Von Bandung bis Omaha: Die Löwenstadt und ihre Partnerstädte

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Braunschweig hat insgesamt neun Partnerstädte. regionalHeute.de stellt diese in zwei Teilen vor. Collage: Anke Donner
Braunschweig hat insgesamt neun Partnerstädte. regionalHeute.de stellt diese in zwei Teilen vor. Collage: Anke Donner

Braunschweig. Die Stadt Braunschweig pflegt seit Jahrzehnten intensiven Kontakt zu ihren Partnerstädten - insgesamt neun in Deutschland, Indonesien, China, Frankreich, Israel, Amerika, Großbritannien, Russische Föderation und Tunesien. regionalHeute.de stellt die Partnerstädte in zwei Teilen vor. Heute: Bandung, Nîmes, Sousse und Omaha.


Viele der Verbindungen bestehen schon viele Jahrzehnte und werden auch heute noch intensiv gepflegt. Regelmäßig finden gegenseitige Besuche der Partnerstädte statt. Auch Schüleraustausche und Praktika werden ermöglicht.Junge Menschen haben so die Gelegenheit, andere Länder und Gebräuche kennenzulernen. Als ehemaliges Mitglied des europäischen Handelsbundes der Hanse möchte die Löwenstadt so die Tradition einer aufgeschlossenen Stadt aufrechthalten. Für die Stadt sind eben diese Partnerschaften, die sich über den gesamten Erdball verteilen, einwichtiges Instrument zur Völkerverständigung. Mit regelmäßigen Bürgerkontakten, intensivem Kulturaustausch und einem ausgeprägten Augenmerk auf den Austausch von Schüler- und Jugendgruppen sind sie Grundlage für gute internationale Beziehungen und ein vereintes Europa.

Bandung/Indonesien - Das "Paris von Java"


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Adventsfeier der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft (von links): Klaus Wendroth (Fraktionsvorsitzender CDU), Simone Wilimzig-Wilke (Ratsfrau SPD), Singgih Yuwono (Konsul Republik Indonesien), Bürgermeisterin Annegret Ihbe und Wolfgang Sehrt (Präsident DIG). Foto: Nickel



Bandung liegt auf einer von Bergen umschlossenen Hochebene, durchschnittlich 700 Meter über dem Meeresspiegel. Dieser topographischen Gegebenheit verdankt die Stadt auch ihren Namen, denn Bandung bedeutete früher soviel wie "Damm". Heute ist Bandung die Hauptstadt der Provinz Java und mit mehr als 2,4 Millionen Einwohnern das kulturelle Zentrum der Sunda-Region. Die Geschichte Bandungs ist seit 1596 stark geprägt durch die bis 1948 dauernde Kolonialherrschaft der Niederländer, die die Stadtentwicklung schnell vorantrieben und schon früh europäische Einflüsse nach Bandung brachten. Anfang des 20. Jahrhunderts war Bandung auch als "Paris von Java" bekannt, weil reiche Europäerinnen und Europäer nach einem modernen Lebensstil verlangten und das Aussehen der Stadt prägten. Die ersten Kontakte mit Bandung wurden auf Anregung von Professor Georg Eckert, Direktor des Internationalen Schulbuchinstitutes in Braunschweig, bei der ersten Deutsch-Indonesischen Historikerkonferenz der Deutschen UNESCO-Kommission 1957 geknüpft. Am 24. Mai 1960 vereinbarten die Städte eine Partnerschaft – die erste zwischen einer deutschen und einer südostasiatischen Stadt. Bald kamen regelmäßig Praktikanten aus Bandung nach Braunschweig, um sich über Verwaltungsabläufe in Deutschland zu informieren.

Der erste Jugendaustausch fand 1985 statt. Im gleichen Jahr wurde eine offizielle Partnerschaft zwischen dem Institut für Technologie in Bandung und der TU Braunschweig geschlossen, zwei Jahre später zwischen den Kunsthochschulen beider Städte. Seit Jahren werden Kontakte zwischen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. in Braunschweig und der in Bandung angesiedelten Luftfahrtindustrie gepflegt.

Im Februar 2016 besuchte eine Braunschweiger Delegation gemeinsam mit einer Delegation des indonesischen Generalkonsulats aus Hamburg die Stadt Bandung, um sich über neue Kooperationsmöglichkeiten auszutauschen.

Nîmes/Frankreich - Das französische Rom


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Oberbürgermeister Ulrich Markurth sprach beim offiziellen Empfang der Stadt Nîmes im vergangenen Jahr ein Grußwort. Foto: Stadt Braunschweig / Gülcan Solak



Als Kolonie des römischen Reiches wurde Nîmes im Herzen Südfrankreichs vor rund 2.000 Jahren gegründet und ist heute mit 155.000 Einwohnern die Hauptstadt des Departements Gard. Der provenzalische Einfluss in der Stadt ist unverkennbar. Großzügige Boulevards, die auf ehemaligen Festungsgräben verlaufen, prägen die Stadt. Viele Baudenkmäler wie das Amphitheater, das Maison Carrée und der Tour Magne stammen aus der römischen Antike. Einen Kontrast dazu bilden Bauten namhafter Architekten, die in jüngster Zeit entstanden sind. Im September 1959, während des Besuches einer Schülerschauspielgruppe aus Nîmes in Braunschweig, wurden die ersten Kontakte für eine engere Verbindung zwischen beiden Städten geknüpft, die in den folgenden Jahren vertieft wurden.

Im März 1962 wurde die Partnerschaft zwischen Nîmes und Braunschweig durch die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde offiziell besiegelt. Damit war der Weg frei für vielfältigste Begegnungen: Sportgruppen und Schulklassen, kulturelle Vereinigungen, Jugendverbände, Auszubildende, Postbedienstete, Zivildienstleistende und Senioren besuchten die Partnerstädte. Weiterhin bildet das Städtische Klinikum über viele Jahre Schwesternschülerinnen aus Nîmes aus.


Sousse/Tunesien - Die Perle des Sahels


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Eine Delegation mit hochrangigen Verwaltungsvertretern aus der tunesischen Partnerstadt Sousse war 2016 zu Gast in Braunschweig. Foto: Nielsen/Stadt Braunschweig



Sousse ist mit 173.000 Einwohnern drittgrößte Stadt der Republik Tunesien. Als geographische Mitte des tunesischen Sahels (Region der Mittelmeerküste) ist sie gleichzeitig wirtschaftliches und kulturelles Zentrum dieser Region und durch den nahe gelegenen internationalen Flughafen Monastir aus aller Welt gut zu erreichen. Sousse ist eine Stadt antiken Ursprungs und hieß früher "Hadrumete". Aus ihr entstand die Altstadt oder "Medina", die noch heute von prächtigen Mauern umgeben ist und ein beachtenswertes Museum beherbergt. Die ersten Kontakte zu Sousse entstanden 1965 durch junge Tunesier, die in Braunschweig studierten. Im Mai 1967 nahm zum ersten Mal eine Folkloregruppe aus Sousse am internationalen Pfingstjugendtreffen in Braunschweig teil. Seitdem gab es viele Aktivitäten, sowohl in Braunschweig als auch in Sousse, an denen Jugend-, Sportler-, Künstler- und Folkloregruppen teilnahmen. Auch wurden mehrere Ausstellungen in den beiden Städten gezeigt. Am 5. September 1980 unterzeichneten die Repräsentanten beider Städte in Sousse den Partnerschaftsvertrag, der die seit 1973 bestehende Städtefreundschaft ablöste.

Omaha/USA - Stadt in den "Heartlands"


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Braunschweiger Jugendliche in Omaha/Nebraska beim Abschiedsabend im April 2015. Foto: Privat



Die Freundschaftsstadt in den Heartlands befindet sich im Herzen der Vereinigten Staaten direkt an der "Interstate 80", der einzigen durchgängigen Straße zwischen Atlantik- und Pazifikküste. Omaha wurde von Siedlern aus dem angrenzenden Staat Iowa gegründet, denen es erst 1854 erlaubt war, den Missouri zu überqueren, um sich am westlichen Ufer des Flusses niederzulassen. Nach einer Indianerlegende bedeutet der Name Omaha "höher als alle anderen an einem Strom gelegen". Nachdem Präsident Abraham Lincoln Omaha zunächst zur Endstation der ersten transkontinentalen Eisenbahn bestimmt hatte, strömten Einwanderer aus Europa in den rasch wachsenden Ort, darunter viele Deutsche.

Die Beziehungen zu Braunschweig beruhen auf der 1985 gestarteten Initiative der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft in Omaha. In den folgenden Jahren wurden Austauschprogramme für Jugendliche und Erwachsene beider Städte aufgelegt. Schulpartnerschaften sowie Kontakte zwischen der TU Braunschweig und der Universität von Nebraska in Omaha entwickelten sich zu intensiven Verbindungen.

Nach dem Besuch einer offiziellen Delegation aus Omaha im Herbst 1991 wurde ein halbes Jahr später, am 22. Mai 1992, der Freundschaftsvertrag in Braunschweig unterzeichnet. Aus diesem Anlass beteiligte sich Omaha an der Harz+Heide-Ausstellung. Eine offizielle Delegation aus Braunschweig trat ihren Gegenbesuch noch im selben Jahr an.

Danach begannen regelmäßige Jugend- und Schüleraustauschprogramme, Studienreisen und Kulturveranstaltungen. Der von der Abteilung für Jugendförderung organisierte Jugendaustausch und der Studentenaustausch zwischen den Universitäten finden regelmäßig statt. Die Abteilung für Wirtschaftsentwicklung der Handelskammer in Omaha hat ebenfalls großes Interesse an einem Austausch mit Braunschweig und entsendet daher regelmäßig Mitarbeiter nach Braunschweig, die in Zusammenarbeit mit der IHK Braunschweig und der Braunschweig Zukunft GmbH verschiedene Braunschweiger Firmen und Start-up-Unternehmen besuchen, um Kontakte zu knüpften und Kooperationsmöglichkeiten mit ähnlichen Institutionen in Omaha zu diskutieren.

Im zweiten Teil folgenMagdeburg, Kiryat Tivon, Kasan, Zhuhai und Bath.


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