Stillstand in Braunschweig - So lief der Tag ohne Busse und Bahnen

von André Ehlers




Braunschweig. „Wir hatten natürlich mehr als üblich zu tun, konnten aber rund 90 Prozent der Aufträge innerhalb von 10 Minuten erledigen.“ Taxi-Ruf-Chef Burkhard Scheller ist zufrieden mit dem Ablauf des Streiktages.



Von den rund 160 Taxen in Braunschweig fahren 74 unter seiner Flagge. „Wir haben eigentlich sogar mit mehr Fahrten gerechnet“, gibt er zu, „offenbar haben sich viele auf diesen Tag eingestellt.“ Immerhin gab es zehn Mal mehr Vorbestellungen als üblich.


Busse und Bahnen im Depot




Etwa 110 000 Fahrgäste und 20 000 Schüler nutzen täglich die Braunschweiger Verkehrs-AG. Sie mussten sich an diesem Montag nach Alternativen umsehen. Die 140 Busse und 40 Straßenbahnen parkten im Depot. Der einzige Mann, der dort pünktlich seinen Dienst antrat, war Sprecher Christopher Graffam. Er legte nahezu einen Telefon-Marathon hin: „Übermäßig viele Beschwerden gab es allerdings nicht. Es ist alles einigermaßen gut über die Bühne gegangen“, so seine Bilanz. Nach der Gewerkschafts-Kundgebung vor dem Rathaus versammelten sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Betriebsgelände. Für die Streikenden herrscht Anwesenheitspflicht. „Das ist kein freier Tag“, erklärt Graffam, „die Kollegen müssen zur Dienstzeit erscheinen.“

Trillerpfeifen-Lärm vor dem Rathaus




Mehr als 1000 Streikende hatten sich am Morgen von verschiedenen Sammelpunkten der Stadt zum Rathaus aufgemacht. Hier begann um 10 Uhr die Kundgebung. In den gewohnt kämpferischen Reden ging es natürlich in erster Linie um die Forderungen nach 3,5 Prozent mehr Gehalt. Angeprangert wurde zudem, dass von der Gegenseite bislang kein Angebot vorläge. Ein Seitenhieb auf die aktuelle Diäten-Erhöhung durfte ebensowenig fehlen wie auf Uli Hoeneß 27 Mio. Steuerschuld. Ohrenbetäubender Lärm aus hunderten von Trillerpfeifen sorgten für geschlossene Bürofenster in der Verwaltung.

Nächster Streik droht


Ab Mitte der Woche gehen die Verhandlungen im Öffentlichen Dienst weiter. Wird auch diese Runde ohne Ergebnis bleiben, droht in Braunschweig der nächste Streik. Schon Anfang nächster Woche könnten dann die Räder in der Stadt wieder stillstehen, heißt es aus Gewerkschafts-Kreisen.

Burkhard Scheller und seinen Taxi-Kollegen käme das nicht wirklich ungelegen. Der milde Winter hat für spürbare Einbußen gesorgt. Streiktage bei der Verkehrs-AG zahlen sich hier wiederum kräftig aus.

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