Verkehrschaos: Verwaltung sieht Problem bei der A39 Baustelle

Nach scharfer Kritik an der Baustellenplanung äußert sich die Stadt nun zu den Verkehrsproblemen in Braunschweig.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Der Frust vieler Berufstätiger, Pendler, Händler, Unternehmer sowie Besucher der Braunschweiger Innenstadt wegen der aktuellen angespannten Verkehrslage in Braunschweig hat bereits zu öffentlicher Kritik geführt. Zuletzt äußerte sich die IHK dazu. Nun bezog die Stadtverwaltung Stellung zur Baustellenplanung, die für das Verkehrschaos verantwortlich sei. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Stadt hervor.



In den vergangenen Tagen ist der Verkehrsfluss im Stadtgebiet besonders zu den Stoßzeiten von baustellenbedingten Einschränkungen und Staus geprägt worden. Die Stadtverwaltung könne nachvollziehen, dass die Autofahrer damit nicht zufrieden sind.

"Die städtische Baukoordinierung stimmt die Tiefbauprojekte im Stadtgebiet kontinuierlich zu einem mehrjährigen Bauprogramm ab", betont Stadtbaurat Heinz Leuer. "Es ist deshalb ausgesprochen misslich, dass die Autobahn GmbH ihren Zeitplan bei den Bauarbeiten am Autobahnkreuz Süd der A 39 betriebsbedingt anpassen und die Erneuerung der Asphaltfahrbahn überraschend vorziehen musste", so Leuer weiter. Dies führt in der Konsequenz zu terminlichen Überschneidungen bei Maßnahmen, die eigentlich zeitlich aufeinander abgestimmt hintereinander durchgeführt werden sollten.

Es erfolge kontinuierlich ein intensiver Austausch der städtischen Baukoordinierung mit den über 15 öffentlichen und privaten Maßnahmenträgern sowie eine enge Zusammenarbeit mit weiteren städtischen Einrichtungen wie dem Baustellenmanagement, der Feuerwehr und Polizei.

Baumaßnahmen an A39 sei schuld


"Eine reibungslose Durchführung aller Maßnahmen gelingt trotz dieser Bemühungen nicht immer", räumt die Stadt ein. So habe die Autobahn GmbH des Bundes die Erneuerung der Asphaltfahrbahn auf der A 39 terminlich vorgezogen. Ein wesentlicher Faktor sei die einstreifige Verkehrsführung in Fahrtrichtung Salzgitter, die zu massiven Rückstauungen des Verkehrs auf der A 39 geführt und damit Ausweichverkehre im Stadtgebiet verursacht habe. Seit einigen Jahren bestünden zudem Bauarbeiten am Kreuz-Süd unter Federführung der Autobahn GmbH, durch die die aktuellen Einschränkungen, insbesondere mit der einstreifigen Verkehrsführung auf der A39, hervorgerufen worden seien.

"Unter anderem aus diesem Grunde war die parallel stattfindende städtische Fahrbahndeckensanierung zwischen Lessingplatz und Kalenwall – trotz dringender Notwendigkeit - zu Lasten des Straßenzustands mehrfach aufgeschoben worden", erklärt die Verwaltung. Jede kurzfristige Verschiebung zur Entzerrung der aktuellen Situation rufe jedoch neue Konflikte mit künftigen Baumaßnahmen hervor und kompliziert Abläufe mit den externen Firmen.

Keine Ausweichmöglichkeiten


Als Beispiel sei genannt, dass eine erneute Verschiebung der städtischen Deckensanierung am Kalenwall/Gieseler auf 2025 eine Kollision mit den Maßnahmen auf der A39 (Sanierung der Rampen Kreuz Süd, durch die Autobahn GmbH) zur Folge gehabt hätte, aber durch eine Überschneidung mit den anstehenden Arbeiten am Hagenmarkt ebenfalls zu zusätzlichen verkehrlichen Engpässen für die Innenstadt gesorgt hätte. Auch eine Verschiebung in die Sommerferien 2024 wäre nicht hilfreich gewesen, da hier bereits andere umfangreiche Arbeiten geplant sind (u.a. am Radeklint), die den Umleitungsverkehr weiter eingeschränkt hätten. In letzter Zeit kommt dabei erschwerend hinzu, dass durch Fachkräfte- und Materialmangel der Maßnahmenträger viel weniger Flexibilität bei der Terminierung von Arbeiten erfährt.

Lösung in Sicht


Für eine Entlastung der Verkehrssituation werde die endgültige Freigabe und Beendigung der Arbeiten im Kreuz Süd sorgen. Die Arbeiten seien bereits weit fortgeschritten. "Die Stadt Braunschweig befindet sich in intensiver Abstimmung mit der Autobahn GmbH, damit auch die Restarbeiten bis zur vollständigen Freigabe des Kreuzes-Süd baldmöglichst abgeschlossen werden", betont Stadtbaurat Leuer. Geprüft werden solle auch eine Teilfreigabe, um die Situation spürbar zu verbessern.

Für die besonders im Fokus stehenden Maßnahme Kalenwall/Gieseler Knoten gelte Folgendes: Die Baustelle ist im Zeitplan. Zu Beginn der Sommerferien soll die Strecke wieder freigegeben werden. Dann erwartet Leuer eine deutliche Entlastung. Geprüft werde auch eine vorzeitige Teilfreigabe in diesem Bereich.

Die Baustelle Kalenwall/Gieseler Knoten wurde auf das weitere Bauprogramm abgestimmt. Sie wurde nicht nur wegen der ursprünglichen Planung auf der A39 nicht in die verkehrsärmere Zeit der Sommerferien gelegt, sondern auch, weil die Umleitungen beide über den Bereich Radeklint führen. Dort werden mit Beginn der Sommerferien die Stadtbahngleise erneuert. Da dieses unter Einstellung des Stadtbahnbetriebes erfolgen muss, ist diese Maßnahme in den Sommerferien (fahrgastarme Zeit) geplant. Als Teil derselben Baumaßnahme beginnen die Arbeiten an der Kreuzung Celler Straße/Petritorwall (Verbesserungen für den Radverkehr entlang der Wallringroute).

Hintergrund: Baustellenkoordinierung


Konkret bedeutet Baustellenkoordinierung die technische, verkehrliche und terminliche Abstimmung aller Maßnahmen mit verkehrlicher Relevanz der Folgejahre. Auch für 2024 wurden die Maßnahmen intensiv erörtert und mit allen aktuellen und zukünftigen Maßnahmen abgestimmt.

So werden bereits gegenwärtig die Maßnahmen der nächsten fünf Jahre untereinander abgestimmt. Die Vermeidung von Überschneidungen von Baumaßnahmen, die zu verkehrlicher Überlastung führen, ist dabei stets ein wichtiges Ziel, so die Verwaltung.

Dabei werden die laufenden Maßnahmen berücksichtigt, aber auch die anstehenden Maßnahmen des Folgejahres betrachtet. Die Entscheidungen für oder gegen eine Verkehrsführung werden immer in Abwägung aller Belange getroffen, insbesondere die der Rettungsdienste.

Durch die langen Betrachtungshorizonte und die enge Abstimmung gelänge es in der Regel, größere Überschneidungen zu vermeiden und die Leistungsfähigkeit des Verkehrsnetzes aufrechtzuerhalten. Leider gibt es aber gerade im verkehrlichen Bereich Unwägbarkeiten, die dann zu den Staus führen, die für alle Verkehrsteilnehmenden herausfordernd sind.

Die Stadt führt weiter aus:"Mit vielen der wichtigen Themen unserer Zeit ist Tiefbauaktivität verbunden. Die Investitionsvolumina erhöhen sich nachweislich im Rahmen der Energiewende (Netzausbau Fernwärme und Strom), der Verkehrswende (Stärkung des Schienenverkehrs, Ausbau der Ladeinfrastruktur) und als Antwort auf den Klimawandel (Erneuerung und Ertüchtigung des Kanalnetzes, Starkregen) nennenswert. So werden im Jahr 2024 mehr als 100 Mio. Euro im Bereich Leitungs-, Straßen- und ÖPNV-Infrastruktur verbaut. Es geht um die Koordination von mehreren hundert mittleren und großen Projekten mit unterschiedlicher, aber meist hoher Prioritätensetzung. Die Baukoordinierung wirkt auf die unterschiedlichen Maßnahmenträger (z.B. Autobahn GmbH, BSVG, BS|Netz, SE|BS, Telekom) ein, um ebensolche Überschneidungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch Themen wie Großveranstaltungen und das Weihnachtsgeschäft – aber ganz besonders die Erreichbarkeit der Innenstadt – werden selbstverständlich in alle Überlegungen mit einbezogen."

Dabei müssedie entstehende Flächenkonkurrenz bestmöglich in einen Kompromiss gebracht werden, um den hohen Sanierungs- und Ausbaubedarf an der städtischen Infrastruktur durchzuführen und den Verkehrsfluss bestmöglich aufrechtzuerhalten.

Wie jedes Jahr will die Stadt Braunschweig rechtzeitig vor Beginn der Sommerferien eine Pressemitteilung zu den Ferienbaustellen veröffentlichen. Darin sollen auch weitere aktuelle Informationen zur verkehrlichen Entlastung und zu den Umleitungsstrecken zur Verfügung gestellt werden.


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