Die Stadt hat ein ganz anderes Interesse, nämlich die Immobilie wiederzubeleben. Bei dem Fond bestand kein vitales Interesse darin, Einzelhandel anzusiedeln, die Immobilie sei ein Abschreibungsobjekt gewesen." Das sei ein "qualitativer Unterschied" ergänzt der Fraktionsvorsitzende der CDU.

Nach der Übernahme der Warenhauskette Hertie durch den britischen Finanzinvestor Dawnay Day wurde binnen drei Jahren Insolvenz angemeldet. Zunächst war die Stadt Wolfenbüttel zuversichtlich, daß es keinen langen Leerstand geben würde. Die Löwenstraße Immobilien GmbH entwickelte gemeinsam mit der KTM GbR ein Konzept, das nie umgesetzt wurde.

Nachdem im September auch über die Löwenstraße Immobilien GmbH ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, beschloß die Gläubigerversammlung am 19. November den freihändigen Verkauf, der nun möglicherweise dazu führt, daß die Stadt Wolfenbüttel Eigentümer der Hertie-Immobilie wird. Die Stadt habe "ein der wirtschaftlichen, aber auch der politischen Bedeutung entsprechendes vertretbares Angebot abgegeben, das große Hoffnung macht, dass der Zuschlag auf die Stadt Wolfenbüttel entfallen wird," heißt es in der Pressemitteilung.

Anderthalb bis zwei Jahre müsse man aber einplanen für die Neubewirtschaftung. "Das ist ja auch Neuland für uns. Es gibt auch Risiken, aber wir haben gesagt, die Chancen überwiegen,"begründet Fraktionschef Helm den Zeitplan. "Wenn wir irgendwann in 2014 Geschäfte drin haben, dann haben wir viel erreicht," äußert sich der Bürgermeister abschließend. Am Freitag wird es die nächste Presseinformation geben.


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