Cleverer Bankmitarbeiter vereitelte Erfolg eines Schockanrufers

Die falschen Polizeibeamten erklärten der Seniorin, dass ihre Tochter einen "Doppelmord" begangen habe und wiesen sie an, eine Kaution und Entschädigung für die Angehörigen zu zahlen.

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(Symbolbild) | Foto: Die Videomanufaktur

Goslar. Dem Misstrauen eines aufmerksamen Mitarbeiters eines Vienenburger Geldinstituts sei es zu verdanken, dass die perfide Masche einer laut einem Polizeibericht "offensichtlich überregional agierenden" Betrügerbande am gestrigen Donnerstag nicht zum Erfolg führte. Eine 73-jährige Frau aus Goslar erhielt gegen 12.30 Uhr einen Telefonanruf durch einen angeblichen Polizeibeamten, der ihr mitteilte, dass ihre Tochter einen Verkehrsunfall verursacht habe.


Anschließend sei eine Frauenstimme ans Telefon, die weinend den Unfall bestätigte. Sie weinte so sehr, dass sie kaum zu verstehen gewese sei. Dann übernahm der Polizeibeamte wieder das Gespräch, und wies die Dame an, das Handy nicht auszuschalten und aufzulegen. Es folgte ein weiterer Anruf mit der Nachricht, dass die angefahrene Frau im Krankenhaus liegen würde und schwer verletzt sei.

Bei einem weiteren Anruf sagte man ihr, dass die Frau inzwischen verstorben und zudem schwanger gewesen sei. Die Tochter müsse nun damit rechnen, für mehrere Jahre ins Gefängnis zu kommen, da es sich um einen Doppelmord handeln würde. Der diensthabende Oberstaatsanwalt habe sich den Fall angesehen und da die Tochter keine Vorstrafen hätte, würde man es so regeln können, dass eine Kaution in Höhe von 25.000 Euro zu zahlen sei.

Beim nächsten Anruf meldete sich nun der vermeintliche Oberstaatsanwalt und teilte mit, dass sogar eine Anklage vermeiden werden könnte, wenn man den Unfallopfern weitere 30.000 Euro zusprechen könnte. Dann müsse man auch die Presse nicht informieren, und der Fall würde auch nicht in die Öffentlichkeit gelangen.

Bankmitarbeiter trotz Vorwand skeptisch


Allerdings sollte der Betrag unbedingt in bar beim Amtsgericht Goslar bis 15 Uhr eingezahlt werden, sonst sei nichts mehr zu machen. Die 73-jährige Frau war geschockt fuhr daraufhin sofort zu ihrer Hausbank nach Vienenburg. Hierbei wurde sie durch die Täter angewiesen, das Telefon nicht auszuschalten. In der Bank gaukelte sie dem Mitarbeiter vor, das Geld für einen Hauskauf zu benötigen. Der Banker glaubte ihr jedoch nicht und handelte vorbildlich, indem er sofort die Polizei einschaltete, wodurch der Schwindel aufgeflogen sei.

Durch das eingeschaltete Handy der 73-Jährigen hatten die Täter, so die Polizei abschließend, leider ebenfalls den Braten gerochen, so dass zur Übergabezeit kein Bote der Bande am Amtsgericht Goslar erschien.

Auch versuchte Taten für Polizei von Bedeutung


Die Polizei Goslar nimmt diesen Fall zum Anlass, vor dem Hintergrund der auch in anderen Polizeiinspektionen derzeit wieder vermehrt auftauchenden Betrugsmasche die Bevölkerung nicht nur zu warnen, sondern möglicherweise Betroffene zu ermutigen, sich bei der Polizei zu melden, um diesbezüglich Anzeige zu erstatten. Auch wenn kein finanzieller Schaden eingetreten ist, können mögliche Hinweise aus jeder versuchten Tat für die polizeiliche Ermittlungsarbeit von Bedeutung sein.


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