Braunschweig. Mit großer Mehrheit hat der Rat der Stadt Braunschweig am heutigen Dienstag nach langer Diskussion beschlossen, dass an der Sanierung der Stadthalle festgehalten wird. Dafür soll gegebenenfalls eine eigene Projektgesellschaft gegründet werden. Ein Änderungsantrag der CDU, der den Abriss und Neubau der Halle trotz bestehenden Denkmalschutzes prüfen wollte, wurde abgelehnt.
Ratsherr Udo Sommerfeld (Die Linke), dessen Antrag (beziehungsweise seiner Gruppe mit Volt und der PARTEI) das Thema erst auf die Tagesordnung gebracht hatte, zeigte sich verärgert über die Entwicklung, die das Thema genommen habe. Sein Ansinnen sei es gewesen, den Ratsbeschluss von 2017 zu kippen, da dieser gescheitert sei. Ein "weiter so" dürfe es nicht geben. Die CDU habe zumindest dies erkannt, allerdings verkenne ihr Antrag die Realität, dass ein Abriss rechtlich nicht möglich sei. Sommerfeld zog seinen Antrag zurück, um somit auch die entsprechenden Änderungsanträge und eine Debatte zu verhindern. Dies führte zu einer mehrminütigen Pause, in der die rechtliche Situation geprüft wurde. Die Prüfung ergab, dass ein Antrag, der bereits in der Tagesordnung stehe, von jedem anderen Ratsmitglied übernommen werden könne. Dies tat Ratsherr Frank Flake (SPD), und die Debatte konnte beginnen.
"Denkmalschutz kein Naturgesetz"
"Ein Zweckbau, der seinen Zweck verloren hat"
Stefan Wirtz (AfD) zeigte sich skeptisch, was die Leistungsfähigkeit und Kapazitäten einer möglichen Projektgesellschaft unter Federführung der Stadt angeht. Angesichts der nicht gerade an Unterforderung leidenden Bauverwaltung müsse man sich fragen, "was können wir selbst leisten?" Die Stadthalle selbst sei jetzt ein Zweckbau, der seinen Zweck verloren habe, aber zum Denkmal erklärt wurde. Eine generelle Debatte über den Denkmalschutz sei fällig. Sonst lebe man demnächst in einem Freilichtmuseum.
Dr. Bernhard Piest (BIBS) sprach sich für eine Sanierung der Stadthalle aus, wenn diese unter optimalen energetischen Parametern erfolge. Ein Abriss und Neubau erfordere zu viel "graue" Energie und entspreche nicht dem Ziel der Klimaneutralität. Einen ganz pragmatischen Grund für die Sanierung brachte Ratsherr Dr. Burkhard Plinke (Bündnis 90 / Die Grünen) an. Für die Anwohner der Stadthalle, zu denen er gehöre, seien Abriss und Neubau zu große Belastungen.
"Chance wider besseren Wissens vertan"
Auch wenn Heidemarie Mundlos (CDU) mahnte, die politische Mehrheit vergebe heute wider besseren Wissens eine gute Chance, wurde der Änderungsantrag von SPD und Grünen angenommen, der vorsieht, dass die Verwaltung die Umsetzung der Sanierung durch eine eigene Projektgesellschaft prüfen soll. Ob ihr Fraktionskollege Thorsten Köster mit seiner Prognose recht behalten wird, dass einem bei dem vorgelegten Tempo die Stadthalle die Entscheidung durch Einsturz abnehmen wird, bleibt abzuwarten.