Regionalkonferenz: Große Zustimmung und gemeinsame Absichtserklärung




Braunschweig. Gemeinsam in die gleiche Richtung. Miteinander. Weg vom Kirchturmdenken – hin zum regionalen. „Das Europa der Zukunft kennt keine Landkreise, es kennt nur noch Regionen.“ (Matthias Wunderling-Weilbier)

Das gilt in der Region Großraum Braunschweig in ganz besonderem Maße für die Herausforderungen des demographischen Wandels. Das wurde in der Regionalkonferenz des Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB) in der Stadthalle einmal mehr deutlich. Am Ende der Regionalkonferenz und eines vorgeschalteten Workshops verabschiedeten rund 150 Vertreter von Städten, Kommunen, Landkreisen, Institutionen und Verbänden eine Absichtserklärung, sich den Herausforderungen des demographischen Wandels gemeinsam zu stellen. Und dem ZGB die Federführung zu erteilen.

Ein bis zu 20%tiger Bevölkerungsrückgang wird für den Landkreis Goslar bis 2030 prognostiziert, während die Städte Braunschweig und Wolfsburg – als einzige in der Region - im gleichen Zeitraum um 11% wachsen werden. Wie also den Spagat meistern? Dazu referierten Experten und erläuterten einige „best practice-Beispiele“. Beispiel Rollende Arztpraxis und flächendeckende Breitbandversorgung im Landkreis Wolfenbüttel. Mit Demographie-Monitoring eine Datengrundlage schaffen wie es der Landkreis Gifhorn vormacht.

Eines der brennendsten Themen: Mobilität – vor allem im ländlichen Raum. Dabei gelte es, ein flächendeckendes Angebot vorzuhalten – bestehend aus ÖPNV in all seinen Formen, Individual- und Radverkehr. Intelligente und flexible Bedienformen heißt das Stichwort. Weitere Themen: Siedlungsentwicklung und Arbeitskräfte holen und binden.

Eine prominent besetzte Podiumsrunde betrachtete die Herausforderungen aus unterschiedlichen Sichtweisen. Julius von Ingelheim, Geschäftsführer der Allianz für die Region, sagte von sich selbst, er sei Pendler zwischen Braunschweig, Wolfsburg und den ländlichen Gebieten. Er fühle sich in der gesamten Region zu Hause. Und fügte ein Zitat des früheren Landrats aus Wolfenbüttel, Jörg Röhmann, an: „Die Region, das sind die Menschen.“ Und die gelte es, bei dem Prozess mitzunehmen.

Wolfenbüttels Landrätin Christiana Steinbrügge erneuerte ebenfalls ihre Aussage vom Regionsgipfel, die „Kraft der Vielen“ sinnvoll zu nutzen: gleichbedeutend die Starken stärken und den ländlichen Raum mitdenken. Ländliche Räume seien ja auch Innovationsräume.

Die Städte leben vom Umland, betonte ZGB-Verbandsdirektor Hennig Brandes. Und jetzt sei es wichtig, die Stellschrauben zum Mitmachen zu stellen. Denn innerhalb der nächsten sechs Monate müssen Projekte erkannt, ausgearbeitet und an den Landesbeauftragten Matthias Wunderling-Weilbier übermittelt werden. Nur so könne die Region in der neuen EU-endige Förderperiode (2014-2020) optimal profitieren. Das Geld aus Brüssel wird in jedem Fall deutlich weniger, so dass auch das Land Niedersachsen weniger Mittel zu verteilen hat. Vor dem Hintergrund sei es umso wichtiger regional bedeutsame Projekte anzumelden. Ein Landkreis könne allein ohnehin kein Projekt mehr anmelden, weil ihm schlicht die finanziellen Mittel der Co-Finanzierung fehlten, verdeutlichte Brandes die prekäre Situation.

Ruth Naumann, Samtgemeinde-Bürgermeisterin aus Schöppenstedt, mahnte, die Infrastruktur an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Man müsse die Menschen davon überzeugen, dass sie für die Region einstehen. Das Marketing-Projekt „Hier bin ich zu Hause“ des Landkreises Wolfenbüttel lobte sie als ein hervorragendes Beispiel. Auch das Thema Arbeit und Arbeitsstätten müsse unbedingt weiter entwickelt werden – „die Menschen müssen bleiben wollen.“

Wunderling-Weilbier betonte erneut, dass niemand im Stich gelassen werde, es aber auch keine vom Land verordneten Zwangsehen geben werde. Aufgrund der deutlich zurückgehenden EU-Finanzmittel sagte er: „Wir müssen mit weniger Mitteln die maximale Wirkung erzielen.“ In den vergangenen zwölf Jahren sei in Niedersachsen kein Landesentwicklungsprogramm aufgelegt worden. Da seien andere Regionen deutlich besser aufgestellt und hätten enorme Fördergelder abgefischt. Deshalb sei es umso wichtiger, jetzt die Handlungsstrategien für die nächsten Jahre festzulegen und zumindest in der kommenden Förderperiode dabei zu sein.

In seinem Fazit machte Erster Verbandsrat Jens Palandt nochmals klar, dass die Region keineswegs am Anfang stehe, viele Initiative seien bereits wirksam umgesetzt. Sinnvoll und wichtig sei es jetzt, die Kräfte zu bündeln, Strategien zu entwickeln, Öffentlichkeit dafür herzustellen und den demographischen Wandel in der Region erfolgreich zu gestalten. Dazu verabredeten die Teilnehmer, in rund sechs Wochen erneut zusammen zu kommen und Arbeitsaufträge festzulegen.


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