Stadthallen-Parkdeck kein Denkmal: Das sagen die Fraktionen

von Nick Wenkel


Die Sanierung der Stadthalle soll 2020 starten. Foto: Archiv
Die Sanierung der Stadthalle soll 2020 starten. Foto: Archiv | Foto: Sina Rühland

Braunschweig. Wie die Stadt Braunschweig am vergangenen Dienstag mitteilte, wird das Parkdeck an der Stadthalle nicht als Denkmal ausgewiesen. regionalHeute.de fragte die Fraktionen, wie sie nun die kommenden Monate hin zur Sanierung sowie die Entscheidung hinsichtlich des Denkmalschutzes einschätzen.


Klaus Wendroth, Fraktionsvorsitzender der CDU:


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Klaus Wendroth. Foto: Björn Küssner



„Wir sind froh und erleichtert, dass unser klarer Protest nicht auf taube Ohren gestoßen ist, sondern die Denkmalbehörde eingelenkt hat. Alles andere wäre einem normal denkenden Menschen auch nicht zu vermitteln gewesen! Ich bin zuversichtlich, dass sich die Denkmalbehörde auch in den anstehenden Planungen kompromissbereit zeigt und konstruktiv an einer praktikablen Lösung mitarbeitet. Allerdings scheue ich mich nicht, erneut mit dem Niedersächsischen Wissenschaftsminister Björn Thümler in Kontakt und vehement für unsere Interessen einzutreten. Sein Ministerium hat schließlich die fachliche Aufsicht. Ich habe Minister Thümler sehr aufgeschlossen für unser Anliegen wahrgenommen und er hat sich ja anschließend auch dahingehend geäußert, dass er einen pragmatischen Weg in dieser Sache anstrebt. Den haben wir in meinen Augen gefunden und deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Sanierung der Stadthalle auch in Hannover positiv begleitet wird."

Carsten Lehmann, Fraktionsvorsitzender der FDP:


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Carsten Lehmann. Foto: Peter Sierigk



"Wir begrüßen die Entscheidung des Landesamtes – das erleichtert einiges - und hoffen auf eine schnelle Umsetzung des Ratsbeschlusses bzw. den Beginn der Sanierungsarbeiten. Wie immer, wenn man im Bestand saniert, weiß man nie, ob es noch Überraschungen gibt. Trotzdem ist die Entscheidung, zu sanieren und nicht neu zu bauen die richtige. Mit dem Umbau der Stadthalle und dem Hotelneubau geht Braunschweig einen wichtigen Schritt weiter in Richtung moderner Kongressstadt.“

Christoph Bratmann, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion:


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Christoph Bratmann, Foto: SPD



"Mit Freude hat unsere Fraktion zur Kenntnis genommen, dass das Parkdeck an der Stadthalle nicht unter Denkmalschutz gestellt wird. Das hätte vor allem dem ästhetischen Empfinden vieler Bürgerinnen und Bürger widersprochen, auch wenn Ästhetik nicht unbedingt immer der ausschlaggebende Aspekt bei der Denkmalpflege ist. Nun können die ursprünglichen Pläne im Hinblick auf den Hotelbau weiterverfolgt und etwaige Mehrkosten vermeiden werden. Die SPD-Fraktion unterstützt weiterhin den vom Rat beschlossenen Weg der Stadthallensanierung und wird die Verwaltung sowie einen ausführenden sogenannten Totalunternehmer daran messen, ob der vorgesehene Zeit- und Finanzrahmen eingehalten werden kann.“

Udo Sommerfeld, Vorsitzender der Linksfraktion:


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Udo Sommerfeld, Foto: Linke



"Beim Thema Stadthallenparkdeck reden alle von Denkmalschutz und Optik. Die Linksfraktion nicht. Wir reden über Verschleuderung von knappen Steuergeldern und Parkdruck im Umfeld der Stadthalle. Die Linksfraktion ist nach wie vor dagegen, dass für 4 Millionen Euro das Parkdeck abgerissen und an gleicher Stelle wieder aufgebaut wird, nur damit die Volksbank ein Kongresshotel mit Anbindung zum Parkdeck und zur Stadthalle errichten kann. Die Linksfraktion ist dafür, dass endlich ein Konzept zur Verbesserung der seit der Bewirtschaftung des Parkdecks und der Straße „An der Stadthalle“ verschärften Parkplatzsituation entwickelt und das vorhandene Parkdeck dabei berücksichtigt wird. Hinzu kommt, dass der Antrag der Linksfraktion, der einen europaweiten Wettbewerb für die bestmögliche Modernisierung der Stadthalle – es entstehen schließlich Kosten von 60 Mio. Euro – vorsah, von den anderen Ratsfraktionen abgelehnt wurde. Stattdessen wurde von den anderen Fraktionen wieder einmal in die Mottenkiste der Privatisierung kommunaler Aufgaben gegriffen und auf Vergleichsvarianten verzichtet. Daher ist ohnehin zu befürchten, dass viel Geld ausgegeben wird, aber keine wirklich zukunftsfähige Modernisierung unserer Stadthalle stattfindet."

Maximian P. Hahn, Fraktionsvorsitzender von DIE FRAKTION P²:


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Maximillian Hahn. Foto:



„Ich finde es sehr sehr schade, dass das Parkdeck nun doch nicht unter Denkmalschutz steht.
Das Parkdeck im Baustil des Brutalismus errichtet, hat das Bahnhofsviertel erst so richtig gemütlich gemacht hat."

Christian Bley, Ratsherr der von DIE FRAKTION P²:


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Christian Bley. Foto: DIE FRAKTION P²



„Ich hatte fest damit gerechnet, dass diese "Augenweide aus wohlgeformtem Beton" unter Denkmalschutz gestellt wird. Wir alle haben so positive Erinnerungen an dieses Parkdeck: Sei es das freudige Entrichten der Parkgebühren, das uns jedes Mal wieder das Herz erwärmt, das Erfassen und Speichern der PKW-Kennzeichen beim Besuch oder einfach das Bestaunen dieser architektonischen Meisterleistung. Mein erster Besuch in Braunschweig begann am Hauptbahnhof mit einer Fahrt mit der 419. Als ich die Stadthalle und das angrenzende Parkdeck sah, dachte ich: "WTF!?". Nach und nach habe ich mich dann an dieses Monstrum gewöhnt. Ja, das Parkdeck ist ein markantes Gebäude - und trotzdem hässlich. Von daher finde ich es natürlich positiv, dass dort kein Denkmalschutz ausgewiesen wurde und somit an dieser Stelle dann demnächst ein anderes, markantes und hoffentlich schöneres (!) Gebäude seinen Platz finden wird. Und natürlich wird weder der Bau des Hotels noch die Sanierung der Stadthalle reibungslos ablaufen. Bei einem Projekt in der Größenordnung muss man immer mit Unvorhergesehenem rechnen. Und wenn das Unvorgehergesehene positiv sein sollte - umso besser. Also, lassen wir uns überraschen."

Wolfgang Büchs, Fraktionsvorsitzender der BIBS:


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Wolfgang Büchs, Foto: BiBS



"Es wäre schon grotesk gewesen und hätte an einen Schildbürgerstreich erinnert, wenn der Denkmalschutz einerseits dem Abriss des südlichen Marstalls und der Reithalle in St. Leonhard auf der gegenüberliegenden Straßenseite zustimmt, aber sich beim Erhalt gerade des wenig inspirierenden Parkdecks der Stadthalle quergestellt hätte. Insofern begrüßt die BIBS diese Entscheidung, die der Stadt wesentlich mehr Spielraum bei der Neugestaltung des Stadthallenkomplexes als Kongresszentrum mit Hotelbau gibt. Kritisch sehen Teile der BIBS weiterhin die Finanzierung des Ganzen über eine Öffentlich Private Partnerschaft (ÖPP)."

Dr. Elke Falke, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen:


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Dr. Elke Flake, Foto: Grüne



„Die Entscheidung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) zum Parkdeck an der Stadthalle finden wir gut und richtig. Unseres Erachtens hat das Parkdeck keinerlei Denkmalwert und sollte daher auch nicht unter Denkmalschutz gestellt werden.

Bei der 1965 eröffneten Stadthalle sieht das anders aus, da sie ein markantes Beispiel für die moderne Architektur der Nachkriegszeit ist. Die Ausweisung dieses Gebäudes als Denkmal können wir besser nachvollziehen. Das hat uns die Entscheidung zwischen den beiden Varianten Neubau und Sanierung deutlich erleichtert. Im Dezember 2017 hat der Rat bekanntlich mit großer Mehrheit für die Sanierung der Stadthalle gestimmt. Klar ist für uns, dass Braunschweig weiterhin eine Stadthalle braucht und dass der bisherige Standort auf jeden Fall beibehalten werden sollte. Einverstanden sind wir auch mit dem sogenannten „Erweiterten Totalunternehmer-Modell“ für diese Sanierungsmaßnahme. Die überlastete Bauverwaltung könnte dieses Großprojekt nicht alleine bewältigen. Für die zeitnahe und gründliche Sanierung der Stadthalle gibt es keine andere realistische bzw. umsetzbare Variante.

Nach dem positiven Ratsbeschluss vom 19. Dezember 2017 ist nun die Stadtverwaltung am Zuge. Wir sind schon sehr gespannt auf das weitere Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. Ein 60-Millionen-Projekt muss natürlich bestmöglich gemanagt werden! Das bedeutet vor allem, dass es ein Integriertes Konzept bzw. eine Gesamtplanung für das Stadthallen-Gelände geben muss. Wenn die Sanierung beginnt, sollte klar sein „wie das eine ins andere greift“. Zu berücksichtigen sind insbesondere der optionale Dritte Saal und der geplante Hotel-Neubau.“

Stefan Wirtz, Fraktionsvorsitzender der AfD:


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Stefan Wirtz. Foto:



In der Verwaltung wird die Entscheidung gegen eine Denkmalschutzwürdigkeit des Parkdecks mit sehr großer Erleichterung aufgenommen worden sein. Eine solche Einordnung als Denkmal hätte das gesamte Konzept der Stadthallensanierung in Frage gestellt und insbesondere den Anbau eines Tagungshotels kaum möglich gemacht. Die geplante verstärkte Nutzung der Stadthalle als Tagungszentrum wäre aber ohne ein in der Nähe liegendes Hotel nicht machbar.
Scheinbar werden aber die Denkmalschutzvorschriften für die Stadthalle selbst nun sehr viel rigider und detaillierter ausfallen; Veränderungen und Sanierungen dürften vielleicht nicht mehr so einfach möglich sein, wie man sich dies im Rathaus bisher vorstellte. Höhere Kosten und weiterer Aufwand könnten drohen. Bleibt abzuwarten, welche Vorgaben von der Landesbehörde noch entwickelt werden.

Wir veröffentlichen die Stellungnahmen in der Reihenfolge ihrer Rückmeldungen.

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