Wolfenbüttel. Nachdem die Zwangsversteigerung der ehemaligen Steeneck- und Bähr-Immobilie am Freitag, 5. Mai, ohne ein einziges Gebot endete, bleibt die Zukunft des Gebäudes ungewiss. regionalHeute.de fragte die Fraktionen im Stadtrat, wie sie die aktuelle Lage einschätzen.
Ralf Achilles, SPD:
Auch für Ralf Achilles, SPD-Fraktionsvorsitzender, sei es sehr schwer die Zukunft dieser Immobilie vorauszusagen. Es wäre sicherlich für die Innenstadt ein wichtiger Impuls, wenn dieses Gebäude am Eingang zur Fußgängerzone wieder genutzt werden würde. Zu beachten sei dabei aber Gebäudestruktur und die Größenordnung des in Rede stehenden Ensembles. Achilles erklärt: „Wenn man dann den Zustand und den aufgerufenen Kaufpreis in die Betrachtung einbezieht, war der Ausgang der Zwangsversteigerung nicht überraschend." Vorstellbar wäre an dieser Stelle neben einer gewerblichen Nutzung auch die Schaffung von Wohnraum, findet der SPD-Politiker. Es bleibe abzuwarten, wo die „Schmerzgrenze“ für die Gläubiger liegt. Der Eindruck, den diese leerstehende Immobilie vermittle, sei für die Einkaufsstadt Wolfenbüttel „sicherlich nicht positiv".
Winfried Pink, CDU:
„Natürlich ist der Anblick nicht sehr schön", betont Winfried Pink, Fraktionsvorsitzender der CDU. Für ihn war es klar, dass die Immobilie nicht beim ersten Termin einen neuen Eigentümer findet. Er ist davon überzeugt, dass das beste ein qualifiziertes Einzelhandelssortiment wäre. Aber vor allem bei dem Zustand des Objekts werde es äußerst schwierig einen Käufer zu finden. „Die Situation des Handels ist schwierig. Vielleicht sind ja auch Büros denkbar", regte Pink an.
Florian Röpke, Piraten/Die Linke:
Schwierig zu beurteilen ist die aktuelle Lage auch für Florian Röpke, Fraktionsvorsitzender der Gruppe Piraten/Die Linke.„Die Immobilie steht einige Jahre leer, das ist nunmal der aktuelle Stand der Dinge, auch wenn uns das nicht gefällt. Eine erfolgreiche Revitalisierung wäre natürlich absolut wünschenswert und eine Aufwertung für die Stadt. Dies scheint aber nochmal um einiges schwieriger zu sein als die aktuelle Revitalisierung des ehemaligen Hertie-Gebäudes", erklärt Röpke. Auch wenn seine Fraktion als Ratsgruppe im Moment „eher zögerlich" sei, sollte man sich vielleicht trotzdem Gedanken darüber machen, ob die Stadt das Gebäude nicht übernehmen könnte, schlägt er vor. Voraussetzung dafür aber, dass die Kosten - auch der notwendigen Sanierungen - und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Natürlich müsse die jeweilige Machbarkeit geprüft werden, aber ein Hotel oder Hostel, oder auch eine Veranstaltungsstätte könne sich die Partei durchaus vorstellen.
Rudolf Ordon, FDP:
Ähnlich sieht es auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Rudolf Ordon. „Aufgrund der komplizierten Besitzverhältnisse des Komplexes ist es schwierig, einen Käufer zu finden", erklärt er. Ordon regt an, die nächsten Termine der Versteigerung abzuwarten. Da es auch in vielen anderen Kommunen Leerstände gebe, glaube er aber nicht, dass die Immobilie die Attraktivität Wolfenbüttels abwertet. „Wir haben Pfunde, mit denen andere nicht wuchern können: die HAB, das Schloss, eine attraktive Fachwerkstatt, eine Lessing-Akademie, ein hervorragendes schulisches Angebot, die Ostfalia und Bauplätze", betont er abschließend.
Klaus-Dieter Heid, AfD:
„In einer Stadt wie Wolfenbüttel, die den Tourismus dringend braucht, braucht eines ganz gewiss nicht: den insgesamt erschreckenden Leerstand diverser Geschäfte. Ein Gang durch die Innenstadt lässt schnell Zustände erwarten, wie sie in vielen anderen vergleichbar großen Städten seit Jahren zum Stadtbild gehören", erklärt Klaus-Dieter Heid, Fraktionsvorsitzender der AfD. Dass sich die Stadt nicht an dem Bieter-Verfahren beteiligte, mag für ihn in der ersten Runde noch verständlich sein. Andererseits sei das Gesamtvolumen der zur Versteigerung stehenden Immobilien für die Stadt Wolfenbüttel elementar wichtig. Die ehemalige Steeneck- und Bähr-Immobile, „marode und dringend sanierungsbedürftig", befinde sich da, wo man seinen Rundgang durch die Innenstadt beginnt – und hinterlasse einen Eindruck, der sich angesichts weiterer Leerstände manifestiert. Langsam, aber unübersehbar, verwandle sich Wolfenbüttel in eine Stadt, die „offenbar vor dem Schreckgespenst „Internethandel“ und „Nähe Braunschweig“ aufzugeben scheint", findet Heid.„Die Taktik des Bürgermeisters, der abwartet, statt zu handeln, kostet die Stadt Wolfenbüttel Jahr für Jahr ein Stück Image, von dem aber letztendlich nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch jene Menschen partizipieren, die Wolfenbüttel besuchen, um sich hier wohl zu fühlen."
Das Statement von Markus Brix, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, wird nachträglich hinzugefügt.
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