Fehlalarme durch Rauchmelder: Feuerwehr nimmt alle ernst

von Christina Balder


| Foto: Christina Balder



Braunschweig. In viele Wohnungen hängen sie schon, zum Ende des kommenden Jahres müssen sie  überall installiert sein: Rauchmelder, die lautstark Alarm schlagen, wenn es brenzlig wird. Oft zum Leidwesen der Nachbarn geben die Geräte aber häufig auch Laut, ohne dass wirklich Gefahr bestünde. Die Feuerwehr rückt dann aus - und bald wieder ab. 

Die Braunschweiger Berufsfeuerwehr ist seit Anfang des Jahres zu etwa 70 Einsätzen wegen ausgelöster Heimrauchmelder gerufen worden - über das ganze Stadtgebiet verteilt. "Bei den allermeisten war es ein Fehlalarm, angebranntes Essen oder ähnliches", erzählt Andreas Belz von der Feuerwehr. Und tatsächlich steigt die Zahl der Fehlalarme, seit Rauchmelder in den Wohnungen installiert sind. Dennoch: Die Kameraden von der Feuerwehr nehmen jeden Alarm ernst. "Lieber fahre ich ein Mal mehr als ein Mal zu wenig", sagt Belz. Bedenken, dass diese Fahrten den Steuerzahler zu sehr belasten, zerstreut er sofort: "Wir sind die Berufsfeuerwehr. Der Steuerzahler bezahlt uns, egal, ob wir rausfahren oder hierbleiben und Autos waschen."

Anders sei das in ländlicheren Gegenden wie Peine und Wolfenbüttel. Notrufe aus diesen beiden Landkreisen laufen ebenfalls bei der Leitstelle in Braunschweig ein. Hier sind aber Freiwillige Feuerwehren in der Pflicht. "Da müssen die Leute dann von jetzt auf gleich ihre Arbeit verlassen", sagt Belz. "Da kann man sich dann ausrechnen, ob uns das auf Dauer zu teuer ist und wir lieber zwei Tote pro Jahr in Kauf nehmen, oder ob wir uns das gönnen, jedes Mal wieder rauszufahren." Gerade in diesen beiden Landkreisen ist die Zahl der Einsätze wegen Rauchmeldern aber sehr gering - beide zusammen kommen auf elf Stück seit Jahresbeginn.

Erstmal schnuppern, dann telefonieren


"Auf dem Land kennt man einander noch mehr als in der Stadt", erklärt Belz. Da sei es üblich, erst einmal beim Nachbarn nachzufragen, was los sei. In der Stadt, wo man oft nicht wisse, ob die Wohnung zwei Etagen über einem überhaupt bewohnt ist, riefen die Menschen eher gleich die Feuerwehr.

Die Motivation der Feuerwehrleute leide unter den wiederholten Fehlalarmen nicht, meint Belz. "Das passiert erst, wenn man ständig zu einer größeren Anlage gerufen wird, bei der klar ist, dass sie einfach schlecht gewartet wird."



Andreas Belz wirbt dafür, nicht nur ein offenes Ohr zu haben, sondern auch Augen und Nase zu benutzen, wenn ein Rauchmelder losgeht. "Gehen Sie erstmal hin, klingeln Sie, riechen Sie, ob Ihnen etwas auffällt", schlägt er vor. "Wenn niemand öffnet oder es unangenehm riecht, ist das der Moment, die Feuerwehr zu rufen." Oft genug komme es vor, dass in der Küche einfach etwas angebrannt sei - unangenehm für den Koch, aber kein Grund für Blaulicht.

Angst vor den Kosten muss übrigens niemand  haben, der wegen so eines Verdachts die Feuerwehr ruft. "Wenn wir nicht böswillig oder vorsätzlich getäuscht werden, ist das kostenfrei", sagt Belz. Muss allerdings die Wohnungstür aufgebrochen werden, um einen Brand auszuschließen, muss der Vermieter oder Wohnungseigentümer die Reparatur zahlen. "Das kann bei einer ganzen Tür schon teuer werden", sagt Belz. "Andererseits: Was ist eine Tür gegen eine verqualmte oder verbrannte Wohnung oder ein Menschenleben?" Er selbst habe in seiner 14-jährigen Berufszeit etwa zehn Tote aus Wohnungen tragen müssen, die durch Rauchmelder hätten gerettet werden können.


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