Wolfenbüttel. Im gestrigen Rat der Stadt Wolfenbüttel stand unter Tagesordnungspunkt 18.1 das Thema Neubau des Sportheims an der Sportanlage "Meesche" zur Entscheidung. Nachdem das Thema bereits im Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt, Sport und Freizeit, Wirtschaft und Finanzen und im Verwaltungsausschuss diskutiert wurde, kam es nun zu einem Beschluss.
Das Thema des Neubaus eines Vereinsheims auf dem Meesche-Gelände beschäftigt die Stadt Wolfenbüttel nun schon seit 2013. "Im Rahmen des Sportentwicklungskonzeptes, das die Rahmenbedingungen des Sports im Stadtgebiet optimieren soll, hat die Stadt Wolfenbüttel bereits im Jahr 2013 eine umfassende Sanierung der Sportanlage Meesche beschlossen", erklärt die Vorlage die Ausgangslage. Am gestrigen Mittwoch sollte dann endlich eine Entscheidung zur Umsetzung der Umgestaltung her. Doch einfach viel die Wahl nicht. Insgesamt vier Varianten eines möglich Neubaus wurden konzipiert. Die Verwaltung entschied sich, vorerst über die kostenintensive, ursprüngliche Variante I abstimmen zu lassen und bei Ablehnung dieser gegebenenfalls die Varianten II bis IV zur Abstimmung zu stellen. Die extreme Mehrbelastung des Haushaltes solle durch Einsparungen und Verschiebung anderer Projekte kompensiert werden.
Variante I: 1,8 Millionen Euro mehr
In der Vorlage steht zur Variante I: "Das Maßnahmenbudget erhöht sich durch die Kostenerhöhung im Hochbau sowie die bereits im Haushaltsplan 2018/19 enthaltenen Ansätze für die Sanierung der Brücke und des Parkplatzes von ursprünglich insgesamt 10.140.000 Euro auf nunmehr bis zu 11.900.000 Euro in Variante I." Außerdem würden "durch diesen Maßnahmenbeschluss auch Maßgaben für die Haushaltsplanung 2020 beschlossen, die von der Verwaltung bei der Haushaltsaufstellung zu berücksichtigen sind."
Nach der Vorstellung des Themas durch Jan Schröder von der SPD-Fraktion entfaltete sich eine lebhafte Diskussion über verschiedene Aspekte der Neugestaltung. Den Anfang machte dabei Jürgen Selke-Witzel von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. "Bei Mehrkosten von 1,8 Millionen Euro sollten wir vielleicht im Rat doch noch einmal darüber sprechen", begann er. Es handele sich nicht nur um ein Vereinsheim, sondern um ein ambitioniertes Projekt für die Nutzung durch Vereine und Schulen. Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen wolle die Maßnahme keinesfalls verzögern, aber mehrere Varianten waren ihnen wichtig. Die Fraktion selber spreche sich für Variante IV aus.
Variante IV (aus der Vorlage):
"Anders als vom Architekturunternehmen vorgeschlagen (Variante II) wäre auch eine Reduzierung der Gebäudefläche um lediglich 17 Prozent denkbar. Dabei würde lediglich der Bewegungsraum vollständig entfallen; der dafür gewonnene Platz könnte für eine Nasszelle und zwei Umkleideräume herangezogen werden. Somit würden - anders als bei den
Varianten II und III - die Einschränkungen der Funktionsflächen entfallen, da insgesamt mehr Grundfläche zur Verfügung stünde. Neben der Variante I böte diese Möglichkeit (außer dem Bewegungsraum) die stärkste Orientierung am abgestimmten Raumprogramm und eine möglichst hohe Beibehaltung der gewünschten Funktionalität. Die Grundform des Gebäudes würden sich allerdings auch hier ändern. Die verglaste Fassadenfläche müsste stärker als bei Variante II und ähnlich zur Variante III reduziert werden, da der (einsehbare) Bewegungsraum wegfällt."
Kosten: 3.050.000 € | Einsparungen zum Siegerentwurf: - 600.000 Euro
Mehrkosten im Vergleich zum aktuellen Haushaltsansatz: + 1.200.000 Euro
Man hätte sich für diese Variante entschieden, um die Ausgaben gegenüber den Bürgern aber auch städtebaulich zu verantworten, so Selke-Witzel. Man versuche mit den Einsparungen in Höhe von 600.000 Euro unnötige Betriebskosten zu sparen. Außerdem sehe man den Bedarf eines Bewegungsraumes nicht, erläutert Selke-Witzel.
Wo kommen die Mehrkosten her?
Doch nicht nur die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte Redebedarf. Auch die AfD in Person von Manfred Wolfrum hatte Fragen und Anregungen mitzuteilen. "Es ist überraschend, dass von März bis jetzt 1,8 Millionen Euro Mehrkosten aufgetaucht sind. Wo kommen die her? Haben die Architekten da etwas verschwitzt?", fragte Wolfrum in die Runde. Zunächst sei die AfD ebenfalls nicht von einem nötigen Bewegungsraum überzeugt gewesen, das hätte sich jedoch geändert. Wenn ein solcher Raum notwendig sei, dann solle man ihn besser jetzt bauen, statt in zwei Jahren festzustellen, dass er doch fehle und das Projekt dann erneut aufzurollen. Daher werde sich die AfDfür Variante Iaussprechen, folgert Wolfrum.
Kritik hatte er außerdem an der Aufteilung der Anzahl an geplanten Toiletten im neuen Sportzentrum. Es seien sieben Toiletten für Damen geplant, 14 für Männer. Die Differenz sei zu groß, weshalb man dafür plädiere das Verhältnis durch eine Planänderung auf neun zu zwölf anzupassen, erklärt Wolfrum.
"Unvergleichbare Kostenexplosion"
"Die FDP wird die Anpassung nicht mittragen! Es handelt sich hier um eine unvergleichbare Kostenexplosion. Wir waren bisher immer stolz darauf, den Kostenrahmen von Projekten eingehalten zu haben", so Rudolf Ordon in seinem Statement. Man habe eine Luxusvariante geplant und bestimmte Kriterien vernachlässigt. Der Bewegungsraum sei für 65 Quadratmeter geplant. Wenn man sich im Vergleich die Schulsporthallen ansehe, die zirka 300 Quadratmeter Fläche hätten, sei schnell klar, dass für Klassen von zirka 30 Schülern der neue Raum kaum sinnvoll nutzbar wäre, führte Ordon weiter aus. Außerdem wäre es ihm nicht ersichtlich, weshalb man bei sechs Sportplätzen zehn Umkleidekabinen brauche. Schüler würden die Umkleiden und Duschen eh kaum nutzen, das wisse er aus seiner Zeit an den Gymnasien.
Zum Änderungsantrag Wolfrums in Bezug auf die Toilettenverteilung hatte Ordon außerdem zu sagen: "Auf der Meesche wird hauptsächlich Fußball gespielt, daher kommt das Verhältnis. Der Antrag ist nicht sachgemäß."
"Ein großer Schluck aus der Pulle"
„Ich bin begeistert, zumindest ein Teil der AfD ist lernfähig, herzlichen Glückwunsch“, mit diesen provokanten Worten eröffnete Jan Schröder seine Erklärung. "Damit liegen sie auf einer Ebene mit großen Teilen der SPD-Fraktion." Die SPD werde sich mehrheitlich der VarianteI anschließen. Sicherlich sei es ein "Großer Schluck aus der Pulle“, aberman sei schon mit 2,61 Millionen Euro Kosten ins Rennen gegangen. Deshalb sei es „nur“ ein Mehr von einer Million Euro, so Schröder. Bei den 2,61 Millionen Euro wären die Kosten für den Bewegungsraum schon inbegriffen gewesen. Der Bewegungsraum sei von Schulen gewünscht und sinnvoll. Auch jetzt werde das Gelände schon von Gymnastik- und Ballettgruppen mitgenutzt. Die zu bauende Anlage sei für 40 bis 50 Jahre geplant. Wenn die Feststellung, dass der Raum gebraucht werde, später kommt, dann entstünden noch weitere Mehrkosten.
"Es wird ein Vereinszentrum, nicht nur ein Heim"
Auch die CDU wird mehrheitlich der Variante I zustimmen und das habe seine Gründe, erklärt Winfried Pink von der CDU. Der Bedarf für einen Bewegungsraum sei nachgewiesen, man habe mit dem MTV gesprochen. Es gebe Bedarf für Kinder, Senioren und auch Archivräume. Der MTV zähle zu den fünf größten Vereinen in Niedersachsen und der Neubau solle ein Vereinszentrum, nicht nur ein Vereinsheim werden, so Pink weiter. Sonst gebe es in fünf Jahren einen Anbauantrag. Er selbst sei auch niemand, der Geld mit beiden Händen rausschmeiße, aber man habe gerade jetzt genug in der Kasse, um das Projekt umzusetzen. "Wenn wir es jetzt nicht tun, wo das Geld da ist, wer weiß, wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht? Wir freuen uns von der CDU auf die neuen Räumlichkeiten", schließt Winfried Pink.
"Können nicht über die Größe diskutieren"
Den letzten Redebeitrag vor der letztendlichen Abstimmung lieferte Ralf Achilles von der SPD Fraktion."Ich glaube wer die Diskussion verfolgt hat, weiß, dass ich ein Kritiker des Projekts bin. Aber hier geht es um eine Grundsatzentscheidung, die wir getroffen haben. Die Anlage soll für Vereins- und Schulsport zur Verfügung stehen. Wir können hier nicht über die Größe diskutieren. Die Umsetzung soll für die nächsten Jahrzehnte funktionieren. Nachdem der Bewegungsraum ins Spiel kam, hätte man ihn direkt ablehnen müssen, nicht erst nachdem alle Fachausschüsse mit dem Thema durch sind", erklärt Achilles.
Anschließend kam es dann endlich zur Abstimmung. Wie aus den Redebeiträgen schon fast zu vermuten war, brauchte es die geplante Abstimmung über eine andere Variante als die erste nicht. Bei sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde das ursprüngliche Konzept mit den entsprechenden Mehrkosten von 1,8 Millionen Euro beschlossen.
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