Nachnutzung für Wolfsburger Heilig-Geist-Ensemble gesucht

Die Wolfsburger Heilig-Geist-Kirche und die dazugehörigen Gebäude sollen einer denkmalgerechten Nachnutzung zugeführt werden.

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Symbolfoto. | Foto: Alexander Panknin

Wolfsburg. Die Wolfsburger Heilig-Geist-Kirche und die zu ihr gehörenden Gebäude sollen einer Nachnutzung zugeführt werden, die sowohl dem Denkmalschutz als auch der bisherigen Nutzung des Ensembles gerecht wird. Das teilten die Evangelisch-lutherische Lukasgemeinde und der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen am heutigen Freitagabend in einer digitalen Informationsveranstaltung für die Lukasgemeinde-Mitglieder mit.


„Fragen zur Zukunft des Heilig-Geist-Ensembles beschäftigen uns als Kirchenvorstand bereits seit 2013“, erläuterte Kirchenvorsteher Karl-Heinz Thiele in einer Pressemitteilung des Kirchenkreises. Damals seien erste bauliche Probleme in der Kindertagesstätte aufgetreten, die seither leer stehe. „Die Kita-Räume, wie sie Alvar Aalto in den 50er Jahren plante, entsprechen nicht mehr den heutigen Vorstellungen an eine moderne pädagogische Einrichtung.“ Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, wie beispielsweise eine thermische Optimierung, seien aufgrund des Denkmalschutzes schwierig bis nicht möglich. Auch anderweitige Nutzungsoptionen hätten nicht realisiert werden können und so sei 2018 erstmalig die Frage eines Verkaufes aufgekommen. „Wir als Lukasgemeinde sind finanziell nicht in der Lage, die Sanierungskosten zu bezahlen.“

„Das Landeskirchenkirchenamt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers empfiehlt landeskirchenweit den Gebäudebestand zu reduzieren“, sagte Werner Lemke, Baudirektor der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Die Entscheidung für eine Veräußerung läge allerdings bei der jeweiligen Kirchengemeinde, nicht bei der Landeskirche. Mit abnehmender Finanzkraft und sinkenden Mitgliederzahlen würden sich die zahlreichen kirchlichen Gebäude nur noch unzureichend unterhalten lassen und drohten langfristig zu verfallen. „Wir wünschen uns eine denkmalgerechte Nachnutzung, um den Erhalt dieses hochkarätigen Baudenkmales langfristig zu sichern.“

Bestand reduzieren


Zum Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen würden allein 50 Kirchen und Kapellen gehören, fast alle davon denkmalgeschützt. „Die Anforderungen an Bewirtschaftung, Erhalt und energetische Sanierung unserer Gebäude steigen ständig, unsere finanziellen Mittel sinken immer weiter“, erklärte Christian Berndt, Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen. Daher bemühe sich der Kirchenkreis gemäß den Empfehlungen der Landeskirche um eine Reduzierung seines Gebäudebestandes. „Nur so viele Gebäude, wie wir wirklich benötigen – das entspricht einem verantwortlichen Umgang mit kirchlichen Mitteln.“ Die Lukasgemeinde habe für die Zahl ihrer Gemeindeglieder zu viele Gebäude und könne ihren Auftrag sehr gut ohne das Ensemble Heilig-Geist versehen. „Die Gemeinde hat keine finanziellen und personellen Ressourcen zur Sanierung und Unterhaltung des Ensembles – und der Kirchenkreis auch nicht.“ Deshalb habe man sich gemeinsam mit Gemeinde, Landeskirche und Stadt Wolfsburg darauf verständigt, das hannoversche Architekturbüro Kellner Schleich Wunderling – Architekten und Stadtplaner GmbH mit einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen. „Dort sollen alle bisherige Unterlagen und Planungen zusammengefasst und aufgearbeitet werden als Grundlage eines künftigen Nutzungskonzeptes.“ Die Liemak-Immobilien GmbH, eine Tochter der Klosterkammer Hannover, solle als Spezialistin für denkmalgeschützte Gebäude anschließend mit der Planung eines Interessenbekundungsverfahrens mit Investorenwettbewerb beauftragt werden.

Gebäude soll erhalten bleiben


„Wir wissen, dass das viele Menschen schmerzen wird, denn es geht ein Stück Heimat verloren. Für viele Wolfsburgerinnen und Wolfsburger hängt die eigene Biografie, eine Vielzahl an Erfahrungen an dem Ensemble Heilig-Geist.“ Eine sinnvolle Nachnutzung sei jedoch dem langsamen Verfall vorzuziehen, denn die Gebäude sollten erhalten bleiben. „Wir wollen eine Nachnutzung ermöglichen, die denkmalschutz-, kirchen- und gesellschaftskonform ist. Eine regionale Lösung würden wir dabei bevorzugen und auch eine gottesdienstliche Nutzung kann durchaus Bestandteil eines neuen Konzeptes sein“, wünscht sich der leitende Geistliche des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen, Christian Berndt.
Auch die Stadt Wolfsburg priorisiere den Erhalt des Gebäude-Ensembles. „Es ist eins von drei Gebäuden von Alvar Aalto in Wolfsburg. Damit ist Wolfsburg die Stadt mit den meisten Gebäuden von Aalto außerhalb von Finnland“, erklärte Baudezernent und Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide. „Das Ensemble soll zwingend erhalten bleiben. Aus diesem Grund ist ein sehr sensibler Umgang erforderlich. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie sollen die baulichen und immobilienwirtschaftlichen Rahmenbedingungen eruiert werden.“


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