Ausbildungsalarm: "Politik und Betriebe müssen dringend handeln!"

Die IG Metall beklagt: „Ein Land in dem nur Master leben, das kann nicht funktionieren. Wir brauchen in Niedersachsen auch dringend Meister!“

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Dass dringender Handlungsbedarf mit Blick auf die Situation der Ausbildungsplätze im Land bestehe, da sind sich Arbeitgeberverband und IG Metall einig: Das insbesondere im Ausland häufig geschätzte System der dualen Berufsausbildung bröckele in Deutschland und verliere zunehmend an Substanz. So heißt es in einer Pressemitteilung der IG Metall Niedersachsen.



Schon im Zuge der Finanzkrise 2008/09 seien die angebotenen Ausbildungsstellen um 50.000 geschrumpft - und seien auch dauerhaft verloren gegangen. Nun hätten auch die Verluste von weiteren 60.000 Ausbildungsplätzen bundesweit in der Corona-Pandemie nicht wieder aufgeholt werden können. Dass mehr und mehr Unternehmen sich größeren Herausforderungen bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze konfrontiert sehen, sei jedoch nur eine Seite der Medaille, meint Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: „Auf der anderen Seite sehen wir, dass viele Betriebe auch lauthals nach Fachkräften lechzen und auf der anderen Seite nicht bereit sind in Auszubildende zu investieren oder ihnen eine Übernahmegarantie zu geben. Das kann eben auch nicht sein! Die Unternehmen müssen sich zum Teil auch an die eigene Nase fassen!“

Ausbildung nicht nur mit Abitur


Mehr und mehr Stimmen würden das Bildungsniveau von Schülern beklagen, die ihre Schullaufbahn beenden. Bundesweite Statistiken zeigten, dass die Abiturientenquote an den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von Jahr zu Jahr steigt, aber gleichzeitig der Zugang zu Ausbildung für niedrigere Schulabschlüsse immer schwieriger wird.

„Natürlich waren die Zeiten für Betriebe bei der Ausbildungsplatzvergabe schon mal einfacher. Wir haben akute Arbeitskräftelosigkeit – da sollten die Kriterien der Auslese vielleicht auch weniger selektiv gewählt werden. Klar ist: Die betriebliche Ausbildung kann keine komplette Schullaufbahn auffangen und dennoch lassen sich aus vielen Bewerberinnen und Bewerbern, die auf dem Papier nicht die hohen Ansprüche einzelner Unternehmen erfüllen, mit einem Mehr an Betriebsengagement vor Ort vielleicht wahre Diamanten formen", so heißt es von der IG Metall.

Ausbildungsangebote brauchten aber auch interessierte junge Menschen. Dafür müssten die Berufe, in denen ausgebildet wird, eine attraktive Perspektive bieten. Gute Bezahlung und Arbeitsbedingungen seien dafür wesentlich, aber auch die beruflichen Entwicklungsperspektiven. Hier liege die Verantwortung bei den Arbeitgebern: Gute Tarifverträge und berufliche Laufbahnkonzepte vom Azubi zum Young Professional machten Berufe und Arbeit interessant. Und dennoch sei klar, so Gröger: „Ein Land in dem nur Master leben, das kann nicht funktionieren. Wir brauchen in Niedersachsen auch dringend Meister!“

Schnelle Umsetzung erforderlich


Neben einem Finanzturbo für die "maroden BBSen-Landschaft", brauche es zudem ein Mehr an beruflicher Orientierung im schulischen Alltag sowie insbesondere die schnelle Einführung einer Ausbildungsgarantie, welche die Bundesregierung auf gewerkschaftlichen Druck einführen will. Durch sie sollen junge Menschen ohne Ausbildungsplatz im Betrieb das Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung erhalten.

„Nun muss das Parlament in Berlin schleunigst für die Umsetzung Sorge tragen!“, so Gröger. Ferner plädiert der Metaller im Gleichklang mit dem DGB dafür, dass das Bremer Modell eines Ausbildungsfonds als „Blaupause auch für unser Niedersachsen dienen könne". Das Land Bremen habe einen entsprechenden Fond auf den Weg gebracht, an dem sich alle Betriebe finanziell beteiligen müssten. Im Gegenzug erhielten Arbeitgeber, die auch ausbilden, Finanzmittel aus dem Topf zurück und könnten darüber hinaus auch noch weitere unterstützende Angebote in Anspruch nehmen. Treffend habe es der Deutsche Gewerkschaftsbund formuliert: "Nur Trittbrettfahrer, die nichts für die Nachwuchsgewinnung tun, gehen leer aus."


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