Kinobranche vor dem Ruin? - ASTOR will gegen Lockdown klagen

Eine besonders von der Coronapandemie betroffene Branche sind die Kinos. Auch im halbwegs ruhigen Sommer durften die Lichtspielhäuser nur ein Viertel ihrer Plätze besetzen. Für die ohnehin gebeutelte Branche kommt der November zur Unzeit, sagt Frank Oppermann, Leiter des ASTOR in Braunschweig.

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Die Kinobranche ist besonders hart vom neuen Lockdown betroffen. Symbolbild.
Die Kinobranche ist besonders hart vom neuen Lockdown betroffen. Symbolbild. | Foto: Pixababy

Region. Die Kinobranche ist seit Jahren gebeutelt - Streamingdienste machen den Lichtspielhäusern das Leben schwer, große Verleihe verlagern ihre Premieren zunehmend auf die eigene Digitalplattform, als ins Kino. Die Coronapandemie beschleunigte diese Entwicklung. Eine Branche, die sowieso schon vor Probleme stand, hat Corona an den Rand des Ruins getrieben. Den Todesstoß könnte nun der "Lockdown light" im November bringen, befürchtet Frank Oppermann, Leiter des ASTOR-Filmtheaters in Braunschweig. regionalHeute.de hat sich mit dem Theaterleiter unterhalten.



Für die Branche ist der Lockdown ein Schlag in die Nieren. Die Probleme, die die Industrie schon länger habe, schlugen sich in der Pandemie Bahn. Es sei klar geworden, so Frank Oppermann, dass Kinos weder eine wirksame politische Lobby hätten und sich gerade die Filmverleiher nicht solidarisch verhielten. Gerade hätten die Betreiber Hoffnung auf ein etwas besseres Weihnachtsgeschäft geschöpft. Mit dem neuen Lockdown würde aus der Hoffnung nun nichts weiter als Ungewissheit.

Die Phase zwischen den Lockdowns sei von "existentiellen Vorgaben und Kurzarbeit" geprägt gewesen. Die Kosten hätten weiter bestanden, die Kinos müssten gereinigt, der Müll entsorgt werden. Vor allem aber müssten die Löhne der Mitarbeiter bezahlt werden. Die Gäste hätten das Vertrauen verloren, sagt Oppermann, das wiederzuerlangen sei ein Kampf. Ein Kampf, der mit Hygieneauflagen, die wirtschaftliches Arbeiten fast unmöglich machten, nur schwer zu gewinnen sei. Mittlerweile habe das ASTOR 30 Prozent seiner Mitarbeiter verloren. Den einen habe das Kino keine Verträge mehr anbieten können. Andere hätten schlicht keine Perspektive mehr im Kino gesehen.


Eine familiengeführte Branche stirbt


Was also vor dem neuerlichen Lockdown bliebe, sei Verunsicherung. Für Betreiber und Gäste. Gerade jetzt, wo die Kinos sich mühsam wieder aufgerappelt hatten, kommt ein erneuter Lockdown, mit dem das wiedergewonnen Vertrauen der Gäste wieder dahin sei. Trotzdem nicht eine einzige COVID-19 Infektion auf die Kinos zurückzuführen sei. Nun gelte es schnelle Hilfe zu mobilisieren, wenn man den Tod der Lichtspielhäuser verhindern wolle, so Oppermann weiter. Man habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Kinos durch die Förderraster der staatlichen Rettungsnetze fielen. Es müsse Hilfe her, schnell, unbürokratisch und transparent.

Besonders prekär sei die Situation, weil die Industrie nach wie vor von Familienbetrieben geprägt sei, wie der Hauptverband der deutschen Filmtheater schreibt. Man habe kein Verständnis mehr für das ständige hin und her. All die Maßnahmen, Hygienekonzepte und deren Überwachung, seien mit dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz für die Katz. Sie schätzen, dass etwa ein Viertel der deutschen Kinos die Pandemie nicht überstehen könnten. Dem schließen sich Oppermann und das ASTOR an. Die reine Existenz sei in Gefahr.

Astor-Inhaber Nico Flebbe und Theaterleiter Frank Oppermann im großen Saal des Astor-Filmtheaters in Braunschweig. (Archiv)
Astor-Inhaber Nico Flebbe und Theaterleiter Frank Oppermann im großen Saal des Astor-Filmtheaters in Braunschweig. (Archiv) Foto: Marvin König


ASTOR-Filmgruppe kündigt Klage an


Mittlerweile hätte sich die gesamte ASTOR-Filmgruppe entschieden gerichtlich gegen die Entscheidung vorzugehen. Auch dem neuen Rettungsprogramm für die Kultur- und Gastronomiebranche misstraue man, so Hans-Joachim Flebbe, Chef der ASTOR-Gruppe in einer Pressemitteilung: „Wenn das genau so eine Mogelpackung ist wie die von Scholz und Altmaier großspurig im März verkündete Überbrückungshilfe, die bei den betroffenen Unternehmen gar nicht – oder nach Überwindung bürokratischer Hindernisse nur in kleinsten Dosen angekommen ist, kann man keine Hoffnung auf dringend benötigte Hilfe in dieser zweiten Lockdown-Phase setzen.


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